[h4] Peter-Paul Zahl (geboren am 14. März 1944 in Freiburg im Breisgau; gestorben am 24. Januar 2011 in Port Antonio, Jamaika) war ein in Deutschland geborener anarchistisch-libertärer Autor und Regisseur. Zuletzt besaß er die doppelte deutsch-jamaikanische Staatsbürgerschaft.
Sein umfangreiches Werk, das Lyrik, Prosa und Theaterstücke umfasst, ist geprägt von der Politisierung der Literatur in der westdeutschen Gesellschaft als Folge der 68er-Proteste. Er wurde 1980 für den Schelmenroman „Die Glücklichen“ und 1995 für den Kriminalroman „Der schöne Mann“ ausgezeichnet.
In den späten 1960er Jahren wurde er in West-Berlin als Herausgeber des Untergrundmagazins „Agit 883“ und als Herausgeber und Autor subkultureller Schriften aus dem linksradikalen Gesellschaftsumfeld bekannt, was ihn in den Fokus der Rechtswissenschaft rückte Durchsetzung.
Nachdem er auf der Flucht vor der Polizei bei einer Schießerei einen Polizisten lebensgefährlich verletzt hatte, war er von 1972 bis 1982 inhaftiert. 1976 verurteilte ihn das Landgericht Düsseldorf wegen zweifachen versuchten Mordes zu einer Haftstrafe von 15 Jahren. Im Gefängnis intensivierte Zahl seine literarische Arbeit. Anschließend engagierte er sich in der Kulturpolitik für die New Jewel Movement in Grenada und die Sandinistas (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) in Nicaragua. Ab 1985 lebte er hauptsächlich in Jamaika.
== Leben ==
=== Kindheit und Jugend ===
Zahl wurde im vorletzten Jahr des Zweiten Weltkriegs in Freiburg, Deutschland, als Sohn der Sekretärin Hilde Zahl und des Anwalts Paul Zahl geboren. Seine Eltern blieben dort im Jahr 1944, als sein Vater wegen einer schweren Kriegsverletzung und einer Beinamputation medizinisch behandelt wurde. Gegen Ende des Krieges zog die Familie mit ihrem einjährigen Kind zurück in ihre Heimatstadt Feldberg (Schwarzwald) in Mecklenburg, wo der Vater den Kinderbuchverlag „Peter-Paul“ gründete. 1947 nach seinem Sohn benannt. Das Unternehmen war erfolgreich und entwickelte sich bald zum zweitgrößten Kinderbuchverlag in der DDR.[https://mecklenburgstrelitz.wordpress.com/2011/05/28/der -peter-paul-verlag-in-feldberg-eine-bibliografie/ Der Verlag von Peter Paul in Feldberg] – eine Bibliographie, ''Mecklenburg-Strelitz Blog'', 28. Mai 2011 Als privat geführtes Unternehmen Dies stand jedoch im Widerspruch zur staatlichen Wirtschaftsplanung, und 1951 wurde Paul Zahl eine neue Lizenz zur Fortführung des Unternehmens verweigert. Aufgrund weiterer Schwierigkeiten mit den staatlichen Behörden zog die Familie Zahl 1953 in die Bundesrepublik Deutschland und ließ sich zunächst in Wülfrath und später in Ratingen im Rheinland nieder.Christoph Links: ''Die verschwundenen Verlage der SBZ/ DDR: Zwischenbericht zu einem Forschungsprojekt. In: Björn Biester, Carsten Wurm (Hrsg.): ''2016.'' Archiv für Geschichte des Buchhandels, Band 71, S. 235–260. [https://www.degruyter.com/ doi:10.1515/9783110462227-009], [https://pirckheimer-gesellschaft.org/sites/default/files/m_231_leseprobe_links_verlage.pdf pirckheimer-gesellschaft.org] (PDF; 531  ;kB)
Die Eingewöhnung in die neue Umgebung fiel der Familie schwer, da der Vater arbeitslos blieb und es Probleme mit der Auszahlung seiner Kriegsrente gab. Etwa zwei Jahrzehnte später beschrieb Peter-Paul Zahl selbst den Umzug in den Westen als das Ende einer „äußerst schönen und glücklichen Kindheit“.Peter-Paul Zahl: ''Lebenslauf einer Unperson.'' In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ 3. Auflage. 1978, S. 15-48, hier S. 27
Er besuchte zunächst das Gymnasium in Velbert, dann bis zur Mittleren Reife in Ratingen, bevor er von 1961 bis 1964 in Düsseldorf eine Lehre als kleiner Offsetdrucker abschloss und die Gesellenprüfung mit abschloss die Note „sehr gut“. Während seiner Lehrzeit galt er bei seinen Vorgesetzten als „schwierig“ und „kritisch“. Er war politisch aktiv und trat der Druck- und Papiergewerkschaft (Deutschland) und der Kriegsdienstverweigerungsgesellschaft bei.Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom 12. März 1976, abgedruckt in : Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 86-101, hier S. 87
=== Westberlin 1964 bis 1972 ===
Im Jahr 1964 verlegte Zahl seinen Hauptwohnsitz nach West-Berlin, um der Wehrpflicht (Rekrutierung in Deutschland) zu entgehen, die aufgrund des alliierten Rechtsvorbehaltes für Bürger in den westlichen Sektoren der Stadt nicht umgesetzt wurde. Er arbeitete als Drucker und besuchte die Abendschule und Vorlesungen an der Freien Universität Berlin, um Schriftsteller zu werden. Doch schon bald kehrte er der institutionellen Bildung den Rücken: „Sie bringen einem sowieso nicht das Schreiben bei.“ Im Gegenteil, sie bringen nur deinen Stil und dein Klassenbewusstsein durcheinander.Peter-Paul Zahl in einem Brief an Rudi Dutschke, 24.-25. März 1978: Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder : Widerstand im Übergang und mittendrin.'' In: ''Georg Büchner Jahrbuch.'' Berlin 1984, S. 37
1965 heiratete er seine Freundin Urte Wienen, ebenfalls aus seiner ehemaligen Heimatstadt Ratingen. Das Paar hatte zwei Kinder, Raoul-Kostja, geboren am 16. Juli 1969, und Nadezhda, geboren 1971.Vgl. „Zahl, Peter-Paul.“ In: Walter Habel (Hrsg.): „Wer ist wer?“ „Das deutsche Who’s who.“ 24. Auflage. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1377.
Nach der Geburt ihrer Tochter zog Zahl in eine Wohngemeinschaft. Er wurde aus der gemeinsamen Wohnung mit seiner Frau vertrieben, weil er wiederholt nicht im ehelichen Haushalt angetroffen wurde. Die Ehe wurde 1973 geschieden.
Ende 1965 unterstützte Zahl eine Initiative des Kabarettisten Wolfgang Neuss gegen den Vietnamkrieg. Auch Zahls erste Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in Zeitschriften und auf Flugblättern stammen aus dem Jahr 1965. 1966 wurde er Mitglied der „Dortmunder Gruppe 61“, einer von Max von der Grün initiierten literarischen Gruppe, deren Ziel es war eine Verbindung zwischen Schriftstellern und Industriearbeitern herzustellen. Sein erster Roman „Von jemandem, der sich auf den Weg machte, Geld zu verdienen“ erschien 1970 im Düsseldorfer Karl-Rauch-Verlag und erlangte große öffentliche Beachtung.Gregor Dotzauer: „Peter-Paul Zahl: Das System ist.“ der Fehler.'' In: ''Tagesspiegel'' vom 25. Januar 2011, abgerufen am 9. März 2012.
1965/66 kam er mit der westdeutschen Studentenbewegung in Kontakt, aus der sich die damalige Außerparlamentarische Opposition (APO) entwickelte. Nach der Bildung der Großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1966/67 und der Diskussion um die Notstandsgesetze Gesetze wurde die APO zu einer gesellschaftlich relevanten Opposition gegen das System mit revolutionären Ambitionen. Zahl unterstützte die Prinzipien der Bewegung, weigerte sich jedoch, mit von Studenten dominierten Organisationen wie dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) in Verbindung gebracht zu werden. Er sah sich als Teil einer proletarischen Jugend, einer Mischung aus „jungen Arbeitern, Kreuzberger Böhmen, deutschen Wehrmachtsflüchtlingen, jungen Buchhändlern“.Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: „Widerstand im Übergang und mittendrin.“ S. 39
Mit finanzieller Unterstützung seiner Schwiegereltern gründete Zahl 1967 zusammen mit seiner Frau in der Urbanstraße in Kreuzberg das Druck- und Verlagshaus „Zahl-Wienen“. Neben Unternehmensbriefpapier und Werbung druckte das Unternehmen verschiedene Publikationen und Plakate für die subkulturelle linke politische Szene. Der Verlag veröffentlichte hauptsächlich gegenkulturelle Zeitschriften, wie zum Beispiel die zweite Ausgabe von „Pro These“ im Jahr 1967. „Zeitschrift für Unvollkommene“ des Astrologen Hans Taeger, sowie Ratskommunist und Anarchist Texte, darunter „Spartacus: zeitschrift für lesbare literatur“ (1967–1970)„Spartacus: zeitschrift für lesbare literatur“ – [https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode =true&query=idn%3D011172142 DNB 011172142] – Katalogeintrag der Deutschen Nationalbibliothek
und die Zeitschrift „pp-quadrat“ (1968–1970).[https://portal.dnb.de/opac.htm?query=pp-quadrat&method=simpleSearch pp-quadrat] – Katalog der Deutschen Nationalbibliothek; abgerufen am 9. März 2012 Der erste ''pp-quadrat''-Band enthielt die Broschüre ''amerikanischer Faschismus'' von Bernd Kramer, eine weitere die Beschreibung von Günter Wallraffs Selbstversuch mit Meskalin|''Meskalin'' . Die Ausgaben zeichneten sich häufig durch künstlerisch gestaltete Collagen, Holzschnitte und Lithographien aus.
Ab Februar 1969 produzierte die Druckerei die anarchistisch-libertäre Zeitschrift Agit 883, an deren Redaktion Zahl bis 1971 beteiligt war. Dies spiegelte die Zersplitterung der APO in verschiedene Fraktionen nach ihrem Höhepunkt 1967/1968 wider. In zahlreichen Artikeln ging sie auf die umstrittene Frage des Übergangs vom Protest zum bewaffneten Widerstand ein, die sich in Teilen der Bewegung nach dem Attentat auf Rudi Dutschke im Vorjahr gestellt hatte. Als für die großformatige Zeitung – sie wurde auf DIN-A2-Platten gedruckt – größere Maschinen angeschafft wurden, zog das Unternehmen in geeignetere Räumlichkeiten in der Wederstraße 91 in Britz um. Im August 1969, nach Erscheinen der Ausgabe 25, kam es zum ersten Mal zu einer Razzia im Unternehmen. Denn auf dem Cover war der damalige Innensenator Kurt Neubauer mit dem von den Behörden als beleidigend empfundenen Schriftzug „Gesucht wegen Entführung“ abgebildet. Es folgten weitere Durchsuchungen im Rahmen einer strafrechtlichen Untersuchung der Agit 883, unter anderem der Anti-Vietnamkriegstexte in Heft 61 vom Mai 1970, die der Kommandeur des amerikanischen Sektors in Berlin der Polizei gemeldet hatte. Zahl wurde von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen freigesprochen, da nicht nachgewiesen werden konnte, dass er als Drucker den Text kannte.Peter-Paul Zahl: ''Lebenslauf einer Unperson.'' In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl.“ Eine Dokumentation.'' S. 37
Nach internen Streitigkeiten innerhalb der Redaktion des Magazins verließ Zahl 1971 „Agit 883“ und gründete das anarchistische Untergrundmagazin „Fizz (Magazin)“ (Fizz), das bis 1972 zehn Ausgaben veröffentlichte. Das Magazin befürwortete die Gründung eines Stadtguerillakrieg|Stadtguerillabewegung und stützte sich auf amerikanische subkulturelle Bewegungen wie Black Power|Black Power und Weather Underground.''[https://www.haschrebellen.de/fizz-review Fizz. Der kurze Sommer der gedruckten Anarchie – oder die Notwendigkeit klandestiner Zeitungen -sogenannte Hash-Rebellen. Ein großer Teil der gewalttätigen Gruppe Tupamaros West-Berlin (Tupamaros West-Berlin), die auf dem Konzept des Stadtguerillakriegs basierte und sich Anfang 1972 mit der Bewegung des 2. Juni (Bewegung des 2. Juni) zusammenschloss , wurde aus dieser Gruppe rekrutiert.
Bereits 1970 engagierte sich Zahl in einer kleinen, geheimen Organisation namens „Up Against the Wall Motherfucker | Up against the Wall, Motherfuckers“! Das Unternehmen war darauf spezialisiert, Pässe für in Berlin stationierte G.I.|GIs zu fälschen, die nicht bereit waren, im Krieg zu dienen, um nach Schweden zu fliehen.
1971 erhoben die Behörden Anklage gegen Zahl wegen „öffentlicher Anstiftung zu einer Straftat“ und eröffneten das Verfahren gegen ihn erneut. In dem Fall ging es um ein Plakat des späteren RAF-Mitglieds Holger Meins. Es trug den Titel „Freiheit für alle Gefangenen!“ und war im Mai 1970 aus der Druckerei beschlagnahmt worden. Das Bild bestand aus einer Sonnenblume im Stil einer Granate und Patronenhülsen (Patronen (Schusswaffen)) mit den Namen von Internationale Guerillakriegsführung, Guerilla- und Befreiungsbewegung, Befreiungsbewegungen wie der „Vietcong“ im damaligen Südvietnam, die Tupamaros in Uruguay und die Black Panther Party in den USA, die auf den Blütenblättern eingraviert sind.[https ://www.palestineposterproject.org/sites/aod/files/imagecache/poster_images_full/posters/LibMovementFlower_PPPA.jpg Bild des Plakats, das Ende April 1970 von Holger Meins entworfen und Anfang Mai veröffentlicht wurde] auf palestineposterproject.org , abgerufen am 28. Mai 2012 Zahl wurde am 17. April 1972 zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.Heinrich Hannover: ''Die Republik vor Gericht. 1954–1974. „Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts.“ Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-7466-7031-4, S. 410
=== Inhaftierung 1972 bis 1982 ===
==== Schießerei ====
Später im Jahr 1972 geriet Zahl unter den Verdacht, an einem von der RAF im Februar desselben Jahres begangenen Banküberfall beteiligt gewesen zu sein, was jedoch nicht bewiesen werden konnte. Er wurde auf die Fahndungsliste gesetzt und zur „gesuchten Person“ erklärt. Im Sommer des Jahres beschaffte er sich falsche Papiere und eine Schusswaffe und tauchte bei Freunden und Bekannten unter.Heinrich Hannover: „Die Republik vor Gericht.“ 1954–1974. „Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts.“ Berlin 2000, S. 411 Als er am 14. Dezember 1972 in Düsseldorf versuchte, ein Auto zu mieten, wurde er von zwei Polizisten konfrontiert. Zahl versuchte zu fliehen und wurde von den Beamten verfolgt. Es kam zu einem Schusswechsel, bei dem Zahl einem der Beamten tödlich in die Brust schoss. Der Flüchtige ergab sich schließlich und wurde mit einer Schusswunde am Oberarm festgenommen.''Bedauert nicht.'' In: Der Spiegel. Nr. 7, 1980, S. 80-82 ([https://www.spiegel.de/politik/bedauert-nicht-a-2fa5714c-0002-0001-0000-000014324336?context=issue online]). Rekonstruktionen des Verbrechens, basierend auf Augenzeugenaussagen und geborgene Patronenhülsen deuten darauf hin, dass Zahl mindestens drei, wahrscheinlich vier Schüsse abgefeuert hat und dass die Beamten mindestens neun Schüsse abgefeuert haben.Heinrich Hannover: „Die Republik vor Gericht.“ 1954–1974. „Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts.“ Berlin 2000, S. 412 Als Zahl nach seiner Festnahme mit der schweren Verletzung des Polizisten konfrontiert wurde, gab er an, dass er es nicht beabsichtigt hatte.Gerhard Mauz: „Ich wollte nicht um jeden Preis fliehen.“ In: Der Spiegel.'' Nr. 24, 1977, S. 99-103 ([https://www.spiegel.de/politik/ich-wollte-nicht-um-jeden-preis-fliehen-a -124a183c-0002-0001-0000-000040887601?context=issue online]). In einem Artikel über spätere Bemühungen, den Fall im Februar 1980 wieder aufzurollen, kam Der Spiegel|''Der Spiegel'' auf der Grundlage der fachmännische Rekonstruktion der Ereignisse ergab, dass die Tötungsabsicht zweifelhaft und Zahls Aussage glaubwürdig war.
==== Überzeugungen ====
Am 24. Mai 1974 wurde Zahl vom Landgericht Düsseldorf wegen fortgesetzter Ordnungswidrigkeit im Zusammenhang mit gefährlicher Körperverletzung zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht lehnte eine Tötungsabsicht, auch in Form einer bedingten Absicht, ab und erklärte: „Die Tötung eines Menschenlebens steht nicht im Einklang mit der Persönlichkeit.“ Nachdem die Anklage Berufung eingelegt hatte, hob der 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs das Urteil 1975 mit der Begründung auf, das erstinstanzliche Gericht habe „den Rechtsbegriff des bedingten Vorsatzes falsch ausgelegt“. Dies ist der Fall, „wenn der Täter bewusst in Kauf nimmt, dass seine Tat, auf die er auf keinen Fall verzichten will, die schädliche Wirkung herbeiführen kann, die er für möglich und nicht ganz fern hält“. Darüber hinaus musste das Landgericht Düsseldorf darlegen, „welche Umstände die Erwartungen oder gar berechtigten Hoffnungen des Angeklagten begründen könnten, dass er seine Verfolger nur schädigen, nicht aber töten würde“.Urteil des Bundesgerichtshofs vom 29.07. 1975 (3 STR 119/75), nachgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl.“ Eine Dokumentation.'' S. 81-85, hier S. 83
In einem erneuten Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf wurde Zahl am 12. März 1976 wegen versuchten Mordes in zwei Fällen zu insgesamt 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht schloss sich dem Bundesgerichtshof an und sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte die Tötung der beiden Polizisten „duldete“. Er habe „zweifellos erkannt“, dass durch die von ihm abgegebenen Schüsse „die Möglichkeit tödlicher Verletzungen“ bestehe, und habe dies auch „gebilligt“, wenn es dazu kommen sollte. Die Merkmale des Mordes unten
waren darin zu sehen, dass der Angeklagte die Straftaten der Urkundenfälschung, des unerlaubten Waffenbesitzes und der gefährlichen Körperverletzung verheimlichen wollte.Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom 12. März 1976, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.'' S. 86-101, hier S. 96.
