Neues Königliches Opernhaus in BerlinArtikelentwürfe

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 Neues Königliches Opernhaus in Berlin

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Datei:Neues Königliches Opernhaus Berlin Perspektive Ludwig Hoffmann 1914.png|thumb|Endgültiger Entwurf von Ludwig Hoffmann, Januar 1914.

Das „Neue Königliche Opernhaus in Berlin“ war ein Projekt der preußischen Regierung und Kaiser Wilhelms II. zum Bau eines neuen Opernhauses in Berlin, das durch den Ersten Weltkrieg und die Finanzknappheit verhindert wurde der Weimarer Republik. Es handelte sich um eines der langwierigsten und kompliziertesten Bauvorhaben der Kaiserzeit. Der Kritiker und Journalist Paul Westheim bezeichnete es 1924 als die „groteskste Architekturkomödie aller Zeiten“.''Das Kunstblatt'', 8, S. 135


== Vorgeschichte ==
Datei:Berliner Opernhaus um 1745.jpg|thumb|Königliche Oper Berlin 1745
Auslöser der Pläne für ein neues Opernhaus war der Brand des Iroquois Theatre in Chicago am 30. Dezember 1903. Nachdem die Berliner Staatsoper mit ihren 1.500 Sitzplätzen zuvor als zu klein galt, geriet nun auch ihre Sicherheit in Frage. Der Kaiser schickte ein Telegramm an seinen Finanzminister Georg von Rheinbaben, in dem er einen „zügigen Neubau“ vorschlug und mit den Worten endete: „Ich kann nachts nicht mehr ruhig schlafen.“ Die preußische Regierung begann daraufhin mit der Planung eines Neubaus für mindestens 2.500 Zuschauer und ließ das alte Gebäude abreißen.

== Designs von Felix Genzmer ==
Datei:Felix August Helfgott Genzmer 1900.jpg|thumb|Felix Genzmer
Die erste Wahl für das Neubauprojekt fiel auf den Architekten Felix Genzmer, der als Architekt für die Königlichen Bühnen in Berlin und als Professor an der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg nach dem Bau des Foyers des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden tätig war Staatstheater Wiesbaden. Genzmer wurde vom Generaldirektor des Königlichen Theaters Georg Graf von Hülsen-Haeseler vorgeschlagen und war durch seine Tätigkeit in Wiesbaden auch beim Kaiser bekannt und beliebt. Zwischen 1904 und 1905 gestaltete Genzmer den Innenraum des Berliner Schauspielhauses um, wobei der Schwerpunkt auf Brandschutz und einem repräsentativeren Innenraum lag. Gleichzeitig begann er mit den Planungen für das neue Opernhaus.

Genzmers Auftrag stieß vor allem bei den nationalen Architektenverbänden auf Kritik. Das Opernhaus war damals das einzige geplante Großprojekt, und die Architekten forderten einen Wettbewerb, während der Kaiser Wettbewerbe grundsätzlich ablehnte. Auch Genzmer selbst wurde kritisiert, etwa vom Publizisten Maximilian Harden, der 1906 in der „Zukunft“ schrieb:

1906 legte Genzmer seine ersten Pläne vor, die der Kaiser ablehnte, da er „die schlichte, aber elegante Architektur aus der Zeit Friedrichs des Großen, die das Gebiet um das heutige Opernhaus dominiert, nicht durch einen kolossalen Bau beschädigt sehen“ wollte. nach Seidel: ''Der Kaiser und die Kunst''. 1907 musste Genzmer ein neues Projekt für den Königsplatz gegenüber dem Reichstagsgebäude entwickeln, wo die Krolloper 1896 zum „Neuen Königlichen Opernhaus“ umgebaut worden war und deutlich mehr Platz zur Verfügung stand.

Die von Felix Genzmer 1909 vorgelegten Pläne sahen vor, das Opernhaus südlich der Ost-West-Achse am Königsplatz zu errichten, mit einem zweiten Gebäude an der Nordseite. Dieser Entwurf wurde vom preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten abgelehnt, weil:

Auch mit den Kosten des Neubaus hatte das Ministerium ein Problem – vor allem weil die Finanzierung zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt war. Dabei ging es vor allem um die vom preußischen Staat und der Krone zu zahlenden Anteile. Die Krone wollte keinen nennenswerten Beitrag zum Bau leisten, obwohl der Kaiser den Neubau als „sein“ Opernhaus betrachtete. Sogar die entschädigungslose Bereitstellung des Eigentums der Kroll-Oper durch die Krone wurde intern in Frage gestellt. Der kaiserliche Berater Graf Philipp zu Eulenburg bezeichnete den Bau als kulturelle Aufgabe des Staates; Andererseits sah das preußische Finanzministerium keinen Anlass, ohne Zuwendung des Gerichts ein Gebäude mit Räumen für das Gericht zu errichten. Aus Sicht des Finanzministers war es nahezu unmöglich, diese Kostenverteilung dem Preußischen Abgeordnetenhaus zu erklären und durchzusetzen. Nachdem auch Genzmers zweiter Plan abgelehnt worden war, setzte sich die Ansicht durch, dass er nicht der richtige Architekt für den geplanten Bau sei, zumal der äußere Druck der Architektenverbände und der Öffentlichkeit zunahm. Graf von Hülsen-Haeseler, auf dessen Vorschlag Genzmer bereits ausgewählt worden war, wollte offenbar zunächst einen anderen Architekten für das Projekt einsetzen und richtete am 11. Januar 1910 eine unverbindliche Anfrage an den Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (Architekt). )|Ludwig Hoffmann, der ablehnte.

== Erster Architektenwettbewerb ==
Am 28. März 1910 schlug Graf von Hülsen-Haeseler Wilhelm II. vorsichtig vor, dass sich mehrere Architekten in einem geschlossenen Wettbewerb (beschränkter Wettbewerb) um den Bau des Opernhauses bewerben sollten. Sein Argument war die Bedeutung des Gebäudes, das ein Denkmal für die glorreiche Herrschaft Wilhelms II. sein sollte. Er betonte das Interesse der Architekten an dem Gebäude und betonte, dass es sich bei dem Wettbewerb um eine unverbindliche Ausschreibung (Ideenwettbewerb) handeln solle, bei der die besten Ideen hervorgebracht werden sollen. Der Kaiser selbst sollte der letzte Entscheidungsträger bleiben. Der Kaiser stimmte schließlich dem Wettbewerb zu, lehnte jedoch eine Prüfungskommission (Jury) ab und machte deutlich, dass er den Architekten auf keinen Fall freie Hand lassen werde. Er kommentierte den Vorschlag entsprechend:
Der Vorschlag fand auch die Zustimmung des Ministeriums für öffentliche Arbeiten und des Finanzministeriums, die den Wettbewerb als eine Möglichkeit betrachteten, die kritische Frage der Finanzierung zu lösen. Die Haushaltskommission des Preußischen Abgeordnetenhauses musste davon überzeugt werden, einer Ausschreibung zur Deckung der Kosten zuzustimmen.

Am 28. Juni erarbeiteten die beteiligten Ministerien die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb. Der Standort des Kroll-Opernhauses wurde weiterhin geprüft, die Architekten durften aber auch Alternativen vorschlagen. Die Oper selbst sollte 2.250 Sitzplätze haben, mit einem „Amphitheater“ als letztem Rang zusätzlich zum Parkett und vier Rängen. Vor dem Zuschauerraum sollte ein Eingangstrakt mit repräsentativer Eingangshalle (Vestibül (Architektur) | Vorhalle) und Kassen sowie eine Treppenhalle mit Zugang zum Parkett und zum ersten Rang errichtet werden. Geplant waren außerdem zwei Foyers für die verschiedenen Ränge und die Stände. Ein wichtiger Teil der Planung umfasste die Fläche für den Innenhof. Dazu gehören eine große Bankettloge im ersten Rang mit 80 Sitzplätzen sowie zusätzliche Sitzplätze im Parkett und im ersten Rang des linken Bühnenvorraums (Proszenium). Die Logen sollten mit verschiedenen Aufenthaltsräumen ausgestattet werden und auf der linken Seite einen separaten Eingang vorsehen. Alle Hofbereiche sollten miteinander verbunden, aber vom Rest des Publikums getrennt sein.

Im August 1910 wurden die ausgewählten Architekten benachrichtigt; neben Felix Genzmer waren es Eduard Fürstenau, Ludwig Hoffmann, Ernst von Ihne, Anton Karst, Max Littmann, Heinrich Seeling und Friedrich von Thiersch. Die Wahl fiel auf Architekten, die bereits erfolgreich für den Kaiser gearbeitet hatten und deren Arbeit ihn beeindruckt hatte. Anton Karst wurde wegen seines Neubaus des Königlichen Hoftheaters Kassel (Vorgänger des heutigen Staatstheaters Kassel) vom Kaiser selbst konsultiert. Vor allem Max Littmann und Heinrich Seeling waren bekannte Theaterarchitekten. Die von den ausgewählten Architekten eingereichten Entwürfe sollten gegen Zahlung eines Honorars als Eigentum mit uneingeschränkter Verfügungsberechtigung an den Staat übertragen werden. Ludwig Hoffmann nahm an dieser Ausschreibung nicht teil und verwies auf seine vielfältigen Aufgaben für die Stadt Berlin und einen