In seinen Schlussworten sprach Zahl von den „Definitionen des Faschismus/der Faschisierung der westdeutschen Gesellschaft“ und der „Überwachung der Politik“. Nach einer längeren Diskussion darüber, wie Gewalt vom Staat ausgeht, antwortete er auf ein Zitat von Walter Benjamin , dass es dort, wo Kapital, Staat und Bürokratie regieren, keine gewaltfreie Einigung geben kann. Schließlich erklärte er, dass jeder, der „so gefährlich“ sei, wie er dargestellt werde, „physisch vernichtet werden muss, wenn er es wagt, weiter um Leben und Tod zu kämpfen.“ Menschenwürde, auch im Gefängnis. Wenn nicht durch den Schornstein, dann mindestens - 15 Jahre.Peter-Paul Zahl: ''Strafrecht oder Gesinnungsjustiz.'' Schlussrede vor Gericht, Düsseldorf 12. März 1976, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 103–121, hier S. 117.
Im zweiten Satz wandte das Gericht die Höchststrafe von 15 Jahren an, verwies auf Zahls politischen Hintergrund und stellte fest, dass der Angeklagte „von einem tiefen Hass auf unseren Staat erfasst“ sei.Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom März 12, 1976, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 100.
Das Urteil löste eine öffentliche Kontroverse aus, der Autor selbst bezeichnete es als „elfjährige Haftstrafe“. In der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 11. Februar 1977 schrieb Fritz J Raddatz fragte, wie die Kammern des Landgerichts zu so unterschiedlichen Urteilen kommen konnten. Auch wenn er keinen Freibrief für „Freischießenfreaks“ forderte, konnte man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, „dass hier neben der Verurteilung einer Tat auch eine Haltung bestraft wird.“ =":4">Fritz J. Raddatz: ''[https://www.zeit.de/1977/07/nachdenken-ueber-peter-paul-zahl/komplettansicht Nachdenken über Peter-Paul Zahl. Von der Befragbarkeit der In: „Die Zeit“ vom 10. Februar 1977, abgerufen am 31. März 2012 Fünf Monate später, im Juli 1977, widersprach der Journalist Gerhard Mauz im Nachrichtenmagazin „Der Justiz“. Spiegel“; Zahl habe kein besonderes „Terrorurteil“ erlebt, sondern das, was andere Straftäter erlebt hätten: „Er stieß auf den Rechtsbegriff des bedingten Vorsatzes.“
Das Gedicht „im namen des volkes“, in dem Zahl seine Sicht auf die Verurteilungen literarisch zum Ausdruck brachte, wurde häufig in Kommentaren zitiert:
hat mich verurteilt
die Leute
[...]
bis vier Jahre
Inhaftierung
am 12. März 1976
verurteilt
mich bei den Leuten
[...]
in der gleichen Angelegenheit
bis fünfzehn Jahre
Inhaftierung
Ich denke
das sollte ausmachen
die Leute
untereinander
und verlass mich
Lass mich da raus.“Peter-Paul Zahl: „im namen des volkes.“ In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Das Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S . 165 f.
==== Satz ====
In den ersten Jahren seiner Haftstrafe wurde Zahl in Einzelhaft gehalten, zunächst in der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf, dann ab 1977 in der Justizvollzugsanstalt Werl und gelegentlich in der Justizvollzugsanstalt Bochum. Er betrachtete sich als politischen Gefangenen und nahm an mehreren kollektiven Hungerstreiks für bessere Haftbedingungen teil, die von RAF-Häftlingen organisiert wurden, die zu dieser Zeit auch in verschiedenen Gefängnissen saßen.''[https://www.zeit.zeit .de/1978/34/erbrochene-worte Erbrochene Worte]''. In: Die Zeit, Nr. 34/1978 Die Zeit im Gefängnis nutzte er für ein umfangreiches literarisches Schaffen, das er als überlebenssicher bezeichnete. 1974 wurde die Veröffentlichung eines Romanmanuskripts mit dem Titel „Isolation“, das er aus dem Gefängnis an einen Verleger schickte, per Gerichtsbeschluss verboten, da seine Veröffentlichung die „Sicherheit und Ordnung“ des Gefängnisses gefährden könnte.Beschluss des Bezirksgerichts Düsseldorf Gericht vom 21. August 1974, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl.“ Eine Dokumentation.'' S. 149 Dies führte zu öffentlichen Protesten des PEN-Zentrums Deutschland (PEN-Zentrum Deutschland) und des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der Text erschien 1979 unter der Leitung des Literaturwissenschaftlers Ralf Schnell im Band „Schreiben ist ein monologisches Medium“. Dialoge mit und über Peter-Paul Zahl''.
Im Februar 1980 verlieh die Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung dem inhaftierten Schriftsteller für seinen Roman „Die Glücklichen“ den Literaturpreis der Stadt Bremen. Zur Preisverleihung durfte er das Gefängnis verlassen und den Preis persönlich entgegennehmen. Das Ereignis wurde öffentlich als „kulturpolitischer Skandal“ diskutiert. Narren aus der Zelle. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1980, S. 197–198 ([https:/ /www.spiegel.de/kultur/narren-aus-der-zelle-a-ee87f21b-0002-0001-0000-000014325162?context=issue online]). 1980 wurde Zahl in die Justizvollzugsanstalt Tegel verlegt Korrektur in Berlin. 1981 wurde er aus der Haft entlassen und konnte diesen Status 1981/1982 für ein Regievolontariat an der Berliner Schaubühne nutzen. In dieser Zeit schrieb er auch ein Theaterstück über Georg Elser, das uraufgeführt in der Spielzeit 1981/1982 am Schauspielhaus Bochum|''Schauspielhaus Bochum''. Peter-Paul Zahl: ''Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama.'' In: Schauspielhaus Bochum (Hrsg.): '' Programmbuch.'' Nr. 31. ''Schauspielhaus Bochum, Bochum 1982.'' Er konnte der Uraufführung am 27. Februar 1982 beiwohnen, da er Hafturlaub erhielt.
Im Dezember 1982 wurde Peter Paul Zahl nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haftstrafe aus der Haft entlassen. Zuvor war im November 1980 ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt worden, und im April 1981 war ein von Heinrich Böll, Ernesto Cardenal und anderen prominenten Kulturschaffenden unterstützter Antrag auf Begnadigung abgelehnt worden.
=== Mittelamerika 1983 bis 2011 ===
Nach seiner Haftentlassung verzichtete Peter-Paul Zahl auf politische Aktivitäten in Westdeutschland. In einem Interview mit der „Tageszeitung (taz)“ erklärte er Mitte der 1990er Jahre, dass er andernfalls gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hätte. Er hatte die Hausbesetzer-Demonstrationen als eine unglaublich spannende Zeit erlebt, aber auch die Militanz der Polizei: „Ich habe Deutschland aktiv Buße tun lassen, aber es hat die Bewährungsfrist nicht bestanden. [...] Ich kann mich nicht beweisen.“ fünf Jahre lang, wenn ich das mitmache, lande ich wieder im Gefängnis.“Thomas Pampuch: ''[https://taz.de/!5128013/ Der Halbjamaikaner] ''. In: ''Die Tageszeitung|taz'', 25. Januar 2011, abgerufen am 3. April 2012
Stattdessen nahm er mehrere Einladungen aus dem Ausland an. Er unterstützte verschiedene neomarxistische (neomarxistische) Bewegungen in Mittelamerika, wie die von Maurice Bishop angeführte New Jewel Movement im südöstlichen karibischen Inselstaat Grenada und die SNLF (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) in Nicaragua. Zahl akzeptierte einen Antrag des grenadischen Bildungsministeriums, ein Theater zu errichten, wurde jedoch nach der US-Invasion in Grenada aus dem Land ausgewiesen. Invasion im Jahr 1983.http://www.inkrit.de/argument/archiv/DA151.pdf (Link nicht verfügbar) 1984 nahm er am „Tuscany Summer“ teil Universität'' in Italien und verbrachte Zeit auf den Seychellen.
Auf Empfehlung von Ernesto Cardenal, Nicaraguas Kulturminister während der nicaraguanischen Revolution 1979–1987, übernahm Zahl 1985 die Ausbildung von Schauspielern und Regisseuren in einem Populärkulturzentrum in Bluefields, Nicaragua (Bluefields) an der Karibikküste. Er ging nach sieben Monaten, weil er, wie er sagt, Probleme mit dem Rassismus und Machismo der sandinistischen Hardliner hatte. Trotz dieser relativ enttäuschenden Erfahrungen blieb Zahl seiner bevorzugten Interpretation des „karibischen Lebensstils“ treu. 1985 ließ er sich in Portland, Jamaika (Long Bay, Portland, Jamaika) nieder. In einem Interview erklärte er, dass er die Faulheit des Landes schätze, „wenn Sie also etwas tun wollen ein bisschen locker, Jamaika ist das ideale Land dafür. Die Menschen hier sind anarchoid, das heißt, sie hassen Autoritäten und sind sehr antiautoritär und daher sehr willensstark.Ernst Volland: „Peter Paul Zahl, '' Interview Frühjahr 1994, veröffentlicht auf [https://blogs.taz.de/vollandsblog/2011/01/27/peter_paul_zahl/ blogs.taz.de am 27. Januar 2011], abgerufen am 27. März 2012.
1986 heiratete er zum zweiten Mal. Seine Frau brachte im Dezember desselben Jahres eine Tochter zur Welt. In den folgenden Jahren zog Zahl mit seiner Familie mehrmals zwischen Long Bay und Ratingen im Rheinland um. Laut einigen Autorenprofilen hat er insgesamt neun Kinder in fünf verschiedenen Ländern, darunter drei Stieftöchter.[https://www.chbeck.de/trefferliste.aspx?action=author&author=12149 Autor Peter-Paul Zahl ], auf der Website des Verlags C. H. Beck, abgerufen am 27. März 2012 Während seiner regelmäßigen Besuche in Deutschland arbeitete Zahl an Theaterproduktionen und unternahm Lesereisen. Er veröffentlichte weiterhin Prosa und Lyrik, schrieb Theaterstücke für deutsche Theater und begann 1994 mit dem Schreiben von Kriminalromanen.
Im Jahr 1995 wurde Peter-Paul Zahl in Jamaika eingebürgert, ohne zuvor eine Beibehaltungsgenehmigung zur Beibehaltung seiner deutschen Staatsbürgerschaft einzuholen. Dadurch verlor er nach deutschem Recht automatisch seine deutsche Staatsbürgerschaft.[https://web.archive.org/web/20150319042751/http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundesregierung/ BeauftragtefuerIntegration/Staatsangehoerigkeit/verlustStaatsangehoerigk/_node.html Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit] (Memento vom 19. März 2015 im Internet Archive), Beauftragter der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Im September 2002 wurde die deutsche Botschaft in Kingston beschlagnahmt sein Pass.Michael Sontheimer: [https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/literaten-der-pass-des-anarchisten-a-298165.html ''Der Pass des Anarchisten'']. Der Spiegel (Website)|Spiegel Online, 5. Mai 2004; abgerufen am 27. März 2012 Aufgrund eines Antrags auf Wiedereinbürgerung stellte ihm das Bundesverwaltungsamt in Köln am 8. November 2004 eine Einbürgerungsurkunde aus; Das Auswärtige Amt stellte ihm im Mai 2005 einen Reisepass aus. Am 19. April 2006 entschied jedoch das Verwaltungsgericht Berlin, bei dem Zahl Klage eingereicht hatte, dass der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit im Jahr 1995 nicht eingetreten sei, da Zahl diese noch besaß hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wohnsitz in Deutschland und hätte daher nach der bis zum Jahr 2000 geltenden „Inlandsklausel“ keine Aufenthaltserlaubnis benötigt.Otto Diederichs: ''[https://taz.de/Archiv/!p4311/? dig=2006/04/24/a0044 Peter Paul Zahl wieder Deutscher]''. In: taz vom 24. April 2006, abgerufen am 27. März 2012 Zahl behielt auch nach seiner Wiedereinbürgerung die jamaikanische Staatsbürgerschaft.
Peter-Paul Zahl starb am 24. Januar 2011 im Alter von 66 Jahren in einem Krankenhaus in Port Antonio, nachdem er sich im Vorjahr einer Krebsbehandlung in Jamaika und Deutschland unterzogen hatte.Jörg Sundermeier: ''[https ://taz.de/!5128049/ Schriftsteller Peter-Paul Zahl gestorben: Kein Heros vom Establishment.]'' In: taz, 25. Januar 2011, abgerufen am 29. März 2012
== Literarisches Werk ==
Zu den literarischen Werken von Peter-Paul Zahl zählen Gedichte, Essays, Romane und Theaterstücke, aber auch Gesellschaftsreportagen, Appelle, Artikel und Parodien. Er ist vor allem für seine staatskritischen Gedichte und seinen Roman „Die Glücklichen“ bekannt. Ein „Schelmenroman“ entstand im Gefängnis und erschien 1979. Er schrieb für den Rotbuch-Verlag in Berlin. Anlässlich seines 65. Geburtstags im Jahr 2009 und noch mehr in zahlreichen Nachrufen im Jahr 2011 würdigten die deutschen Medien sein gesamtes Schaffen. Sein Werk wurde als zutiefst politisch, aber undogmatisch beschrieben, und er galt laut Herausgeberin Gabriele Dietze als der böse Junge der Literaturszene, weil er in kein Klischee passte.Gabriele Dietze: ' '[https://www.deutschlandradio.de/dkultur/sendungen/thema/1372944/ Der Bad Boy der deutschen Literaturszene. Schriftsteller Peter-Paul Zahl ist tot.]'' Deutschlandradio Kultur, Interview; abgerufen am 31. März 2012Seine Ironie und insbesondere seine Selbstironie sowie sein „sehr humorvolles Verhältnis zu seinem eigenen Text“ werden hervorgehoben.In seinem In seiner Prosa erkundete Peter-Paul Zahl gern „die Abgründe der guten Gesellschaft und setzte den kleinen Gesetzesbrechern Denkmäler“, so der Philologe Wolfgang Harms (Germanist)|Wolfgang Harms.Wolfgang Harms : ''[http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/anti-autoritaerer-aussteiger.html Antiautoritärer Aussteiger. Autor Peter-Paul Zahl wird 65 – Ein Porträt.]'' In: „Die Berliner Literaturkritik.“ 12. März 2009, abgerufen am 16. März 2012 Er galt nicht als politischer Theoretiker oder großer Denker , aber ein kluger und talentierter Schriftsteller und ein guter Geschichtenerzähler. Viele seiner Veröffentlichungen seien „schrill, aggressiv, fast unerträglich plakathaft […] mit spitzen Lanzen“, wie der Kolumnist Fritz J. Raddatz 1977 schrieb, sprechen aber von einer „als lakonische Floskel|Lakonismus getarnten Enttäuschung, ein Schulterzucken.
Aufgrund seiner Biografie und der Kontexte, in denen sein Werk entstand, wurde Zahl mit François Villon, Blaise Cendrars und Miguel de Cervantes verglichen, mit einem klaren Bezug zu seinen literarischen Aktivitäten während der Inhaftierung und Haft.Hans W. Korfmann: ''[https://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2002/juni/mensch.html Peter-Paul Zahl, Autor]''. In: „Kreuzberger Chronik“. 2002, abgerufen am 16. März 2012 Die Suche nach Parallelen zu Erich Mühsam und Ernst Toller scheint auch politisch naheliegend, insbesondere anhand von Tollers 1924 im Gefängnis geschriebenem „Schwalbenbuch“, auf das Peter-Paul Zahls „Gefängnisdichtung“ steht in nichts nach.[http://www.lyrik-lesezeichen.de/schwalbenbuch/ Ernst Toller: ''Das Schwalbenbuch'']< /ref> Zahl selbst bezog sich in seinen Schriften oft auf Georg Büchner und Walter Benjamin und hegte eine besondere Bewunderung für Friedrich Hölderlin. So unterstützte er Mitte der 1970er Jahre die zunächst umstrittene Veröffentlichung der „Frankfurter Hölderlin-Ausgabe“ durch D. E. Sattler mit einem offenen Brief in den „Blättern zur Frankfurter Ausgabe“ Nr. 1:
Zahl publizierte hauptsächlich bei Underground Press Syndicate, aber auch bei namhaften Häusern wie dem Rowohlt Verlag, dem Luchterhand Literaturverlag und Klaus Wagenbach. Sein „Ruf als politischer Aktivist“ überschattete jedoch sein literarisches Ansehen, und am Ende „verachtete ihn das etablierte Literatur-Establishment zunehmend“, schrieb Jörg Sundermeier 2011 in der „taz“.
=== Frühes Werk ===
Die ersten überlieferten Veröffentlichungen von Peter-Paul Zahl sind zwei sogenannte „Spartacus-Flugblattgedichte“ aus dem Jahr 1966. Sie waren als großformatige Wandplakate konzipiert und dienten der Werbung für lyrische Texte, hier unter der Überschrift „Berufsethos“. und „Der Schornsteinmaurer“. Beide wurden in die Sammlung historischer Dokumente des Deutschen Historischen Museums in Berlin aufgenommen.[https://www.dhm.de/gos-cgi-bin/dbsatz.pl?Objekt=95003226&Datenbank=allwww DHM-Datensatz: Peter Paul Zahl: Berufsethik] und [https://www.dhm.de/gos-cgi-bin/dbsatz.pl?Objekt=95003227&Datenbank=allwww DHM-Datensatz: Peter Paul Zahl:] Der Schornsteinmetz, abgerufen am 16. März, 2012 1968 veröffentlichte er die Geschichte „Eleven Steps to a Deed“; Der Verlag Polyphem hat das Buch mit elf Lithografien der Künstlerin Dora Elisabeth von Steiger als limitierten und nummerierten Handdruck gedruckt.
Zahls erster Roman „Von jemandem, der sich auf den Weg machte, Geld zu verdienen“ erschien 1970 und handelt von einem jungen Mann, der auf dem Land keine Arbeit findet und nach West-Berlin kommt. In der Stadt ist er durch persönliche und politische Umstände frustriert, zieht weiter „nach Osten“ und wird von dort als unerwünscht zurückgeschickt. Das Erstlingswerk fand Eingang in die Literaturkritik des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, das betonte, dass das literarisch vernachlässigte Thema der Lohnarbeit auch mit neuen Stilmitteln entgegen dem Veralteten behandelt werden könne Konzept des literarischen Realismus (Realismus). Dies ist nicht nur rhetorischer Natur; Das Buch ist mit kontextbezogenen Collagen aus Fotos, Zeichnungen und Schlagzeilen gestaltet. Das Fazit lautet: „Aber dieses Stück Agitationsliteratur überfordert den Leser...“''Politische Ahnung. Peter-Paul Zahl: „Von einem der auszog, Geld zu verdienen“.'' In: Der Spiegel. Nr. 53, 1970, S. 84-85 ([https://www.spiegel.de/kultur/politische-ahnung-a-040b7bdf-0002-0001-0000-000043822569?context=issue online]).
Zahl veröffentlichte zwischen 1968 und 1970 weitere Texte, insbesondere in der von ihm selbst herausgegebenen Reihe „zwergschul-ergänzungshefte“. Der Epilog zur Ausgabe Nr. 4, das einen Nachdruck von Georg Büchners Hessischem Landboten aus dem Jahr 1834 enthielt, gilt als politisches Statement Zahls. Er hielt die sozialrevolutionäre (sozialrevolutionäre) Bedeutung von Büchners Broschüre für ebenso wichtig wie die des 1848 veröffentlichten Kommunistischen Manifests (Kommunistisches Manifest) von Karl Marx; darüber hinaus waren diese „eloquenten Dokumente deutscher Revolutionäre“ für die unterdrückten Klassen „von höchster Aktualität“.Peter-Paul Zahl: Nachwort zu Georg Büchner. „Georg Büchner. Der Hessische Landbote. In: „zwergschul-ergänzungsheft“, Nr. 4, 1968, zitiert nach: Dietmar Goltschnigg (Hrsg.): „Georg Büchner und die Moderne“. Texte, Analysen, Kommentare; Band II: 1945-1980. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2002, ISBN 978-3-503-06106-8, S. 12 f.
=== Literarische Arbeit im Gefängnis ===
Die Zeit im Gefängnis von 1972 bis 1982 war eine der produktivsten Schaffensperioden von Peter-Paul Zahl. Er sagte: „Ich habe im Gefängnis wahnsinnig viel geschrieben. Um besser zu überleben, [...] Übersetzungen, Essays, den Roman „Die Glücklichen“, eine Unmenge an Klagen, Gedichte.
Neben dem Roman „Die Glücklichen“ und dem Theaterstück „Johann Georg Elser. „Ein deutsches Drama“, mehrere Aufsatz- und Aufsatzbände sowie fünf Gedichtbände und zwei Prosabände. Der Schriftsteller Michael Buselmeier beschreibt seine Lyrik als spezifische und explizite Politik, als Ausdruck des Scheiterns der antiautoritären Bewegung. Er ordnet seine Lyrik politischen Strategien durch ein geschlossenes Begriffssystem als Weltanschauung unter. Dementsprechend ist Widerstand für Zahl keine existenzbiografische Erfahrung, sondern ein kollektiver Widerstand, zu dem die operative „Literatur“ aufrufen muss.Michael Buselmeier: „Bemerkungen zu Peter-Paul Zahl: „Schutzimpfung“.'' In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.'' S. 175 f.
vier Augen haben
Rücken an Rücken
es ist besser zu kämpfen
Du hast mehr Mut“aus: Peter-Paul Zahl: „Impfen.“ In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Das Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 176< /ref>
Ab 1973 schrieb Zahl „Die Glücklichen“, das 1979 erschien und, wie der Untertitel vermuten lässt, zur Gattung des Schelmenromans gehört. Die Helden der Geschichte leben im Milieu einer Kreuzberger Gangsterfamilie, die Erzählperspektive stellt sich auf die Seite einer von Zahl imaginierten marginalisierten und sozial benachteiligten Schicht. Zugleich ist es aber auch eine subjektive Darstellung des Umbruchs der 68er-Bewegung, hin- und hergerissen zwischen staatlicher Repression und der Eskalation der eigenen politischen Probleme. Daher ist die Debatte über einen „bewaffneten Kampf“ im Untergrund ein zentrales Thema; die Protagonisten kritisieren die RAF und die Bewegung des 2. Juni als isolierte „kämpfende Avantgarde“.Enno Stahl: ''[https://www.satt.org/literatur/03_09_raf.html Literatur und Terror. RAF-Rezeption in Romanen der letzten 25 Jahre.]'' September 2003, abgerufen am 30. März 2012 Dem „Mythos der RAF“ werden die subversiven Aktivitäten der Hauptfiguren gegenübergestellt, die in den Vierteln von arbeiten Anarchistische Kreise, die sich als „Subproletariat“ bezeichnen, gründeten eine „Partei gegen Arbeit“ und gaben die Zeitschrift „Die glücklichen Arbeitslosen“ heraus. Dieses wird zwischen dem neunten und zehnten Kapitel als vom Comiczeichner Gerhard Seyfried gestaltetes 25-seitiges Typoskript eingefügt, ebenso wie der gesamte Roman mit Collagen, Zeitungsausschnitten und Zeichnungen durchsetzt und mit verschiedenen Stilformen und Sachtexten durchsetzt ist. Die Erzählung lebt auch von der Spannung zwischen der Fiktion eines sinnlichen, weltlichen Subkulturkollektivs und der isolierten Einzelhaftsituation der Autorin.Sandra Beck: „Reden an die Lebenden und die Toten.“ „Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheimer Literatur- und Kulturwissenschaft, S. 40
In den 1980er Jahren wurde der Roman zum Kultbuch für eine alternative linke Szene, die von den Ereignissen von 1968 beeinflusst war und „begann, sich vom selbstzerstörerischen Aktionismus der RAF zu lösen.“ :9">Harry Nutt: „[https://www.fr.de/kultur/freiheit-glueck-signatur-11426052.html Freiheit und Glück als Signatur]“. In: „Frankfurter Rundschau“ vom Januar 26, 2011, abgerufen am 31. März 2012 Die Radioredakteurin Sabine Peter beschrieb es als „Textdroge, die bei allem Witz auch eine entschiedene Wut auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Ausdruck bringt“.Sabine Peters: [http ://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1204828/ Ein linker Schelmenroman]. In: „Deutschlandfunk“ vom 16. Juni 2010, abgerufen am 16. März 2012 Dreißig Jahre nach seiner Veröffentlichung „Die Glücklichen“ wurde als Werk der Erinnerungskultur eingestuft; laut dem Literaturwissenschaftler Jan Henschen habe Peter-Paul Zahl „einen Ursprungsmythos inszeniert, er habe versucht, Geschichte für sich und seine Generation zugänglich zu machen“. Christine Axer: ''[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2830 Linksalternatives Milieu und Neue Soziale Bewegungen in den 1970er Jahren. Akademiekonferenz für den wissenschaftlichen Nachwuchs.]'' Universität Heidelberg, September 2009, H-Soz-u-Kult, abgerufen am 31. März 2012
=== Bühnenwerke ===
Während seiner letzten zwei Jahre im Gefängnis schrieb Zahl das Theaterstück „Johann Georg Elser. „Ein deutsches Drama“. Er griff die Geschichte von Georg Elser (1903-1945) auf, einem bis dahin in der Öffentlichkeit kaum beachteten Zimmermann, der am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller einen Bombenanschlag auf Adolf Hitler verübte und im Dachau ermordet wurde Konzentrationslager kurz vor Kriegsende. Das Stück war ein Denkmal für die lange Zeit ignorierten Widerstandskämpfer. Darüber hinaus habe Zahl „den deutschen Faschismus aus der Exotik des ‚ganz Anderen‘ herausgeholt und seine erschreckende Nähe und Aktualität gezeigt.“[https://web.archive.org/web/20120603033441/http://www. georg-elser-arbeitskreis.de/texts/theater.pdf ''Das Theater entdeckt Georg Elser'']. (Memento vom 3. Juni 2012 im Internet Archive; PDF; 51 kB) Website der Georg-Elser-Arbeitsgemeinschaft Heidenheim; abgerufen am 18. Januar 2013 Das Stück wurde in der Spielzeit 1981/1982 von Claus Peymann und Hermann Beil am Schauspielhaus Bochum inszeniert und am 27. Februar 1982 unter der Regie von Alfred Kirchner uraufgeführt. Kritiker betonten die Bedeutung beider Elser und die Tatsache, dass es durch den inhaftierten Schriftsteller ans Licht gebracht wurde. Der Spiegel schrieb: „Zahl, der einst ein Held und Märtyrer sein wollte, hat in seinem ‚Elser‘ einen Helden und Märtyrer dargestellt.“ Und das ist ihm gelungen – trotz allem politischen Ballast.''Der Bombenbastler.'' In: Der Spiegel. Nr. 9, 1982, S. 227–229 ([https://www.spiegel.de/kultur/der-bombenbastler-a-79ad1610-0002-0001-0000-000014348383?context=issue online]).
Zahls spätere Bühnenwerke erhielten weder die Aufmerksamkeit noch den Respekt, den das Elser-Stück erhalten hatte. Mit ''Fritz, ein deutscher Held oder Nr. „477 bricht aus“, ein Jugendstück, wurde am 12. Februar 1988 im Nationaltheater Mannheim unter der Regie von René Geiger uraufgeführt. Es ist eine Darstellung der Vereinnahmung Friedrich Schillers durch Politiker und Germanisten aller Epochen.''[https://web.archive.org/web/20091029034043/http://www.theatertexte.de/data/ verlag_autorenagentur/745508/show Fritz, ein deutscher Held oder Nr. 477 bricht aus.]'' (Memento vom 29. Oktober 2009 im Internet Archive), Eintrag im Werkverzeichnis des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverleger, ''theatertexte.de'', 27. März 2001 Zahl schrieb 1990 die Komödie „Die Erpresser“ zusammen mit dem österreichischen Liedermacher Georg Danzer, der das Stück vertonte und drei der Texte schrieb. Von Kritikern, hier in der taz, wurde es als „jugendliches Slapstick-Stück mit alten Politwitzen, Gentleman-Witzen und pompösen Agitprop-Monologen“ zerrissen. Martin Halter: „Terror in Entenhausen. Uraufführung von Peter-Paul Zahls „Die Erpresser.“ In: „taz“ vom 5. Dezember 1990 20. Juni 1998 im Rahmen des Volkstheaters Heidenheim.
=== Jamaikanischer Einfluss ===
1994 veröffentlichte Zahl seinen ersten Kriminalroman „Der schöne Mann“, der ein Jahr später mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. Darin schuf der Autor die Figur des jamaikanischen Privatdetektivs Aubrey Fraser, bekannt als „Ruffneck“ oder „Ruff“, der als lebenslustiger Lebemann nach dem Vorbild von Dashiell Hammett dargestellt wird. Bis 2005 folgten fünf weitere Titel mit diesem Protagonisten. Die Serie wurde von Kritikern als „hervorragende Einführung in die Insel“ gelobt und bietet einen Einblick in das Land und seine Menschen, seine Geschichte, die koloniale Vergangenheit und die sozialen Verhältnisse. Neben der Handlung beschreibt es „das schöne Land mit seinen Menschen, Bräuchen und Besonderheiten, den Geschmack und Geruch der lokalen Küche“, prangert aber auch seine Schattenseiten an, die Verstrickungen von Gewalt, Politik und Korruption.Jörg Witta: ''[https://berlingeschichte.de/lesezei/blz97_05/text29.htm Ungesunde Suche nach Talenten]''. In: ''Berliner Lesezeichen''. Edition Luisenstadt, Ausgabe Mai 1997, abgerufen am 30. März 2012
Im Kinderbuch „Ananzi ist schuld“ von 1999 und in der Kurzgeschichtensammlung „Anancy Mek It“ von 2003 griff Zahl auf die Figur von Anansi|Anancy zurück, einer Spinne mit typischen Trickster-Eigenschaften, die in der jamaikanischen Mythologie verwurzelt sind. Zahl hat außerdem ein Kochbuch über karibische Küche (1998) und einen Reiseführer für seine Wahlheimat (2002) geschrieben.
Zahl veröffentlichte 2002 einen zweiten Schelmenroman, „Der Domraub“. Der in Deutschland spielende Roman erzählt die Geschichte eines in Belgrad geborenen Kunstraubs (Kunstdieb) in der Rolle eines kleinen, sympathischen Gauners, der von zwielichtigen Agenten überredet wird Raub der Schatzkammer des Kölner Doms. Am Ende wird er zum Sündenbock für andere Unterweltdiebe und staatliche Institutionen, die ihn alle ins Gefängnis stecken wollen. Laut Literaturkritikerin Maike Albath ist der Roman als „satirische Abrechnung mit der Gerichtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland“ zu verstehen, doch der Autor geht es zu einfach, wenn er versucht, einen Helden zu erschaffen, der gegen das System zu den Waffen greift mit ein paar altmodischen Plattitüden und abgedroschenen Witzen.Maike Albath: ''Witz komm raus. Peter-Paul Zahl raubt den Kölner Domschatz. In: „Die Süddeutsche“, 22. Juli 2002, [https://www.buecher.de/shop/buecher/der-domraub/zahl-peter-paul/products_products/content/prod_id/10258214/ buecher.de ], abgerufen am 29. März 2012
== Rezeption ==
Die Rezeption seines Werkes war zu seinen Lebzeiten meist von Reflexionen über seine Person und Kontroversen um seine Verurteilungen überschattet. Diese Polarisierung ist in den Nachrufen noch immer deutlich zu erkennen. Während „Die Welt Kompakt“ ihn im Januar 2011 als „anarchistischen Autor“ und „Propagandisten“ für linksextreme Politik|Linksterroristengruppen beschrieb,“[https://www .welt.de/print/die_welt/kultur/article12345047/Kompakt.html Anarcho-Autor Peter-Paul Zahl gestorben]''. In: „Welt Online“ vom 26. Januar 2011, abgerufen am 29. März 2012. Die „Frankfurter Rundschau“ bezeichnete ihn am selben Tag als „politischen Gefangenen“. hatte wegen eines Justizirrtumsskandals viele Jahre im Gefängnis verbracht.
Im Mai 1976 kam es zwischen dem Historiker Golo Mann und dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zu einem Streit über die Beziehung zwischen Person und Werk. Nach der Bekanntgabe des umstrittenen zweiten Urteils gegen Zahl druckte die Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ sein Gedicht „mittel der obrigkeit“ in der von Reich-Ranicki begründeten Reihe „Frankfurter Anthologie“ ab:
diese Gesichter unter dem Tschako
während der Schläge
[...]
Sag nicht: diese Schweine
sagen: Wer hat sie dazu gebracht? Der Veröffentlichung lag ein Kommentar des Dichters Erich Fried bei. In einem Brief vom 26. Mai 1976 fragte Golo Mann: „Wie konnte man die bis dahin so erfolgreiche ‚Frankfurter Anthologie‘ ruinieren und die erbärmlichen Geschichten über diesen Polizistenmörder veröffentlichen, zusammen mit dem dazugehörigen Kommentar von Herrn Fried? Reich-Ranickis Antwort.“ vom 31. Mai 1976 lautete: „Was das Gedicht des Polizistenmörders betrifft, so glaube ich, dass der Satz von Oscar Wilde|Wilde stammt, dass die Tatsache, dass jemand seine Rechnung nicht bezahlt, nicht beweist, dass er schlecht Geige spielt.“ Marcel Reich-Ranicki, Golo Mann: ''Enthusiasten der Literatur. Ein Briefwechsel.'' Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-10-062813-6.
=== Umgang mit der RAF ===
In einem Artikel mit dem Titel „Literatur und Terror“ aus dem Jahr 2003 untersucht der Journalist und Schriftsteller Enno Stahl die Rezeption der RAF in der Literatur und stellt fest, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema aufgrund der „aufgewühlten Atmosphäre“ der 1970er Jahre immer noch mit einem Stigma behaftet sei . Einer der Gründe dafür ist „die mythische Übertreibung der tatsächlichen Wirksamkeit und theoretischen Grundlage der RAF, sowohl im Negativen als auch im Positiven“. Peter-Paul Zahls „Die Glücklichen“ war einer davon die ersten Romane, die sich explizit mit diesem Thema beschäftigten. Als Drucker von „Agit 883“ und Mitherausgeber von „Fizz“ war er mit der Entwicklung „linksradikaler Milieus, insbesondere in“ vertraut Berlin. Der Roman zeichnet diesen Prozess nach und versucht zeitweise, sich mit der „RAF“ und der „Bewegung des 2. Juni“ auseinanderzusetzen. Der Autor behandelt sie mit „einer Haltung kritischer Sympathie“; er zweifelt nicht grundsätzlich an der Legitimität von Gewalt, sondern will sie „vom Volk selbst ausgehen“ sehen:
Zahl greift damit die „Avantgarde des revolutionären Kampfes“ an, deren Handeln zwar nicht moralisch fragwürdig, aber politisch falsch sei. Durch die Entmythologisierung der RAF konstruiert er jedoch gleichzeitig einen neuen Mythos, indem er das „Lumpenproletariat“ und die Spaßguerillas, die er sich vorstellt, auf die gute Seite eines schwarz-weißen Gesellschaftsbildes stellt.
Auch die Literaturwissenschaftlerin Sandra Beck untersucht in einer Studie aus dem Jahr 2008 die Frage nach der literarischen Aufarbeitung des westdeutschen Terrorismus und nimmt Zahls Roman als Beispiel für einen Text, der unter dem direkten Eindruck des Deutschen Herbstes geschrieben wurde. Sie weist auf die mediale Stilisierung des Autors als „RAF-Verbindungsmann“ und „Chef der Bewegung des 2. Juni“ hin, die in den 1970er Jahren begann und dazu führte, dass seine Werke „aus der Perspektive der ‚terroristischen Schriftstellerin‘ rezipiert wurden.“ Sandra Beck: „Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheim Studies in Literary and Cultural Studies, S. 37. Beck geht auf die ausführlichen Beschreibungen des Politischen im Roman ein Entwicklung der radikalen Linken; die Protagonisten verorten sich in einer gemeinsamen Vergangenheit mit der RAF und führen die Diskussion über die Legitimität von Gewalt in direkter Konfrontation mit zitierten, „öffentlich verbotenen Schriften“. Sie lehnen den Terrorismus ab, weil er die gleiche bedingungslose Gewalt ausübt wie das System, das er bekämpft, „so dass Kreativität, Autonomie und Lustbefriedigung durch Brutalität, Disziplin und Dogmatismus ersetzt werden.“ Sandra Beck: „ Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.'' Mannheim Studies in Literary and Cultural Studies, S. 46. Literatur eröffnet im fiktionalen Dialog einen ästhetischen Raum und schafft ihn sofort klar, „dass diese diskursive Auseinandersetzung mit dem Terrorismus der RAF nur im Medium der Fiktion möglich ist.“
=== Gefängnisliteratur ===
1977 gründete Erich Fried die Peter-Paul Zahl Initiative Group, die Dokumentationen zu dem Fall veröffentlichte und sich für die Wiederaufnahme des Prozesses einsetzte.''[https://www.iisg.nl/archives/index.php Initiativegruppe P.P. Zahl (Frankfurt am Main) Archiv.]'' auf der Website des International Institute of Social History, abgerufen am 25. März 2012 Als ein geplantes Proseminar über den inhaftierten Schriftsteller von der Verwaltung der Universität Münster verboten wurde| An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Jahr 1979 sprach sich Fried auf einer Protestveranstaltung gegen das Verbot aus:
In einem anschließenden Vortrag über Gefängnisliteratur erklärte er, dass in Gefängnissen produzierte Schriften Teil einer „respektablen internationalen Tradition“ seien, wobei Fjodor Dostojewski (Fjodor Dostojewski) das bekannteste Beispiel sei. Die Bedeutung der Gefängnisliteratur liegt in ihrer Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse. Texte – insbesondere solche von politisch Inhaftierten, in diesem Fall die Lyrik von Peter-Paul Zahl – dienten nicht nur als Überlebensversuch, sondern auch als Widerstand gegen institutionelle Gewalt.Erich Fried: '' Von einem, der nicht relevant ist: Über das Risiko, sich mit der Literatur P.P. „Zahls auseinandersetzen“, Rede vom 12. Januar 1979. In: Manfred Belting (Hrsg.): „Schriftenreihe zeitgeschichtliche Dokumentation.“ Münster 1979.
Auch Zahls Gedicht „Prisoner's Dream“ wird in diesem Sinne interpretiert:
deine Sachen
Du wirst
sein sofort freigegeben
Ihr Richter
hat gestandenPeter Paul Zahl: ''Häftlingstraum.'' In: ''Alle Türen öffnen sich.'' Berlin 1977
„Gefängnispoesie“ bietet die Möglichkeit, etwas über die Innenwelt von Gefängnissen zu lernen, aber gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Grenzen zwischen richtig und falsch, Richter und Angeklagten, „draußen“ und „drinnen“ verwischt werden. Nicola Kessler: „Der Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene.“ In: Barbara Becker-Cantarino, Inge Stephan (Hrsg.): „Von der Unzerstörbarkeit des Menschen“. Ingeborg Drewitz im literarischen und politischen Feld der 50er bis 80er Jahre.'' Bern 2005, ISBN 3-03910-429-2, S. 130; verfügbar in der Google-Buchsuche
Angeregt durch diese Debatte nahm sich Helmut H. Koch, Professor für Germanistik, dem Thema „offensichtlich brisante Literatur“ an, gründete Anfang der 1980er Jahre die „Dokumentationsstelle für Häftlingsliteratur“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, und ist Mitinitiatorin des 1988 ins Leben gerufenen Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises für Gefangene.''[https://web.archive.org/web/20131223203954/http ://www.randgruppenliteratur.de/gefangenenliteratur/dokumentationsstelle-gefangenenliteratur.html Dokumentationsstelle Gefangenenliteratur – Knastliteratur]'' (Memento vom 23. Dezember 2013 im Internet Archive), abgerufen am 31. März 2012 Koch sieht Gefängnisliteratur als notwendige Ergänzung zur etablierten Literatur, um die von der Gesellschaft weitgehend ignorierte Realität des Gefängnisses sichtbar zu machen.Helmut H. Koch: ''Schreiben und Lesen in sozialen und psychischen Krisensituationen – eine Annäherung.'' In: Johannes Berning, Nicola Keßler, Helmut H. Koch: „Schreiben im Kontext von Schule, Universität, Beruf und Lebensalltag.“ Berlin und Münster 2006, ISBN 3-8258-9260-3, S. 128-135; [https://books.google.de/books?id=_03k4QHhA80C&vq&pg=PA128#v=onepage&q&f=false verfügbar] in der Google Buchsuche
=== Arbeit und Trägheit ===
In einem 1980 posthum veröffentlichten Aufsatz verglich Rudi Dutschke, einer der prominentesten Sprecher der Außerparlamentarischen Opposition (APO), einige Aspekte des Schaffens des Vormärz-Schriftstellers Georg Büchner mit dem von Peter-Paul Zahl. Er betrachtete beide als radikale oppositionelle Dichter, die eine Literatur des Widerstands geschaffen hatten. Zahl war von Büchners existentialistischem „Widerstandsverständnis“ beeinflusst, das er schon in jungen Jahren entwickelt hatte.Rudi Dutschke: „Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin. '' S. 11.
Im Gegensatz dazu beschrieb er Zahls frühe Lyrik als „existentialistische Widerstandsdichtung, im Wesentlichen individualistisch“.Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.'' S. 38 .
In der Zeit nach 1968 lag Zahls Bedeutung in seiner Rolle als Chronist der antiautoritären Bewegung. Seine Veröffentlichungen und mehr noch seine Lebensgeschichte ermöglichten es, den Blick auf die eigene Geschichte zu relativieren und zu konkretisieren.Rudi Dutschke: „Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.“ ' S. 40.
Neben dem Vergleich der Positionen der beiden Autoren zu revolutionären Niederlagen und Liebesfragen liegt der Schwerpunkt von Dutschkes Essay auf der Auseinandersetzung mit „Instrumentellem und wertrationalem Handeln“ als gesellschaftlicher Kategorie. In seiner Arbeit nimmt Büchner oft eine antizipatorische Haltung gegen die Lohnsklaverei ein; Die Frage ist, ob Zahls Ausführungen zur glücklichen Arbeitslosigkeit im gleichen Sinne als Vorboten zukünftiger Arbeitsweisen zu verstehen sind. Als Beispiel nennt er Büchner:
Zahl greift diese radikale Negation der Arbeit im Allgemeinen und der Lohnarbeit im Besonderen auf. Der entfremdete und bedrückende Prozess ist bereits in der Beschreibung von Arbeitsabläufen im Roman „Von jemandem, der auszog, Geld zu verdienen“ präsent, und die Sprache von Büchners Arbeitertypen hallt darin wider:
Dutschke stellte fest, dass „in diesem Roman eine Stimme zu hören war, die nicht der herkömmlichen Bezeichnung ‚Studentenbewegung‘ entsprach, die dominant und standesbewusst propagiert wurde.“''Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.'' S. 54.
Noch deutlicher wird Zahls Sicht auf die Arbeitsverweigerung als Grundbedingung für die Befreiung menschlicher Entwicklungsbedürfnisse in seinem Aufsatz „Trägheit statt/oder Arbeit“, der in bester Tradition Büchners, aber auch Paul Lafargues steht. „Das Recht, faul zu sein“. Zahl versuchte, Lafargue und Bakunin (Michail Bakunin) mit Marx und Engels (Friedrich Engels) in Verbindung zu bringen, was ihm von Teilen der marxistischen Linken den Vorwurf des „Subjektivismus“ einbrachte. Dutschke warf ihnen vor, die Kategorien „Leben“ und „Freizeit“ im Werk von Marx nicht zu kennen.
Im Roman „Die Glücklichen“ bezieht sich Zahl explizit und zentral auf Büchners Verständnis von „Arbeit und Trägheit“. Mit den Schlussworten aus der Komödie „Leonce und Lena“ leitet er die Erzählung einer freizügigen, freigeistigen, vergnügungsorientierten Lebensauffassung der Protagonisten ein, die einen anarcholibertären Sozialismus praktizieren und sich einem rigorosen Dogmatismus widersetzen:Sandra Beck: ''Reden an die Lebenden und die Toten. „Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheimer Literatur- und Kulturwissenschaft, S. 42.
Dutschke bemerkte zu diesem Zitat, dass Büchner grundsätzlich über das „Kleinbürgertum“-Denken im marxistischen Sinne hinausgeht.Rudi Dutschke: „Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.“ S. 52 .
Die Literaturwissenschaftlerin Sandra Beck greift diesen Vergleich auf und führt aus, dass Zahl damit eine Intertextualität (Intertextualität) erschließt und die beschriebene Alternative in eine Märchenwelt verortet, ganz in der Tradition von Büchners Märchen spielen. Ein Scheitern wird erwartet, weil die Protagonisten nicht der Zeit entrückt sind, sondern sich in einem Konflikt mit der Außenwelt befinden. Dies „untergräbt das konkrete Ideal im Rückgriff auf Büchners „Der Hessische Kurier“.Sandra Beck: „Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheim Studies in Literature and Cultural Studies, S. 44.
=== Musikalischer Empfang ===
Im Oktober 1978 vertonten Musiker der Wiener Band „Schmetterlinge“ und der Hamburger Polit-Rockgruppe „Oktober“ Texte aus Zahls Gedichtband „Alle Türen öffnen“ von 1977 und nahmen eine Aufnahme auf Schallplatte|Album. Zusätzlich zu sechs Liedern nahm Flamencogitarrist Miguel Iven das zwanzigminütige Stück „Ninguneo“ auf, einen musikalischen Text über die Ermordung des Dichters Federico García Lorca. Zu den teilnehmenden Musikern gehörten Kalla Wefel, Andreas Hage, Beatrix Neundlinger, Ali Husseini und Willi Resetarits.Zero G Sound: ''[https://zerosounds.blogspot.com/2011/03/p-p-zahl-alle-turen -offen-1978-antagon.html Alle Türen offen]''. 24. März 2011, abgerufen am 21. Mai 2019
Der Hamburger Musiker Achim Reichel vertonte Zahls Gedicht „Bessie kommt“ auf seinem 1980 erschienenen Album „Ungeschminkt“. Auch die Komponisten Holger Münzer|Holger Münzer und Heiner Goebbels sind dafür bekannt, Zahls Texte vertont zu haben.
Die Band „Das Lunsentrio“ veröffentlichte 2021 den Song „Reggae for Peter-Paul Zahl“ auf dem Album „69 Ways to Play Pub Rock“.
== Werkübersicht (Auswahl) ==
=== Gedicht- und Kurzgeschichtensammlungen ===
* ''Elf Schritte zu einer Tat''. Geschichten, mit Lithographien von Dora Elisabeth von Steiger, Berlin 1968
* ''Schutzimpfung''. Gedichte, Berlin 1975
* ''Die Barbaren kommen''. Lyrik und Prosa, Hamburg 1976
* „Wie im Frieden“. Erzählungen, Leverkusen 1976
* ''Alle Türen offen''. Gedichte, Berlin 1977
* ''Freiheitstriebtäter''. Poesie, Prosa, Dekrete, Gesetze, Maßnahmen und eine Valentinade, mit Zeichnungen von Ljubomir Ernst, Hamburg 1979
* ''Konterbande''. A selection of poems, Frankfurt am Main 1982
* ''Aber nein, sagte Bakunin und lachte laut''. Poems, Berlin 1983
* ''Ananzi ist schuld''. Stories from Jamaica, Berlin 1999
* ''Anancy Mek It''. Bedtimes Stories, Kingston 2003
=== Novels and stage works ===
* ''Von einem der auszog, Geld zu verdienen'', Düsseldorf 1970
* ''Die Glücklichen''. Picaresque novel, Berlin 1979
* ''Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama'', Berlin 1982
* ''Liebesstreik!'', Comedy after Aristophanes’ ''Lysistrata'', 1984
* ''Die Insel oder Die Hoffnung der Besiegten'', 1986
* ''Die Erpresser. Eine böse Komödie'', Music and songs by Georg Danzer, Berlin 1990
* ''Der Meisterdieb'', Frankfurt am Main 1992
* ''Fritz, a German hero''. Drama, Vienna 1994
* ''Johann Georg Elser''. Chamber play version, Grafenau 1996
* ''Das Ende Deutschlands'', Berlin 1997
* ''Don Juan oder der Retter der Frauen''. A comedy based on motifs by Tirso de Molina, Grafenau-Döffingen 1998
* ''Der Domraub''. A picaresque novel, Munich 2002
=== Crime novels in the Fraser series ===
* ''Der schöne Mann''. Berlin 1994 (Volume 1)
* ''Nichts wie weg''. Berlin 1994 (Volume 2)
* ''Teufelsdroge Cannabis''. Berlin 1995 (Volume 3); Revised new edition under the title: ''Miss Mary Huana.'' Cologne 2007
* ''Lauf um dein Leben''. Berlin 1996 (Volume 4)
* ''Im Todestrakt''. Frankfurt 2005 (Volume 5)
* ''Kampfhähne''. Frankfurt 2005 (Volume 6)
=== More prose ===
* ''Die Lage der arbeitenden Klasse in Ulster 1970''. Berlin 1970
* ''Das System macht keine Fehler. Es ist der Fehler.'' In: ''Stadtguerilla und Soziale Revolution.'' Emile Marenssin: ''Von der Vorgeschichte zur Geschichte.'' Peter-Paul Zahl: ''Das System macht keine Fehler. Es ist der Fehler.'' Editora Queimada, Haarlem, 2nd ed. 1975; the first edition was published under the title: ''Die Baader Meinhof Bande oder Revolutionäre Gewalt'', Editora Queimada, Haarlem 1974
* ''Eingreifende oder ergriffene Literatur.'' On the reception of "modern classical", Gaiganz 1975
* ''Waffe der Kritik''. Essays, articles, reviews, Frankfurt (Main) 1977
* ''Schreiben ist ein monologisches Medium''. Dialogues with and about Peter-Paul Zahl, edited by Ralf Schnell, Berlin 1979
* ''Die Stille und das Grelle''. Collection of essays, Frankfurt 1981
* ''Der Staat ist eine mündelsichere Kapitalanlage.'' Hits and essays 1967-1989, Berlin 1989
* ''Geheimnisse der karibischen Küche. Geschichte, Gegenwart, Genuß von Jamaica bis Curaçao'', Hamburg 1998
* ''Jamaika'', Munich 2002
* ''How the Germans Liberated Namibia''. CD, Berlin und Long Bay 2004
=== Radio plays and records ===
* ''Lyrik und Jazz'', 1980
* ''Sumpf'', 1982
* ''Rollberg'', SFB, 1984 (Radio play)
* ''Macht hoch die Tür …'', 1985
=== Translations ===
* Victor Serge: ''Geburt unserer Macht'' (Original title: ''Naissance de notre force''), Tricont, Munich 1976, ISBN 3-920385-93-4.
* Otto René Castillo: ''Selbst unter der Bitterkeit'', Poems (Original title: ''Aun bajo la amargura'' Co-translator: Reinhard Thoma), Information point Guatemala, Munich 1983, ISBN 3-923872-00-3 (Contains: Only those who love are consistent).
* Ramón J. Sender|Ramón José Sender: ''Sieben rote Sonntage'' (Original title: ''Siete Domingos rojos''), Rotpunkt, Zurich 1991, ISBN 3-85869-063-5.
== Prizes and awards ==
* 1979/1980: Literaturpreis der Stadt Bremen|Literature Prize of the city of Bremen
* 1995: Friedrich Glauser Prize of the "Authors' group for German-language crime fiction" - The Syndicate
* 1998: Scholarship from the state of North Rhine-Westphalia
The building of the Department of German Studies, which was occupied during a Lecture|lecture strike at the Free University of Berlin in the winter semester of 1976/77, was temporarily renamed the ''Peter-Paul-Zahl-Institut'' as part of this action. In the following years, the ''Political Science Forum at the Peter-Paul-Zahl-Institut'' and the KSV cell at the ''Peter-Paul-Zahl-Institute of the Free University of Berlin'' published several publications under this name, so that the name was retained.Political Science Forum at the Peter-Paul-Zahl-Institute (ed.) ''Kernbeisser''. Self-published, Berlin 1978–1981 or or KSV cell at the Peter-Paul-Zahl-Institut Freie Universität Berlin (ed.): ''Wohin geht die Germanistik?'' (''Blasting sets'' No. 2, May 1978).
* * [http://www.dla-marbach.de/opac_kallias/namen/index.html?ADISDB=PE&WEB=JA&ADISOI=00042032 Inventory overview Peter-Paul Zahl]. ''deutsches literaturarchiv marbach''
* [https://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2002/juni/mensch.html Article about an event with Peter-Paul Zahl in 2002.] Kreuzberg Chronicle
* [https://www.spiegel.de/thema/peter_paul_zahl/ Peter-Paul Zahl] Archive of the Spiegel Group
== Bibliography ==
* Sandra Beck: ''Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur''. Mannheim Studies in Literature and Cultural Studies, Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2008, ISBN 978-3-86110-443-8, P. 35–51; * Gretchen Dutschke-Klotz|Gretchen Dutschke (Ed.): ''Mut und Wut: Rudi Dutschke und Peter Paul Zahl; Briefwechsel 1978/79''. Publisher M - Stadtmuseum Berlin, Berlin 2015, ISBN 978-3-939254-01-0.
* Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.'' In: ''Georg Büchner Jahrbuch'', 4/84, Walter de Gruyter Publisher, Berlin 1984, p. 9–75.
* Erich Fried, Helga M. Novak, Initiative group P.P. Zahl (ed.): ''Am Beispiel Peter-Paul Zahl.'' Socialist publishing house, Frankfurt 1976 ff.
* Erich Fried: ''Von einem, der nicht relevant ist: über das Risiko, sich mit der Literatur P.P. Zahls auseinanderzusetzen.'' In: Manfred Belting (Ed.): ''Schriftenreihe zeitgeschichtliche Dokumentation.'' 2nd year, issue 8/9, SZD publisher, Münster 1979.
* Initiativgruppe P.P. Zahl: ''Der Fall Peter-Paul Zahl. Berichte u. Dokumente in 3 Sprachen.'' Publisher Neue Kritik, Frankfurt am Main 1978.
* Tobias Lachmann: ''Peter-Paul Zahl – Eine politische Schreibszene''. In: Ute Gerhard, Hanneliese Palm (Ed.): ''Schreibarbeiten an den Rändern der Literatur. Die Dortmunder Gruppe 61''. Essen 2012, p. 43–88.
1944 births
2011 deaths
Anarchist writers
East German emigrants to West Germany
German anarchists
German emigrants to Jamaica
German male novelists
German male poets
German people convicted of attempted murder
People from Portland Parish
Prisoners and detainees of Germany
Writers from Freiburg im Breisgau [/h4]
Peter-Paul Zahl ⇐ Artikelentwürfe
Vorläufige Artikel
1711135348
Guest
[h4] Peter-Paul Zahl (geboren am 14. März 1944 in Freiburg im Breisgau; gestorben am 24. Januar 2011 in Port Antonio, Jamaika) war ein in Deutschland geborener anarchistisch-libertärer Autor und Regisseur. Zuletzt besaß er die doppelte deutsch-jamaikanische Staatsbürgerschaft.
Sein umfangreiches Werk, das Lyrik, Prosa und Theaterstücke umfasst, ist geprägt von der Politisierung der Literatur in der westdeutschen Gesellschaft als Folge der 68er-Proteste. Er wurde 1980 für den Schelmenroman „Die Glücklichen“ und 1995 für den Kriminalroman „Der schöne Mann“ ausgezeichnet.
In den späten 1960er Jahren wurde er in West-Berlin als Herausgeber des Untergrundmagazins „Agit 883“ und als Herausgeber und Autor subkultureller Schriften aus dem linksradikalen Gesellschaftsumfeld bekannt, was ihn in den Fokus der Rechtswissenschaft rückte Durchsetzung.
Nachdem er auf der Flucht vor der Polizei bei einer Schießerei einen Polizisten lebensgefährlich verletzt hatte, war er von 1972 bis 1982 inhaftiert. 1976 verurteilte ihn das Landgericht Düsseldorf wegen zweifachen versuchten Mordes zu einer Haftstrafe von 15 Jahren. Im Gefängnis intensivierte Zahl seine literarische Arbeit. Anschließend engagierte er sich in der Kulturpolitik für die New Jewel Movement in Grenada und die Sandinistas (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) in Nicaragua. Ab 1985 lebte er hauptsächlich in Jamaika.
== Leben ==
=== Kindheit und Jugend ===
Zahl wurde im vorletzten Jahr des Zweiten Weltkriegs in Freiburg, Deutschland, als Sohn der Sekretärin Hilde Zahl und des Anwalts Paul Zahl geboren. Seine Eltern blieben dort im Jahr 1944, als sein Vater wegen einer schweren Kriegsverletzung und einer Beinamputation medizinisch behandelt wurde. Gegen Ende des Krieges zog die Familie mit ihrem einjährigen Kind zurück in ihre Heimatstadt Feldberg (Schwarzwald) in Mecklenburg, wo der Vater den Kinderbuchverlag „Peter-Paul“ gründete. 1947 nach seinem Sohn benannt. Das Unternehmen war erfolgreich und entwickelte sich bald zum zweitgrößten Kinderbuchverlag in der DDR.[https://mecklenburgstrelitz.wordpress.com/2011/05/28/der -peter-paul-verlag-in-feldberg-eine-bibliografie/ Der Verlag von Peter Paul in Feldberg] – eine Bibliographie, ''Mecklenburg-Strelitz Blog'', 28. Mai 2011 Als privat geführtes Unternehmen Dies stand jedoch im Widerspruch zur staatlichen Wirtschaftsplanung, und 1951 wurde Paul Zahl eine neue Lizenz zur Fortführung des Unternehmens verweigert. Aufgrund weiterer Schwierigkeiten mit den staatlichen Behörden zog die Familie Zahl 1953 in die Bundesrepublik Deutschland und ließ sich zunächst in Wülfrath und später in Ratingen im Rheinland nieder.Christoph Links: ''Die verschwundenen Verlage der SBZ/ DDR: Zwischenbericht zu einem Forschungsprojekt. In: Björn Biester, Carsten Wurm (Hrsg.): ''2016.'' Archiv für Geschichte des Buchhandels, Band 71, S. 235–260. [https://www.degruyter.com/ doi:10.1515/9783110462227-009], [https://pirckheimer-gesellschaft.org/sites/default/files/m_231_leseprobe_links_verlage.pdf pirckheimer-gesellschaft.org] (PDF; 531  ;kB)
Die Eingewöhnung in die neue Umgebung fiel der Familie schwer, da der Vater arbeitslos blieb und es Probleme mit der Auszahlung seiner Kriegsrente gab. Etwa zwei Jahrzehnte später beschrieb Peter-Paul Zahl selbst den Umzug in den Westen als das Ende einer „äußerst schönen und glücklichen Kindheit“.Peter-Paul Zahl: ''Lebenslauf einer Unperson.'' In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ 3. Auflage. 1978, S. 15-48, hier S. 27
Er besuchte zunächst das Gymnasium in Velbert, dann bis zur Mittleren Reife in Ratingen, bevor er von 1961 bis 1964 in Düsseldorf eine Lehre als kleiner Offsetdrucker abschloss und die Gesellenprüfung mit abschloss die Note „sehr gut“. Während seiner Lehrzeit galt er bei seinen Vorgesetzten als „schwierig“ und „kritisch“. Er war politisch aktiv und trat der Druck- und Papiergewerkschaft (Deutschland) und der Kriegsdienstverweigerungsgesellschaft bei.Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom 12. März 1976, abgedruckt in : Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 86-101, hier S. 87
=== Westberlin 1964 bis 1972 ===
Im Jahr 1964 verlegte Zahl seinen Hauptwohnsitz nach West-Berlin, um der Wehrpflicht (Rekrutierung in Deutschland) zu entgehen, die aufgrund des alliierten Rechtsvorbehaltes für Bürger in den westlichen Sektoren der Stadt nicht umgesetzt wurde. Er arbeitete als Drucker und besuchte die Abendschule und Vorlesungen an der Freien Universität Berlin, um Schriftsteller zu werden. Doch schon bald kehrte er der institutionellen Bildung den Rücken: „Sie bringen einem sowieso nicht das Schreiben bei.“ Im Gegenteil, sie bringen nur deinen Stil und dein Klassenbewusstsein durcheinander.Peter-Paul Zahl in einem Brief an Rudi Dutschke, 24.-25. März 1978: Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder : Widerstand im Übergang und mittendrin.'' In: ''Georg Büchner Jahrbuch.'' Berlin 1984, S. 37
1965 heiratete er seine Freundin Urte Wienen, ebenfalls aus seiner ehemaligen Heimatstadt Ratingen. Das Paar hatte zwei Kinder, Raoul-Kostja, geboren am 16. Juli 1969, und Nadezhda, geboren 1971.Vgl. „Zahl, Peter-Paul.“ In: Walter Habel (Hrsg.): „Wer ist wer?“ „Das deutsche Who’s who.“ 24. Auflage. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1377.
Nach der Geburt ihrer Tochter zog Zahl in eine Wohngemeinschaft. Er wurde aus der gemeinsamen Wohnung mit seiner Frau vertrieben, weil er wiederholt nicht im ehelichen Haushalt angetroffen wurde. Die Ehe wurde 1973 geschieden.
Ende 1965 unterstützte Zahl eine Initiative des Kabarettisten Wolfgang Neuss gegen den Vietnamkrieg. Auch Zahls erste Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in Zeitschriften und auf Flugblättern stammen aus dem Jahr 1965. 1966 wurde er Mitglied der „Dortmunder Gruppe 61“, einer von Max von der Grün initiierten literarischen Gruppe, deren Ziel es war eine Verbindung zwischen Schriftstellern und Industriearbeitern herzustellen. Sein erster Roman „Von jemandem, der sich auf den Weg machte, Geld zu verdienen“ erschien 1970 im Düsseldorfer Karl-Rauch-Verlag und erlangte große öffentliche Beachtung.Gregor Dotzauer: „Peter-Paul Zahl: Das System ist.“ der Fehler.'' In: ''Tagesspiegel'' vom 25. Januar 2011, abgerufen am 9. März 2012.
1965/66 kam er mit der westdeutschen Studentenbewegung in Kontakt, aus der sich die damalige Außerparlamentarische Opposition (APO) entwickelte. Nach der Bildung der Großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1966/67 und der Diskussion um die Notstandsgesetze Gesetze wurde die APO zu einer gesellschaftlich relevanten Opposition gegen das System mit revolutionären Ambitionen. Zahl unterstützte die Prinzipien der Bewegung, weigerte sich jedoch, mit von Studenten dominierten Organisationen wie dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) in Verbindung gebracht zu werden. Er sah sich als Teil einer proletarischen Jugend, einer Mischung aus „jungen Arbeitern, Kreuzberger Böhmen, deutschen Wehrmachtsflüchtlingen, jungen Buchhändlern“.Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: „Widerstand im Übergang und mittendrin.“ S. 39
Mit finanzieller Unterstützung seiner Schwiegereltern gründete Zahl 1967 zusammen mit seiner Frau in der Urbanstraße in Kreuzberg das Druck- und Verlagshaus „Zahl-Wienen“. Neben Unternehmensbriefpapier und Werbung druckte das Unternehmen verschiedene Publikationen und Plakate für die subkulturelle linke politische Szene. Der Verlag veröffentlichte hauptsächlich gegenkulturelle Zeitschriften, wie zum Beispiel die zweite Ausgabe von „Pro These“ im Jahr 1967. „Zeitschrift für Unvollkommene“ des Astrologen Hans Taeger, sowie Ratskommunist und Anarchist Texte, darunter „Spartacus: zeitschrift für lesbare literatur“ (1967–1970)„Spartacus: zeitschrift für lesbare literatur“ – [https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode =true&query=idn%3D011172142 DNB 011172142] – Katalogeintrag der Deutschen Nationalbibliothek
und die Zeitschrift „pp-quadrat“ (1968–1970).[https://portal.dnb.de/opac.htm?query=pp-quadrat&method=simpleSearch pp-quadrat] – Katalog der Deutschen Nationalbibliothek; abgerufen am 9. März 2012 Der erste ''pp-quadrat''-Band enthielt die Broschüre ''amerikanischer Faschismus'' von Bernd Kramer, eine weitere die Beschreibung von Günter Wallraffs Selbstversuch mit Meskalin|''Meskalin'' . Die Ausgaben zeichneten sich häufig durch künstlerisch gestaltete Collagen, Holzschnitte und Lithographien aus.
Ab Februar 1969 produzierte die Druckerei die anarchistisch-libertäre Zeitschrift Agit 883, an deren Redaktion Zahl bis 1971 beteiligt war. Dies spiegelte die Zersplitterung der APO in verschiedene Fraktionen nach ihrem Höhepunkt 1967/1968 wider. In zahlreichen Artikeln ging sie auf die umstrittene Frage des Übergangs vom Protest zum bewaffneten Widerstand ein, die sich in Teilen der Bewegung nach dem Attentat auf Rudi Dutschke im Vorjahr gestellt hatte. Als für die großformatige Zeitung – sie wurde auf DIN-A2-Platten gedruckt – größere Maschinen angeschafft wurden, zog das Unternehmen in geeignetere Räumlichkeiten in der Wederstraße 91 in Britz um. Im August 1969, nach Erscheinen der Ausgabe 25, kam es zum ersten Mal zu einer Razzia im Unternehmen. Denn auf dem Cover war der damalige Innensenator Kurt Neubauer mit dem von den Behörden als beleidigend empfundenen Schriftzug „Gesucht wegen Entführung“ abgebildet. Es folgten weitere Durchsuchungen im Rahmen einer strafrechtlichen Untersuchung der Agit 883, unter anderem der Anti-Vietnamkriegstexte in Heft 61 vom Mai 1970, die der Kommandeur des amerikanischen Sektors in Berlin der Polizei gemeldet hatte. Zahl wurde von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen freigesprochen, da nicht nachgewiesen werden konnte, dass er als Drucker den Text kannte.Peter-Paul Zahl: ''Lebenslauf einer Unperson.'' In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl.“ Eine Dokumentation.'' S. 37
Nach internen Streitigkeiten innerhalb der Redaktion des Magazins verließ Zahl 1971 „Agit 883“ und gründete das anarchistische Untergrundmagazin „Fizz (Magazin)“ (Fizz), das bis 1972 zehn Ausgaben veröffentlichte. Das Magazin befürwortete die Gründung eines Stadtguerillakrieg|Stadtguerillabewegung und stützte sich auf amerikanische subkulturelle Bewegungen wie Black Power|Black Power und Weather Underground.''[https://www.haschrebellen.de/fizz-review Fizz. Der kurze Sommer der gedruckten Anarchie – oder die Notwendigkeit klandestiner Zeitungen -sogenannte Hash-Rebellen. Ein großer Teil der gewalttätigen Gruppe Tupamaros West-Berlin (Tupamaros West-Berlin), die auf dem Konzept des Stadtguerillakriegs basierte und sich Anfang 1972 mit der Bewegung des 2. Juni (Bewegung des 2. Juni) zusammenschloss , wurde aus dieser Gruppe rekrutiert.
Bereits 1970 engagierte sich Zahl in einer kleinen, geheimen Organisation namens „Up Against the Wall Motherfucker | Up against the Wall, Motherfuckers“! Das Unternehmen war darauf spezialisiert, Pässe für in Berlin stationierte G.I.|GIs zu fälschen, die nicht bereit waren, im Krieg zu dienen, um nach Schweden zu fliehen.
1971 erhoben die Behörden Anklage gegen Zahl wegen „öffentlicher Anstiftung zu einer Straftat“ und eröffneten das Verfahren gegen ihn erneut. In dem Fall ging es um ein Plakat des späteren RAF-Mitglieds Holger Meins. Es trug den Titel „Freiheit für alle Gefangenen!“ und war im Mai 1970 aus der Druckerei beschlagnahmt worden. Das Bild bestand aus einer Sonnenblume im Stil einer Granate und Patronenhülsen (Patronen (Schusswaffen)) mit den Namen von Internationale Guerillakriegsführung, Guerilla- und Befreiungsbewegung, Befreiungsbewegungen wie der „Vietcong“ im damaligen Südvietnam, die Tupamaros in Uruguay und die Black Panther Party in den USA, die auf den Blütenblättern eingraviert sind.[https ://www.palestineposterproject.org/sites/aod/files/imagecache/poster_images_full/posters/LibMovementFlower_PPPA.jpg Bild des Plakats, das Ende April 1970 von Holger Meins entworfen und Anfang Mai veröffentlicht wurde] auf palestineposterproject.org , abgerufen am 28. Mai 2012 Zahl wurde am 17. April 1972 zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.Heinrich Hannover: ''Die Republik vor Gericht. 1954–1974. „Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts.“ Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-7466-7031-4, S. 410
=== Inhaftierung 1972 bis 1982 ===
==== Schießerei ====
Später im Jahr 1972 geriet Zahl unter den Verdacht, an einem von der RAF im Februar desselben Jahres begangenen Banküberfall beteiligt gewesen zu sein, was jedoch nicht bewiesen werden konnte. Er wurde auf die Fahndungsliste gesetzt und zur „gesuchten Person“ erklärt. Im Sommer des Jahres beschaffte er sich falsche Papiere und eine Schusswaffe und tauchte bei Freunden und Bekannten unter.Heinrich Hannover: „Die Republik vor Gericht.“ 1954–1974. „Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts.“ Berlin 2000, S. 411 Als er am 14. Dezember 1972 in Düsseldorf versuchte, ein Auto zu mieten, wurde er von zwei Polizisten konfrontiert. Zahl versuchte zu fliehen und wurde von den Beamten verfolgt. Es kam zu einem Schusswechsel, bei dem Zahl einem der Beamten tödlich in die Brust schoss. Der Flüchtige ergab sich schließlich und wurde mit einer Schusswunde am Oberarm festgenommen.''Bedauert nicht.'' In: Der Spiegel. Nr. 7, 1980, S. 80-82 ([https://www.spiegel.de/politik/bedauert-nicht-a-2fa5714c-0002-0001-0000-000014324336?context=issue online]). Rekonstruktionen des Verbrechens, basierend auf Augenzeugenaussagen und geborgene Patronenhülsen deuten darauf hin, dass Zahl mindestens drei, wahrscheinlich vier Schüsse abgefeuert hat und dass die Beamten mindestens neun Schüsse abgefeuert haben.Heinrich Hannover: „Die Republik vor Gericht.“ 1954–1974. „Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts.“ Berlin 2000, S. 412 Als Zahl nach seiner Festnahme mit der schweren Verletzung des Polizisten konfrontiert wurde, gab er an, dass er es nicht beabsichtigt hatte.Gerhard Mauz: „Ich wollte nicht um jeden Preis fliehen.“ In: Der Spiegel.'' Nr. 24, 1977, S. 99-103 ([https://www.spiegel.de/politik/ich-wollte-nicht-um-jeden-preis-fliehen-a -124a183c-0002-0001-0000-000040887601?context=issue online]). In einem Artikel über spätere Bemühungen, den Fall im Februar 1980 wieder aufzurollen, kam Der Spiegel|''Der Spiegel'' auf der Grundlage der fachmännische Rekonstruktion der Ereignisse ergab, dass die Tötungsabsicht zweifelhaft und Zahls Aussage glaubwürdig war.
==== Überzeugungen ====
Am 24. Mai 1974 wurde Zahl vom Landgericht Düsseldorf wegen fortgesetzter Ordnungswidrigkeit im Zusammenhang mit gefährlicher Körperverletzung zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht lehnte eine Tötungsabsicht, auch in Form einer bedingten Absicht, ab und erklärte: „Die Tötung eines Menschenlebens steht nicht im Einklang mit der Persönlichkeit.“ Nachdem die Anklage Berufung eingelegt hatte, hob der 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofs das Urteil 1975 mit der Begründung auf, das erstinstanzliche Gericht habe „den Rechtsbegriff des bedingten Vorsatzes falsch ausgelegt“. Dies ist der Fall, „wenn der Täter bewusst in Kauf nimmt, dass seine Tat, auf die er auf keinen Fall verzichten will, die schädliche Wirkung herbeiführen kann, die er für möglich und nicht ganz fern hält“. Darüber hinaus musste das Landgericht Düsseldorf darlegen, „welche Umstände die Erwartungen oder gar berechtigten Hoffnungen des Angeklagten begründen könnten, dass er seine Verfolger nur schädigen, nicht aber töten würde“.Urteil des Bundesgerichtshofs vom 29.07. 1975 (3 STR 119/75), nachgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl.“ Eine Dokumentation.'' S. 81-85, hier S. 83
In einem erneuten Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf wurde Zahl am 12. März 1976 wegen versuchten Mordes in zwei Fällen zu insgesamt 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht schloss sich dem Bundesgerichtshof an und sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte die Tötung der beiden Polizisten „duldete“. Er habe „zweifellos erkannt“, dass durch die von ihm abgegebenen Schüsse „die Möglichkeit tödlicher Verletzungen“ bestehe, und habe dies auch „gebilligt“, wenn es dazu kommen sollte. Die Merkmale des Mordes unten
waren darin zu sehen, dass der Angeklagte die Straftaten der Urkundenfälschung, des unerlaubten Waffenbesitzes und der gefährlichen Körperverletzung verheimlichen wollte.Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom 12. März 1976, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.'' S. 86-101, hier S. 96.
In seinen Schlussworten sprach Zahl von den „Definitionen des Faschismus/der Faschisierung der westdeutschen Gesellschaft“ und der „Überwachung der Politik“. Nach einer längeren Diskussion darüber, wie Gewalt vom Staat ausgeht, antwortete er auf ein Zitat von Walter Benjamin , dass es dort, wo Kapital, Staat und Bürokratie regieren, keine gewaltfreie Einigung geben kann. Schließlich erklärte er, dass jeder, der „so gefährlich“ sei, wie er dargestellt werde, „physisch vernichtet werden muss, wenn er es wagt, weiter um Leben und Tod zu kämpfen.“ Menschenwürde, auch im Gefängnis. Wenn nicht durch den Schornstein, dann mindestens - 15 Jahre.Peter-Paul Zahl: ''Strafrecht oder Gesinnungsjustiz.'' Schlussrede vor Gericht, Düsseldorf 12. März 1976, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 103–121, hier S. 117.
Im zweiten Satz wandte das Gericht die Höchststrafe von 15 Jahren an, verwies auf Zahls politischen Hintergrund und stellte fest, dass der Angeklagte „von einem tiefen Hass auf unseren Staat erfasst“ sei.Urteil des Landgerichts Düsseldorf vom März 12, 1976, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 100.
Das Urteil löste eine öffentliche Kontroverse aus, der Autor selbst bezeichnete es als „elfjährige Haftstrafe“. In der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 11. Februar 1977 schrieb Fritz J Raddatz fragte, wie die Kammern des Landgerichts zu so unterschiedlichen Urteilen kommen konnten. Auch wenn er keinen Freibrief für „Freischießenfreaks“ forderte, konnte man sich doch des Eindrucks nicht erwehren, „dass hier neben der Verurteilung einer Tat auch eine Haltung bestraft wird.“ =":4">Fritz J. Raddatz: ''[https://www.zeit.de/1977/07/nachdenken-ueber-peter-paul-zahl/komplettansicht Nachdenken über Peter-Paul Zahl. Von der Befragbarkeit der In: „Die Zeit“ vom 10. Februar 1977, abgerufen am 31. März 2012 Fünf Monate später, im Juli 1977, widersprach der Journalist Gerhard Mauz im Nachrichtenmagazin „Der Justiz“. Spiegel“; Zahl habe kein besonderes „Terrorurteil“ erlebt, sondern das, was andere Straftäter erlebt hätten: „Er stieß auf den Rechtsbegriff des bedingten Vorsatzes.“
Das Gedicht „im namen des volkes“, in dem Zahl seine Sicht auf die Verurteilungen literarisch zum Ausdruck brachte, wurde häufig in Kommentaren zitiert:
hat mich verurteilt
die Leute
[...]
bis vier Jahre
Inhaftierung
am 12. März 1976
verurteilt
mich bei den Leuten
[...]
in der gleichen Angelegenheit
bis fünfzehn Jahre
Inhaftierung
Ich denke
das sollte ausmachen
die Leute
untereinander
und verlass mich
Lass mich da raus.“Peter-Paul Zahl: „im namen des volkes.“ In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Das Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S . 165 f.
==== Satz ====
In den ersten Jahren seiner Haftstrafe wurde Zahl in Einzelhaft gehalten, zunächst in der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf, dann ab 1977 in der Justizvollzugsanstalt Werl und gelegentlich in der Justizvollzugsanstalt Bochum. Er betrachtete sich als politischen Gefangenen und nahm an mehreren kollektiven Hungerstreiks für bessere Haftbedingungen teil, die von RAF-Häftlingen organisiert wurden, die zu dieser Zeit auch in verschiedenen Gefängnissen saßen.''[https://www.zeit.zeit .de/1978/34/erbrochene-worte Erbrochene Worte]''. In: Die Zeit, Nr. 34/1978 Die Zeit im Gefängnis nutzte er für ein umfangreiches literarisches Schaffen, das er als überlebenssicher bezeichnete. 1974 wurde die Veröffentlichung eines Romanmanuskripts mit dem Titel „Isolation“, das er aus dem Gefängnis an einen Verleger schickte, per Gerichtsbeschluss verboten, da seine Veröffentlichung die „Sicherheit und Ordnung“ des Gefängnisses gefährden könnte.Beschluss des Bezirksgerichts Düsseldorf Gericht vom 21. August 1974, abgedruckt in: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl.“ Eine Dokumentation.'' S. 149 Dies führte zu öffentlichen Protesten des PEN-Zentrums Deutschland (PEN-Zentrum Deutschland) und des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der Text erschien 1979 unter der Leitung des Literaturwissenschaftlers Ralf Schnell im Band „Schreiben ist ein monologisches Medium“. Dialoge mit und über Peter-Paul Zahl''.
Im Februar 1980 verlieh die Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung dem inhaftierten Schriftsteller für seinen Roman „Die Glücklichen“ den Literaturpreis der Stadt Bremen. Zur Preisverleihung durfte er das Gefängnis verlassen und den Preis persönlich entgegennehmen. Das Ereignis wurde öffentlich als „kulturpolitischer Skandal“ diskutiert. Narren aus der Zelle. In: Der Spiegel. Nr. 7, 1980, S. 197–198 ([https:/ /www.spiegel.de/kultur/narren-aus-der-zelle-a-ee87f21b-0002-0001-0000-000014325162?context=issue online]). 1980 wurde Zahl in die Justizvollzugsanstalt Tegel verlegt Korrektur in Berlin. 1981 wurde er aus der Haft entlassen und konnte diesen Status 1981/1982 für ein Regievolontariat an der Berliner Schaubühne nutzen. In dieser Zeit schrieb er auch ein Theaterstück über Georg Elser, das uraufgeführt in der Spielzeit 1981/1982 am Schauspielhaus Bochum|''Schauspielhaus Bochum''. Peter-Paul Zahl: ''Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama.'' In: Schauspielhaus Bochum (Hrsg.): '' Programmbuch.'' Nr. 31. ''Schauspielhaus Bochum, Bochum 1982.'' Er konnte der Uraufführung am 27. Februar 1982 beiwohnen, da er Hafturlaub erhielt.
Im Dezember 1982 wurde Peter Paul Zahl nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haftstrafe aus der Haft entlassen. Zuvor war im November 1980 ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt worden, und im April 1981 war ein von Heinrich Böll, Ernesto Cardenal und anderen prominenten Kulturschaffenden unterstützter Antrag auf Begnadigung abgelehnt worden.
=== Mittelamerika 1983 bis 2011 ===
Nach seiner Haftentlassung verzichtete Peter-Paul Zahl auf politische Aktivitäten in Westdeutschland. In einem Interview mit der „Tageszeitung (taz)“ erklärte er Mitte der 1990er Jahre, dass er andernfalls gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hätte. Er hatte die Hausbesetzer-Demonstrationen als eine unglaublich spannende Zeit erlebt, aber auch die Militanz der Polizei: „Ich habe Deutschland aktiv Buße tun lassen, aber es hat die Bewährungsfrist nicht bestanden. [...] Ich kann mich nicht beweisen.“ fünf Jahre lang, wenn ich das mitmache, lande ich wieder im Gefängnis.“Thomas Pampuch: ''[https://taz.de/!5128013/ Der Halbjamaikaner] ''. In: ''Die Tageszeitung|taz'', 25. Januar 2011, abgerufen am 3. April 2012
Stattdessen nahm er mehrere Einladungen aus dem Ausland an. Er unterstützte verschiedene neomarxistische (neomarxistische) Bewegungen in Mittelamerika, wie die von Maurice Bishop angeführte New Jewel Movement im südöstlichen karibischen Inselstaat Grenada und die SNLF (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) in Nicaragua. Zahl akzeptierte einen Antrag des grenadischen Bildungsministeriums, ein Theater zu errichten, wurde jedoch nach der US-Invasion in Grenada aus dem Land ausgewiesen. Invasion im Jahr 1983.http://www.inkrit.de/argument/archiv/DA151.pdf (Link nicht verfügbar) 1984 nahm er am „Tuscany Summer“ teil Universität'' in Italien und verbrachte Zeit auf den Seychellen.
Auf Empfehlung von Ernesto Cardenal, Nicaraguas Kulturminister während der nicaraguanischen Revolution 1979–1987, übernahm Zahl 1985 die Ausbildung von Schauspielern und Regisseuren in einem Populärkulturzentrum in Bluefields, Nicaragua (Bluefields) an der Karibikküste. Er ging nach sieben Monaten, weil er, wie er sagt, Probleme mit dem Rassismus und Machismo der sandinistischen Hardliner hatte. Trotz dieser relativ enttäuschenden Erfahrungen blieb Zahl seiner bevorzugten Interpretation des „karibischen Lebensstils“ treu. 1985 ließ er sich in Portland, Jamaika (Long Bay, Portland, Jamaika) nieder. In einem Interview erklärte er, dass er die Faulheit des Landes schätze, „wenn Sie also etwas tun wollen ein bisschen locker, Jamaika ist das ideale Land dafür. Die Menschen hier sind anarchoid, das heißt, sie hassen Autoritäten und sind sehr antiautoritär und daher sehr willensstark.Ernst Volland: „Peter Paul Zahl, '' Interview Frühjahr 1994, veröffentlicht auf [https://blogs.taz.de/vollandsblog/2011/01/27/peter_paul_zahl/ blogs.taz.de am 27. Januar 2011], abgerufen am 27. März 2012.
1986 heiratete er zum zweiten Mal. Seine Frau brachte im Dezember desselben Jahres eine Tochter zur Welt. In den folgenden Jahren zog Zahl mit seiner Familie mehrmals zwischen Long Bay und Ratingen im Rheinland um. Laut einigen Autorenprofilen hat er insgesamt neun Kinder in fünf verschiedenen Ländern, darunter drei Stieftöchter.[https://www.chbeck.de/trefferliste.aspx?action=author&author=12149 Autor Peter-Paul Zahl ], auf der Website des Verlags C. H. Beck, abgerufen am 27. März 2012 Während seiner regelmäßigen Besuche in Deutschland arbeitete Zahl an Theaterproduktionen und unternahm Lesereisen. Er veröffentlichte weiterhin Prosa und Lyrik, schrieb Theaterstücke für deutsche Theater und begann 1994 mit dem Schreiben von Kriminalromanen.
Im Jahr 1995 wurde Peter-Paul Zahl in Jamaika eingebürgert, ohne zuvor eine Beibehaltungsgenehmigung zur Beibehaltung seiner deutschen Staatsbürgerschaft einzuholen. Dadurch verlor er nach deutschem Recht automatisch seine deutsche Staatsbürgerschaft.[https://web.archive.org/web/20150319042751/http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundesregierung/ BeauftragtefuerIntegration/Staatsangehoerigkeit/verlustStaatsangehoerigk/_node.html Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit] (Memento vom 19. März 2015 im Internet Archive), Beauftragter der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Im September 2002 wurde die deutsche Botschaft in Kingston beschlagnahmt sein Pass.Michael Sontheimer: [https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/literaten-der-pass-des-anarchisten-a-298165.html ''Der Pass des Anarchisten'']. Der Spiegel (Website)|Spiegel Online, 5. Mai 2004; abgerufen am 27. März 2012 Aufgrund eines Antrags auf Wiedereinbürgerung stellte ihm das Bundesverwaltungsamt in Köln am 8. November 2004 eine Einbürgerungsurkunde aus; Das Auswärtige Amt stellte ihm im Mai 2005 einen Reisepass aus. Am 19. April 2006 entschied jedoch das Verwaltungsgericht Berlin, bei dem Zahl Klage eingereicht hatte, dass der Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit im Jahr 1995 nicht eingetreten sei, da Zahl diese noch besaß hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wohnsitz in Deutschland und hätte daher nach der bis zum Jahr 2000 geltenden „Inlandsklausel“ keine Aufenthaltserlaubnis benötigt.Otto Diederichs: ''[https://taz.de/Archiv/!p4311/? dig=2006/04/24/a0044 Peter Paul Zahl wieder Deutscher]''. In: taz vom 24. April 2006, abgerufen am 27. März 2012 Zahl behielt auch nach seiner Wiedereinbürgerung die jamaikanische Staatsbürgerschaft.
Peter-Paul Zahl starb am 24. Januar 2011 im Alter von 66 Jahren in einem Krankenhaus in Port Antonio, nachdem er sich im Vorjahr einer Krebsbehandlung in Jamaika und Deutschland unterzogen hatte.Jörg Sundermeier: ''[https ://taz.de/!5128049/ Schriftsteller Peter-Paul Zahl gestorben: Kein Heros vom Establishment.]'' In: taz, 25. Januar 2011, abgerufen am 29. März 2012
== Literarisches Werk ==
Zu den literarischen Werken von Peter-Paul Zahl zählen Gedichte, Essays, Romane und Theaterstücke, aber auch Gesellschaftsreportagen, Appelle, Artikel und Parodien. Er ist vor allem für seine staatskritischen Gedichte und seinen Roman „Die Glücklichen“ bekannt. Ein „Schelmenroman“ entstand im Gefängnis und erschien 1979. Er schrieb für den Rotbuch-Verlag in Berlin. Anlässlich seines 65. Geburtstags im Jahr 2009 und noch mehr in zahlreichen Nachrufen im Jahr 2011 würdigten die deutschen Medien sein gesamtes Schaffen. Sein Werk wurde als zutiefst politisch, aber undogmatisch beschrieben, und er galt laut Herausgeberin Gabriele Dietze als der böse Junge der Literaturszene, weil er in kein Klischee passte.Gabriele Dietze: ' '[https://www.deutschlandradio.de/dkultur/sendungen/thema/1372944/ Der Bad Boy der deutschen Literaturszene. Schriftsteller Peter-Paul Zahl ist tot.]'' Deutschlandradio Kultur, Interview; abgerufen am 31. März 2012Seine Ironie und insbesondere seine Selbstironie sowie sein „sehr humorvolles Verhältnis zu seinem eigenen Text“ werden hervorgehoben.In seinem In seiner Prosa erkundete Peter-Paul Zahl gern „die Abgründe der guten Gesellschaft und setzte den kleinen Gesetzesbrechern Denkmäler“, so der Philologe Wolfgang Harms (Germanist)|Wolfgang Harms.Wolfgang Harms : ''[http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/anti-autoritaerer-aussteiger.html Antiautoritärer Aussteiger. Autor Peter-Paul Zahl wird 65 – Ein Porträt.]'' In: „Die Berliner Literaturkritik.“ 12. März 2009, abgerufen am 16. März 2012 Er galt nicht als politischer Theoretiker oder großer Denker , aber ein kluger und talentierter Schriftsteller und ein guter Geschichtenerzähler. Viele seiner Veröffentlichungen seien „schrill, aggressiv, fast unerträglich plakathaft […] mit spitzen Lanzen“, wie der Kolumnist Fritz J. Raddatz 1977 schrieb, sprechen aber von einer „als lakonische Floskel|Lakonismus getarnten Enttäuschung, ein Schulterzucken.
Aufgrund seiner Biografie und der Kontexte, in denen sein Werk entstand, wurde Zahl mit François Villon, Blaise Cendrars und Miguel de Cervantes verglichen, mit einem klaren Bezug zu seinen literarischen Aktivitäten während der Inhaftierung und Haft.Hans W. Korfmann: ''[https://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2002/juni/mensch.html Peter-Paul Zahl, Autor]''. In: „Kreuzberger Chronik“. 2002, abgerufen am 16. März 2012 Die Suche nach Parallelen zu Erich Mühsam und Ernst Toller scheint auch politisch naheliegend, insbesondere anhand von Tollers 1924 im Gefängnis geschriebenem „Schwalbenbuch“, auf das Peter-Paul Zahls „Gefängnisdichtung“ steht in nichts nach.[http://www.lyrik-lesezeichen.de/schwalbenbuch/ Ernst Toller: ''Das Schwalbenbuch''] Zahl selbst bezog sich in seinen Schriften oft auf Georg Büchner und Walter Benjamin und hegte eine besondere Bewunderung für Friedrich Hölderlin. So unterstützte er Mitte der 1970er Jahre die zunächst umstrittene Veröffentlichung der „Frankfurter Hölderlin-Ausgabe“ durch D. E. Sattler mit einem offenen Brief in den „Blättern zur Frankfurter Ausgabe“ Nr. 1:
Zahl publizierte hauptsächlich bei Underground Press Syndicate, aber auch bei namhaften Häusern wie dem Rowohlt Verlag, dem Luchterhand Literaturverlag und Klaus Wagenbach. Sein „Ruf als politischer Aktivist“ überschattete jedoch sein literarisches Ansehen, und am Ende „verachtete ihn das etablierte Literatur-Establishment zunehmend“, schrieb Jörg Sundermeier 2011 in der „taz“.
=== Frühes Werk ===
Die ersten überlieferten Veröffentlichungen von Peter-Paul Zahl sind zwei sogenannte „Spartacus-Flugblattgedichte“ aus dem Jahr 1966. Sie waren als großformatige Wandplakate konzipiert und dienten der Werbung für lyrische Texte, hier unter der Überschrift „Berufsethos“. und „Der Schornsteinmaurer“. Beide wurden in die Sammlung historischer Dokumente des Deutschen Historischen Museums in Berlin aufgenommen.[https://www.dhm.de/gos-cgi-bin/dbsatz.pl?Objekt=95003226&Datenbank=allwww DHM-Datensatz: Peter Paul Zahl: Berufsethik] und [https://www.dhm.de/gos-cgi-bin/dbsatz.pl?Objekt=95003227&Datenbank=allwww DHM-Datensatz: Peter Paul Zahl:] Der Schornsteinmetz, abgerufen am 16. März, 2012 1968 veröffentlichte er die Geschichte „Eleven Steps to a Deed“; Der Verlag Polyphem hat das Buch mit elf Lithografien der Künstlerin Dora Elisabeth von Steiger als limitierten und nummerierten Handdruck gedruckt.
Zahls erster Roman „Von jemandem, der sich auf den Weg machte, Geld zu verdienen“ erschien 1970 und handelt von einem jungen Mann, der auf dem Land keine Arbeit findet und nach West-Berlin kommt. In der Stadt ist er durch persönliche und politische Umstände frustriert, zieht weiter „nach Osten“ und wird von dort als unerwünscht zurückgeschickt. Das Erstlingswerk fand Eingang in die Literaturkritik des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, das betonte, dass das literarisch vernachlässigte Thema der Lohnarbeit auch mit neuen Stilmitteln entgegen dem Veralteten behandelt werden könne Konzept des literarischen Realismus (Realismus). Dies ist nicht nur rhetorischer Natur; Das Buch ist mit kontextbezogenen Collagen aus Fotos, Zeichnungen und Schlagzeilen gestaltet. Das Fazit lautet: „Aber dieses Stück Agitationsliteratur überfordert den Leser...“''Politische Ahnung. Peter-Paul Zahl: „Von einem der auszog, Geld zu verdienen“.'' In: Der Spiegel. Nr. 53, 1970, S. 84-85 ([https://www.spiegel.de/kultur/politische-ahnung-a-040b7bdf-0002-0001-0000-000043822569?context=issue online]).
Zahl veröffentlichte zwischen 1968 und 1970 weitere Texte, insbesondere in der von ihm selbst herausgegebenen Reihe „zwergschul-ergänzungshefte“. Der Epilog zur Ausgabe Nr. 4, das einen Nachdruck von Georg Büchners Hessischem Landboten aus dem Jahr 1834 enthielt, gilt als politisches Statement Zahls. Er hielt die sozialrevolutionäre (sozialrevolutionäre) Bedeutung von Büchners Broschüre für ebenso wichtig wie die des 1848 veröffentlichten Kommunistischen Manifests (Kommunistisches Manifest) von Karl Marx; darüber hinaus waren diese „eloquenten Dokumente deutscher Revolutionäre“ für die unterdrückten Klassen „von höchster Aktualität“.Peter-Paul Zahl: Nachwort zu Georg Büchner. „Georg Büchner. Der Hessische Landbote. In: „zwergschul-ergänzungsheft“, Nr. 4, 1968, zitiert nach: Dietmar Goltschnigg (Hrsg.): „Georg Büchner und die Moderne“. Texte, Analysen, Kommentare; Band II: 1945-1980. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2002, ISBN 978-3-503-06106-8, S. 12 f.
=== Literarische Arbeit im Gefängnis ===
Die Zeit im Gefängnis von 1972 bis 1982 war eine der produktivsten Schaffensperioden von Peter-Paul Zahl. Er sagte: „Ich habe im Gefängnis wahnsinnig viel geschrieben. Um besser zu überleben, [...] Übersetzungen, Essays, den Roman „Die Glücklichen“, eine Unmenge an Klagen, Gedichte.
Neben dem Roman „Die Glücklichen“ und dem Theaterstück „Johann Georg Elser. „Ein deutsches Drama“, mehrere Aufsatz- und Aufsatzbände sowie fünf Gedichtbände und zwei Prosabände. Der Schriftsteller Michael Buselmeier beschreibt seine Lyrik als spezifische und explizite Politik, als Ausdruck des Scheiterns der antiautoritären Bewegung. Er ordnet seine Lyrik politischen Strategien durch ein geschlossenes Begriffssystem als Weltanschauung unter. Dementsprechend ist Widerstand für Zahl keine existenzbiografische Erfahrung, sondern ein kollektiver Widerstand, zu dem die operative „Literatur“ aufrufen muss.Michael Buselmeier: „Bemerkungen zu Peter-Paul Zahl: „Schutzimpfung“.'' In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Am Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.'' S. 175 f.
vier Augen haben
Rücken an Rücken
es ist besser zu kämpfen
Du hast mehr Mut“aus: Peter-Paul Zahl: „Impfen.“ In: Erich Fried, Helga M. Novak: „Das Beispiel Peter-Paul Zahl. Eine Dokumentation.“ S. 176
Ab 1973 schrieb Zahl „Die Glücklichen“, das 1979 erschien und, wie der Untertitel vermuten lässt, zur Gattung des Schelmenromans gehört. Die Helden der Geschichte leben im Milieu einer Kreuzberger Gangsterfamilie, die Erzählperspektive stellt sich auf die Seite einer von Zahl imaginierten marginalisierten und sozial benachteiligten Schicht. Zugleich ist es aber auch eine subjektive Darstellung des Umbruchs der 68er-Bewegung, hin- und hergerissen zwischen staatlicher Repression und der Eskalation der eigenen politischen Probleme. Daher ist die Debatte über einen „bewaffneten Kampf“ im Untergrund ein zentrales Thema; die Protagonisten kritisieren die RAF und die Bewegung des 2. Juni als isolierte „kämpfende Avantgarde“.Enno Stahl: ''[https://www.satt.org/literatur/03_09_raf.html Literatur und Terror. RAF-Rezeption in Romanen der letzten 25 Jahre.]'' September 2003, abgerufen am 30. März 2012 Dem „Mythos der RAF“ werden die subversiven Aktivitäten der Hauptfiguren gegenübergestellt, die in den Vierteln von arbeiten Anarchistische Kreise, die sich als „Subproletariat“ bezeichnen, gründeten eine „Partei gegen Arbeit“ und gaben die Zeitschrift „Die glücklichen Arbeitslosen“ heraus. Dieses wird zwischen dem neunten und zehnten Kapitel als vom Comiczeichner Gerhard Seyfried gestaltetes 25-seitiges Typoskript eingefügt, ebenso wie der gesamte Roman mit Collagen, Zeitungsausschnitten und Zeichnungen durchsetzt und mit verschiedenen Stilformen und Sachtexten durchsetzt ist. Die Erzählung lebt auch von der Spannung zwischen der Fiktion eines sinnlichen, weltlichen Subkulturkollektivs und der isolierten Einzelhaftsituation der Autorin.Sandra Beck: „Reden an die Lebenden und die Toten.“ „Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheimer Literatur- und Kulturwissenschaft, S. 40
In den 1980er Jahren wurde der Roman zum Kultbuch für eine alternative linke Szene, die von den Ereignissen von 1968 beeinflusst war und „begann, sich vom selbstzerstörerischen Aktionismus der RAF zu lösen.“ :9">Harry Nutt: „[https://www.fr.de/kultur/freiheit-glueck-signatur-11426052.html Freiheit und Glück als Signatur]“. In: „Frankfurter Rundschau“ vom Januar 26, 2011, abgerufen am 31. März 2012 Die Radioredakteurin Sabine Peter beschrieb es als „Textdroge, die bei allem Witz auch eine entschiedene Wut auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Ausdruck bringt“.Sabine Peters: [http ://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1204828/ Ein linker Schelmenroman]. In: „Deutschlandfunk“ vom 16. Juni 2010, abgerufen am 16. März 2012 Dreißig Jahre nach seiner Veröffentlichung „Die Glücklichen“ wurde als Werk der Erinnerungskultur eingestuft; laut dem Literaturwissenschaftler Jan Henschen habe Peter-Paul Zahl „einen Ursprungsmythos inszeniert, er habe versucht, Geschichte für sich und seine Generation zugänglich zu machen“. Christine Axer: ''[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2830 Linksalternatives Milieu und Neue Soziale Bewegungen in den 1970er Jahren. Akademiekonferenz für den wissenschaftlichen Nachwuchs.]'' Universität Heidelberg, September 2009, H-Soz-u-Kult, abgerufen am 31. März 2012
=== Bühnenwerke ===
Während seiner letzten zwei Jahre im Gefängnis schrieb Zahl das Theaterstück „Johann Georg Elser. „Ein deutsches Drama“. Er griff die Geschichte von Georg Elser (1903-1945) auf, einem bis dahin in der Öffentlichkeit kaum beachteten Zimmermann, der am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller einen Bombenanschlag auf Adolf Hitler verübte und im Dachau ermordet wurde Konzentrationslager kurz vor Kriegsende. Das Stück war ein Denkmal für die lange Zeit ignorierten Widerstandskämpfer. Darüber hinaus habe Zahl „den deutschen Faschismus aus der Exotik des ‚ganz Anderen‘ herausgeholt und seine erschreckende Nähe und Aktualität gezeigt.“[https://web.archive.org/web/20120603033441/http://www. georg-elser-arbeitskreis.de/texts/theater.pdf ''Das Theater entdeckt Georg Elser'']. (Memento vom 3. Juni 2012 im Internet Archive; PDF; 51 kB) Website der Georg-Elser-Arbeitsgemeinschaft Heidenheim; abgerufen am 18. Januar 2013 Das Stück wurde in der Spielzeit 1981/1982 von Claus Peymann und Hermann Beil am Schauspielhaus Bochum inszeniert und am 27. Februar 1982 unter der Regie von Alfred Kirchner uraufgeführt. Kritiker betonten die Bedeutung beider Elser und die Tatsache, dass es durch den inhaftierten Schriftsteller ans Licht gebracht wurde. Der Spiegel schrieb: „Zahl, der einst ein Held und Märtyrer sein wollte, hat in seinem ‚Elser‘ einen Helden und Märtyrer dargestellt.“ Und das ist ihm gelungen – trotz allem politischen Ballast.''Der Bombenbastler.'' In: Der Spiegel. Nr. 9, 1982, S. 227–229 ([https://www.spiegel.de/kultur/der-bombenbastler-a-79ad1610-0002-0001-0000-000014348383?context=issue online]).
Zahls spätere Bühnenwerke erhielten weder die Aufmerksamkeit noch den Respekt, den das Elser-Stück erhalten hatte. Mit ''Fritz, ein deutscher Held oder Nr. „477 bricht aus“, ein Jugendstück, wurde am 12. Februar 1988 im Nationaltheater Mannheim unter der Regie von René Geiger uraufgeführt. Es ist eine Darstellung der Vereinnahmung Friedrich Schillers durch Politiker und Germanisten aller Epochen.''[https://web.archive.org/web/20091029034043/http://www.theatertexte.de/data/ verlag_autorenagentur/745508/show Fritz, ein deutscher Held oder Nr. 477 bricht aus.]'' (Memento vom 29. Oktober 2009 im Internet Archive), Eintrag im Werkverzeichnis des Verbandes Deutscher Bühnen- und Medienverleger, ''theatertexte.de'', 27. März 2001 Zahl schrieb 1990 die Komödie „Die Erpresser“ zusammen mit dem österreichischen Liedermacher Georg Danzer, der das Stück vertonte und drei der Texte schrieb. Von Kritikern, hier in der taz, wurde es als „jugendliches Slapstick-Stück mit alten Politwitzen, Gentleman-Witzen und pompösen Agitprop-Monologen“ zerrissen. Martin Halter: „Terror in Entenhausen. Uraufführung von Peter-Paul Zahls „Die Erpresser.“ In: „taz“ vom 5. Dezember 1990 20. Juni 1998 im Rahmen des Volkstheaters Heidenheim.
=== Jamaikanischer Einfluss ===
1994 veröffentlichte Zahl seinen ersten Kriminalroman „Der schöne Mann“, der ein Jahr später mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. Darin schuf der Autor die Figur des jamaikanischen Privatdetektivs Aubrey Fraser, bekannt als „Ruffneck“ oder „Ruff“, der als lebenslustiger Lebemann nach dem Vorbild von Dashiell Hammett dargestellt wird. Bis 2005 folgten fünf weitere Titel mit diesem Protagonisten. Die Serie wurde von Kritikern als „hervorragende Einführung in die Insel“ gelobt und bietet einen Einblick in das Land und seine Menschen, seine Geschichte, die koloniale Vergangenheit und die sozialen Verhältnisse. Neben der Handlung beschreibt es „das schöne Land mit seinen Menschen, Bräuchen und Besonderheiten, den Geschmack und Geruch der lokalen Küche“, prangert aber auch seine Schattenseiten an, die Verstrickungen von Gewalt, Politik und Korruption.Jörg Witta: ''[https://berlingeschichte.de/lesezei/blz97_05/text29.htm Ungesunde Suche nach Talenten]''. In: ''Berliner Lesezeichen''. Edition Luisenstadt, Ausgabe Mai 1997, abgerufen am 30. März 2012
Im Kinderbuch „Ananzi ist schuld“ von 1999 und in der Kurzgeschichtensammlung „Anancy Mek It“ von 2003 griff Zahl auf die Figur von Anansi|Anancy zurück, einer Spinne mit typischen Trickster-Eigenschaften, die in der jamaikanischen Mythologie verwurzelt sind. Zahl hat außerdem ein Kochbuch über karibische Küche (1998) und einen Reiseführer für seine Wahlheimat (2002) geschrieben.
Zahl veröffentlichte 2002 einen zweiten Schelmenroman, „Der Domraub“. Der in Deutschland spielende Roman erzählt die Geschichte eines in Belgrad geborenen Kunstraubs (Kunstdieb) in der Rolle eines kleinen, sympathischen Gauners, der von zwielichtigen Agenten überredet wird Raub der Schatzkammer des Kölner Doms. Am Ende wird er zum Sündenbock für andere Unterweltdiebe und staatliche Institutionen, die ihn alle ins Gefängnis stecken wollen. Laut Literaturkritikerin Maike Albath ist der Roman als „satirische Abrechnung mit der Gerichtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland“ zu verstehen, doch der Autor geht es zu einfach, wenn er versucht, einen Helden zu erschaffen, der gegen das System zu den Waffen greift mit ein paar altmodischen Plattitüden und abgedroschenen Witzen.Maike Albath: ''Witz komm raus. Peter-Paul Zahl raubt den Kölner Domschatz. In: „Die Süddeutsche“, 22. Juli 2002, [https://www.buecher.de/shop/buecher/der-domraub/zahl-peter-paul/products_products/content/prod_id/10258214/ buecher.de ], abgerufen am 29. März 2012
== Rezeption ==
Die Rezeption seines Werkes war zu seinen Lebzeiten meist von Reflexionen über seine Person und Kontroversen um seine Verurteilungen überschattet. Diese Polarisierung ist in den Nachrufen noch immer deutlich zu erkennen. Während „Die Welt Kompakt“ ihn im Januar 2011 als „anarchistischen Autor“ und „Propagandisten“ für linksextreme Politik|Linksterroristengruppen beschrieb,“[https://www .welt.de/print/die_welt/kultur/article12345047/Kompakt.html Anarcho-Autor Peter-Paul Zahl gestorben]''. In: „Welt Online“ vom 26. Januar 2011, abgerufen am 29. März 2012. Die „Frankfurter Rundschau“ bezeichnete ihn am selben Tag als „politischen Gefangenen“. hatte wegen eines Justizirrtumsskandals viele Jahre im Gefängnis verbracht.
Im Mai 1976 kam es zwischen dem Historiker Golo Mann und dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zu einem Streit über die Beziehung zwischen Person und Werk. Nach der Bekanntgabe des umstrittenen zweiten Urteils gegen Zahl druckte die Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ sein Gedicht „mittel der obrigkeit“ in der von Reich-Ranicki begründeten Reihe „Frankfurter Anthologie“ ab:
diese Gesichter unter dem Tschako
während der Schläge
[...]
Sag nicht: diese Schweine
sagen: Wer hat sie dazu gebracht? Der Veröffentlichung lag ein Kommentar des Dichters Erich Fried bei. In einem Brief vom 26. Mai 1976 fragte Golo Mann: „Wie konnte man die bis dahin so erfolgreiche ‚Frankfurter Anthologie‘ ruinieren und die erbärmlichen Geschichten über diesen Polizistenmörder veröffentlichen, zusammen mit dem dazugehörigen Kommentar von Herrn Fried? Reich-Ranickis Antwort.“ vom 31. Mai 1976 lautete: „Was das Gedicht des Polizistenmörders betrifft, so glaube ich, dass der Satz von Oscar Wilde|Wilde stammt, dass die Tatsache, dass jemand seine Rechnung nicht bezahlt, nicht beweist, dass er schlecht Geige spielt.“ Marcel Reich-Ranicki, Golo Mann: ''Enthusiasten der Literatur. Ein Briefwechsel.'' Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-10-062813-6.
=== Umgang mit der RAF ===
In einem Artikel mit dem Titel „Literatur und Terror“ aus dem Jahr 2003 untersucht der Journalist und Schriftsteller Enno Stahl die Rezeption der RAF in der Literatur und stellt fest, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema aufgrund der „aufgewühlten Atmosphäre“ der 1970er Jahre immer noch mit einem Stigma behaftet sei . Einer der Gründe dafür ist „die mythische Übertreibung der tatsächlichen Wirksamkeit und theoretischen Grundlage der RAF, sowohl im Negativen als auch im Positiven“. Peter-Paul Zahls „Die Glücklichen“ war einer davon die ersten Romane, die sich explizit mit diesem Thema beschäftigten. Als Drucker von „Agit 883“ und Mitherausgeber von „Fizz“ war er mit der Entwicklung „linksradikaler Milieus, insbesondere in“ vertraut Berlin. Der Roman zeichnet diesen Prozess nach und versucht zeitweise, sich mit der „RAF“ und der „Bewegung des 2. Juni“ auseinanderzusetzen. Der Autor behandelt sie mit „einer Haltung kritischer Sympathie“; er zweifelt nicht grundsätzlich an der Legitimität von Gewalt, sondern will sie „vom Volk selbst ausgehen“ sehen:
Zahl greift damit die „Avantgarde des revolutionären Kampfes“ an, deren Handeln zwar nicht moralisch fragwürdig, aber politisch falsch sei. Durch die Entmythologisierung der RAF konstruiert er jedoch gleichzeitig einen neuen Mythos, indem er das „Lumpenproletariat“ und die Spaßguerillas, die er sich vorstellt, auf die gute Seite eines schwarz-weißen Gesellschaftsbildes stellt.
Auch die Literaturwissenschaftlerin Sandra Beck untersucht in einer Studie aus dem Jahr 2008 die Frage nach der literarischen Aufarbeitung des westdeutschen Terrorismus und nimmt Zahls Roman als Beispiel für einen Text, der unter dem direkten Eindruck des Deutschen Herbstes geschrieben wurde. Sie weist auf die mediale Stilisierung des Autors als „RAF-Verbindungsmann“ und „Chef der Bewegung des 2. Juni“ hin, die in den 1970er Jahren begann und dazu führte, dass seine Werke „aus der Perspektive der ‚terroristischen Schriftstellerin‘ rezipiert wurden.“ Sandra Beck: „Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheim Studies in Literary and Cultural Studies, S. 37. Beck geht auf die ausführlichen Beschreibungen des Politischen im Roman ein Entwicklung der radikalen Linken; die Protagonisten verorten sich in einer gemeinsamen Vergangenheit mit der RAF und führen die Diskussion über die Legitimität von Gewalt in direkter Konfrontation mit zitierten, „öffentlich verbotenen Schriften“. Sie lehnen den Terrorismus ab, weil er die gleiche bedingungslose Gewalt ausübt wie das System, das er bekämpft, „so dass Kreativität, Autonomie und Lustbefriedigung durch Brutalität, Disziplin und Dogmatismus ersetzt werden.“ Sandra Beck: „ Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.'' Mannheim Studies in Literary and Cultural Studies, S. 46. Literatur eröffnet im fiktionalen Dialog einen ästhetischen Raum und schafft ihn sofort klar, „dass diese diskursive Auseinandersetzung mit dem Terrorismus der RAF nur im Medium der Fiktion möglich ist.“
=== Gefängnisliteratur ===
1977 gründete Erich Fried die Peter-Paul Zahl Initiative Group, die Dokumentationen zu dem Fall veröffentlichte und sich für die Wiederaufnahme des Prozesses einsetzte.''[https://www.iisg.nl/archives/index.php Initiativegruppe P.P. Zahl (Frankfurt am Main) Archiv.]'' auf der Website des International Institute of Social History, abgerufen am 25. März 2012 Als ein geplantes Proseminar über den inhaftierten Schriftsteller von der Verwaltung der Universität Münster verboten wurde| An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Jahr 1979 sprach sich Fried auf einer Protestveranstaltung gegen das Verbot aus:
In einem anschließenden Vortrag über Gefängnisliteratur erklärte er, dass in Gefängnissen produzierte Schriften Teil einer „respektablen internationalen Tradition“ seien, wobei Fjodor Dostojewski (Fjodor Dostojewski) das bekannteste Beispiel sei. Die Bedeutung der Gefängnisliteratur liegt in ihrer Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse. Texte – insbesondere solche von politisch Inhaftierten, in diesem Fall die Lyrik von Peter-Paul Zahl – dienten nicht nur als Überlebensversuch, sondern auch als Widerstand gegen institutionelle Gewalt.Erich Fried: '' Von einem, der nicht relevant ist: Über das Risiko, sich mit der Literatur P.P. „Zahls auseinandersetzen“, Rede vom 12. Januar 1979. In: Manfred Belting (Hrsg.): „Schriftenreihe zeitgeschichtliche Dokumentation.“ Münster 1979.
Auch Zahls Gedicht „Prisoner's Dream“ wird in diesem Sinne interpretiert:
deine Sachen
Du wirst
sein sofort freigegeben
Ihr Richter
hat gestandenPeter Paul Zahl: ''Häftlingstraum.'' In: ''Alle Türen öffnen sich.'' Berlin 1977
„Gefängnispoesie“ bietet die Möglichkeit, etwas über die Innenwelt von Gefängnissen zu lernen, aber gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Grenzen zwischen richtig und falsch, Richter und Angeklagten, „draußen“ und „drinnen“ verwischt werden. Nicola Kessler: „Der Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis für Gefangene.“ In: Barbara Becker-Cantarino, Inge Stephan (Hrsg.): „Von der Unzerstörbarkeit des Menschen“. Ingeborg Drewitz im literarischen und politischen Feld der 50er bis 80er Jahre.'' Bern 2005, ISBN 3-03910-429-2, S. 130; verfügbar in der Google-Buchsuche
Angeregt durch diese Debatte nahm sich Helmut H. Koch, Professor für Germanistik, dem Thema „offensichtlich brisante Literatur“ an, gründete Anfang der 1980er Jahre die „Dokumentationsstelle für Häftlingsliteratur“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, und ist Mitinitiatorin des 1988 ins Leben gerufenen Ingeborg-Drewitz-Literaturpreises für Gefangene.''[https://web.archive.org/web/20131223203954/http ://www.randgruppenliteratur.de/gefangenenliteratur/dokumentationsstelle-gefangenenliteratur.html Dokumentationsstelle Gefangenenliteratur – Knastliteratur]'' (Memento vom 23. Dezember 2013 im Internet Archive), abgerufen am 31. März 2012 Koch sieht Gefängnisliteratur als notwendige Ergänzung zur etablierten Literatur, um die von der Gesellschaft weitgehend ignorierte Realität des Gefängnisses sichtbar zu machen.Helmut H. Koch: ''Schreiben und Lesen in sozialen und psychischen Krisensituationen – eine Annäherung.'' In: Johannes Berning, Nicola Keßler, Helmut H. Koch: „Schreiben im Kontext von Schule, Universität, Beruf und Lebensalltag.“ Berlin und Münster 2006, ISBN 3-8258-9260-3, S. 128-135; [https://books.google.de/books?id=_03k4QHhA80C&vq&pg=PA128#v=onepage&q&f=false verfügbar] in der Google Buchsuche
=== Arbeit und Trägheit ===
In einem 1980 posthum veröffentlichten Aufsatz verglich Rudi Dutschke, einer der prominentesten Sprecher der Außerparlamentarischen Opposition (APO), einige Aspekte des Schaffens des Vormärz-Schriftstellers Georg Büchner mit dem von Peter-Paul Zahl. Er betrachtete beide als radikale oppositionelle Dichter, die eine Literatur des Widerstands geschaffen hatten. Zahl war von Büchners existentialistischem „Widerstandsverständnis“ beeinflusst, das er schon in jungen Jahren entwickelt hatte.Rudi Dutschke: „Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin. '' S. 11.
Im Gegensatz dazu beschrieb er Zahls frühe Lyrik als „existentialistische Widerstandsdichtung, im Wesentlichen individualistisch“.Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.'' S. 38 .
In der Zeit nach 1968 lag Zahls Bedeutung in seiner Rolle als Chronist der antiautoritären Bewegung. Seine Veröffentlichungen und mehr noch seine Lebensgeschichte ermöglichten es, den Blick auf die eigene Geschichte zu relativieren und zu konkretisieren.Rudi Dutschke: „Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.“ ' S. 40.
Neben dem Vergleich der Positionen der beiden Autoren zu revolutionären Niederlagen und Liebesfragen liegt der Schwerpunkt von Dutschkes Essay auf der Auseinandersetzung mit „Instrumentellem und wertrationalem Handeln“ als gesellschaftlicher Kategorie. In seiner Arbeit nimmt Büchner oft eine antizipatorische Haltung gegen die Lohnsklaverei ein; Die Frage ist, ob Zahls Ausführungen zur glücklichen Arbeitslosigkeit im gleichen Sinne als Vorboten zukünftiger Arbeitsweisen zu verstehen sind. Als Beispiel nennt er Büchner:
Zahl greift diese radikale Negation der Arbeit im Allgemeinen und der Lohnarbeit im Besonderen auf. Der entfremdete und bedrückende Prozess ist bereits in der Beschreibung von Arbeitsabläufen im Roman „Von jemandem, der auszog, Geld zu verdienen“ präsent, und die Sprache von Büchners Arbeitertypen hallt darin wider:
Dutschke stellte fest, dass „in diesem Roman eine Stimme zu hören war, die nicht der herkömmlichen Bezeichnung ‚Studentenbewegung‘ entsprach, die dominant und standesbewusst propagiert wurde.“''Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.'' S. 54.
Noch deutlicher wird Zahls Sicht auf die Arbeitsverweigerung als Grundbedingung für die Befreiung menschlicher Entwicklungsbedürfnisse in seinem Aufsatz „Trägheit statt/oder Arbeit“, der in bester Tradition Büchners, aber auch Paul Lafargues steht. „Das Recht, faul zu sein“. Zahl versuchte, Lafargue und Bakunin (Michail Bakunin) mit Marx und Engels (Friedrich Engels) in Verbindung zu bringen, was ihm von Teilen der marxistischen Linken den Vorwurf des „Subjektivismus“ einbrachte. Dutschke warf ihnen vor, die Kategorien „Leben“ und „Freizeit“ im Werk von Marx nicht zu kennen.
Im Roman „Die Glücklichen“ bezieht sich Zahl explizit und zentral auf Büchners Verständnis von „Arbeit und Trägheit“. Mit den Schlussworten aus der Komödie „Leonce und Lena“ leitet er die Erzählung einer freizügigen, freigeistigen, vergnügungsorientierten Lebensauffassung der Protagonisten ein, die einen anarcholibertären Sozialismus praktizieren und sich einem rigorosen Dogmatismus widersetzen:Sandra Beck: ''Reden an die Lebenden und die Toten. „Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheimer Literatur- und Kulturwissenschaft, S. 42.
Dutschke bemerkte zu diesem Zitat, dass Büchner grundsätzlich über das „Kleinbürgertum“-Denken im marxistischen Sinne hinausgeht.Rudi Dutschke: „Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.“ S. 52 .
Die Literaturwissenschaftlerin Sandra Beck greift diesen Vergleich auf und führt aus, dass Zahl damit eine Intertextualität (Intertextualität) erschließt und die beschriebene Alternative in eine Märchenwelt verortet, ganz in der Tradition von Büchners Märchen spielen. Ein Scheitern wird erwartet, weil die Protagonisten nicht der Zeit entrückt sind, sondern sich in einem Konflikt mit der Außenwelt befinden. Dies „untergräbt das konkrete Ideal im Rückgriff auf Büchners „Der Hessische Kurier“.Sandra Beck: „Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Mannheim Studies in Literature and Cultural Studies, S. 44.
=== Musikalischer Empfang ===
Im Oktober 1978 vertonten Musiker der Wiener Band „Schmetterlinge“ und der Hamburger Polit-Rockgruppe „Oktober“ Texte aus Zahls Gedichtband „Alle Türen öffnen“ von 1977 und nahmen eine Aufnahme auf Schallplatte|Album. Zusätzlich zu sechs Liedern nahm Flamencogitarrist Miguel Iven das zwanzigminütige Stück „Ninguneo“ auf, einen musikalischen Text über die Ermordung des Dichters Federico García Lorca. Zu den teilnehmenden Musikern gehörten Kalla Wefel, Andreas Hage, Beatrix Neundlinger, Ali Husseini und Willi Resetarits.Zero G Sound: ''[https://zerosounds.blogspot.com/2011/03/p-p-zahl-alle-turen -offen-1978-antagon.html Alle Türen offen]''. 24. März 2011, abgerufen am 21. Mai 2019
Der Hamburger Musiker Achim Reichel vertonte Zahls Gedicht „Bessie kommt“ auf seinem 1980 erschienenen Album „Ungeschminkt“. Auch die Komponisten Holger Münzer|Holger Münzer und Heiner Goebbels sind dafür bekannt, Zahls Texte vertont zu haben.
Die Band „Das Lunsentrio“ veröffentlichte 2021 den Song „Reggae for Peter-Paul Zahl“ auf dem Album „69 Ways to Play Pub Rock“.
== Werkübersicht (Auswahl) ==
=== Gedicht- und Kurzgeschichtensammlungen ===
* ''Elf Schritte zu einer Tat''. Geschichten, mit Lithographien von Dora Elisabeth von Steiger, Berlin 1968
* ''Schutzimpfung''. Gedichte, Berlin 1975
* ''Die Barbaren kommen''. Lyrik und Prosa, Hamburg 1976
* „Wie im Frieden“. Erzählungen, Leverkusen 1976
* ''Alle Türen offen''. Gedichte, Berlin 1977
* ''Freiheitstriebtäter''. Poesie, Prosa, Dekrete, Gesetze, Maßnahmen und eine Valentinade, mit Zeichnungen von Ljubomir Ernst, Hamburg 1979
* ''Konterbande''. A selection of poems, Frankfurt am Main 1982
* ''Aber nein, sagte Bakunin und lachte laut''. Poems, Berlin 1983
* ''Ananzi ist schuld''. Stories from Jamaica, Berlin 1999
* ''Anancy Mek It''. Bedtimes Stories, Kingston 2003
=== Novels and stage works ===
* ''Von einem der auszog, Geld zu verdienen'', Düsseldorf 1970
* ''Die Glücklichen''. Picaresque novel, Berlin 1979
* ''Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama'', Berlin 1982
* ''Liebesstreik!'', Comedy after Aristophanes’ ''Lysistrata'', 1984
* ''Die Insel oder Die Hoffnung der Besiegten'', 1986
* ''Die Erpresser. Eine böse Komödie'', Music and songs by Georg Danzer, Berlin 1990
* ''Der Meisterdieb'', Frankfurt am Main 1992
* ''Fritz, a German hero''. Drama, Vienna 1994
* ''Johann Georg Elser''. Chamber play version, Grafenau 1996
* ''Das Ende Deutschlands'', Berlin 1997
* ''Don Juan oder der Retter der Frauen''. A comedy based on motifs by Tirso de Molina, Grafenau-Döffingen 1998
* ''Der Domraub''. A picaresque novel, Munich 2002
=== Crime novels in the Fraser series ===
* ''Der schöne Mann''. Berlin 1994 (Volume 1)
* ''Nichts wie weg''. Berlin 1994 (Volume 2)
* ''Teufelsdroge Cannabis''. Berlin 1995 (Volume 3); Revised new edition under the title: ''Miss Mary Huana.'' Cologne 2007
* ''Lauf um dein Leben''. Berlin 1996 (Volume 4)
* ''Im Todestrakt''. Frankfurt 2005 (Volume 5)
* ''Kampfhähne''. Frankfurt 2005 (Volume 6)
=== More prose ===
* ''Die Lage der arbeitenden Klasse in Ulster 1970''. Berlin 1970
* ''Das System macht keine Fehler. Es ist der Fehler.'' In: ''Stadtguerilla und Soziale Revolution.'' Emile Marenssin: ''Von der Vorgeschichte zur Geschichte.'' Peter-Paul Zahl: ''Das System macht keine Fehler. Es ist der Fehler.'' Editora Queimada, Haarlem, 2nd ed. 1975; the first edition was published under the title: ''Die Baader Meinhof Bande oder Revolutionäre Gewalt'', Editora Queimada, Haarlem 1974
* ''Eingreifende oder ergriffene Literatur.'' On the reception of "modern classical", Gaiganz 1975
* ''Waffe der Kritik''. Essays, articles, reviews, Frankfurt (Main) 1977
* ''Schreiben ist ein monologisches Medium''. Dialogues with and about Peter-Paul Zahl, edited by Ralf Schnell, Berlin 1979
* ''Die Stille und das Grelle''. Collection of essays, Frankfurt 1981
* ''Der Staat ist eine mündelsichere Kapitalanlage.'' Hits and essays 1967-1989, Berlin 1989
* ''Geheimnisse der karibischen Küche. Geschichte, Gegenwart, Genuß von Jamaica bis Curaçao'', Hamburg 1998
* ''Jamaika'', Munich 2002
* ''How the Germans Liberated Namibia''. CD, Berlin und Long Bay 2004
=== Radio plays and records ===
* ''Lyrik und Jazz'', 1980
* ''Sumpf'', 1982
* ''Rollberg'', SFB, 1984 (Radio play)
* ''Macht hoch die Tür …'', 1985
=== Translations ===
* Victor Serge: ''Geburt unserer Macht'' (Original title: ''Naissance de notre force''), Tricont, Munich 1976, ISBN 3-920385-93-4.
* Otto René Castillo: ''Selbst unter der Bitterkeit'', Poems (Original title: ''Aun bajo la amargura'' Co-translator: Reinhard Thoma), Information point Guatemala, Munich 1983, ISBN 3-923872-00-3 (Contains: Only those who love are consistent).
* Ramón J. Sender|Ramón José Sender: ''Sieben rote Sonntage'' (Original title: ''Siete Domingos rojos''), Rotpunkt, Zurich 1991, ISBN 3-85869-063-5.
== Prizes and awards ==
* 1979/1980: Literaturpreis der Stadt Bremen|Literature Prize of the city of Bremen
* 1995: Friedrich Glauser Prize of the "Authors' group for German-language crime fiction" - The Syndicate
* 1998: Scholarship from the state of North Rhine-Westphalia
The building of the Department of German Studies, which was occupied during a Lecture|lecture strike at the Free University of Berlin in the winter semester of 1976/77, was temporarily renamed the ''Peter-Paul-Zahl-Institut'' as part of this action. In the following years, the ''Political Science Forum at the Peter-Paul-Zahl-Institut'' and the KSV cell at the ''Peter-Paul-Zahl-Institute of the Free University of Berlin'' published several publications under this name, so that the name was retained.Political Science Forum at the Peter-Paul-Zahl-Institute (ed.) ''Kernbeisser''. Self-published, Berlin 1978–1981 or or KSV cell at the Peter-Paul-Zahl-Institut Freie Universität Berlin (ed.): ''Wohin geht die Germanistik?'' (''Blasting sets'' No. 2, May 1978).
* * [http://www.dla-marbach.de/opac_kallias/namen/index.html?ADISDB=PE&WEB=JA&ADISOI=00042032 Inventory overview Peter-Paul Zahl]. ''deutsches literaturarchiv marbach''
* [https://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2002/juni/mensch.html Article about an event with Peter-Paul Zahl in 2002.] Kreuzberg Chronicle
* [https://www.spiegel.de/thema/peter_paul_zahl/ Peter-Paul Zahl] Archive of the Spiegel Group
== Bibliography ==
* Sandra Beck: ''Reden an die Lebenden und die Toten. Erinnerungen an die Rote Armee Fraktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur''. Mannheim Studies in Literature and Cultural Studies, Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2008, ISBN 978-3-86110-443-8, P. 35–51; * Gretchen Dutschke-Klotz|Gretchen Dutschke (Ed.): ''Mut und Wut: Rudi Dutschke und Peter Paul Zahl; Briefwechsel 1978/79''. Publisher M - Stadtmuseum Berlin, Berlin 2015, ISBN 978-3-939254-01-0.
* Rudi Dutschke: ''Georg Büchner und Peter-Paul Zahl, oder: Widerstand im Übergang und mittendrin.'' In: ''Georg Büchner Jahrbuch'', 4/84, Walter de Gruyter Publisher, Berlin 1984, p. 9–75.
* Erich Fried, Helga M. Novak, Initiative group P.P. Zahl (ed.): ''Am Beispiel Peter-Paul Zahl.'' Socialist publishing house, Frankfurt 1976 ff.
* Erich Fried: ''Von einem, der nicht relevant ist: über das Risiko, sich mit der Literatur P.P. Zahls auseinanderzusetzen.'' In: Manfred Belting (Ed.): ''Schriftenreihe zeitgeschichtliche Dokumentation.'' 2nd year, issue 8/9, SZD publisher, Münster 1979.
* Initiativgruppe P.P. Zahl: ''Der Fall Peter-Paul Zahl. Berichte u. Dokumente in 3 Sprachen.'' Publisher Neue Kritik, Frankfurt am Main 1978.
* Tobias Lachmann: ''Peter-Paul Zahl – Eine politische Schreibszene''. In: Ute Gerhard, Hanneliese Palm (Ed.): ''Schreibarbeiten an den Rändern der Literatur. Die Dortmunder Gruppe 61''. Essen 2012, p. 43–88.
1944 births
2011 deaths
Anarchist writers
East German emigrants to West Germany
German anarchists
German emigrants to Jamaica
German male novelists
German male poets
German people convicted of attempted murder
People from Portland Parish
Prisoners and detainees of Germany
Writers from Freiburg im Breisgau [/h4]
-
- Similar Topics
- Replies
- Views
- Last post
-
-
Böse Zahl
by Guest » » in ArtikelentwürfeIn der Zahlentheorie ist eine '''böse Zahl''' (englisch ''evil number'') eine nichtnegative ganze Zahl, die im Dualsystem eine gerade Zahl von Einsen hat.Neil Sloane: , auf On-Line Encyclopedia of... - 0 Replies
- 18 Views
-
Last post by Guest
-
-
-
Abscheuliche Zahl
by Guest » » in ArtikelentwürfeIn der Zahlentheorie ist eine '''abscheuliche Zahl''' (englisch ''odious number'') eine nichtnegative ganze Zahl, die im Dualsystem eine ungerade Zahl von Einsen hat.Neil Sloane: , auf On-Line... - 0 Replies
- 17 Views
-
Last post by Guest
-
-
-
St. Peter und Paul (Simprechtshausen)
by Anonymous » » in ArtikelentwürfeDie römisch-katholische Pfarrkirche '''St. Peter und Paul''' ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (Baden-Württemberg)|Denkmalschutzgesetz. Sie steht in Simprechtshausen,... - 0 Replies
- 22 Views
-
Last post by Anonymous
-
-
-
Kathedrale St. Peter und Paul, Kara
by Anonymous » » in ArtikelentwürfeDie „St.-Peter-und-Paul-Kathedrale“ (
== Geschichte ==
Der Bau der Kathedrale dauerte sechs Jahre und wurde von deutschen, französischen und italienischen Diözesen sowie den Päpstlichen... - 0 Replies
- 23 Views
-
Last post by Anonymous
-
-
-
Orthodoxe Kirche St. Peter und Paul in Hongkong
by Anonymous » » in ArtikelentwürfeDie '''Orthodoxe Kirche St. Peter und Paul in Hongkong'' (
Östliche Orthodoxie in Hongkong
Ostorthodoxe Kirchengebäude in China
Religiöse Gebäude und Bauwerke in Hongkong - 0 Replies
- 18 Views
-
Last post by Anonymous
-
Mobile version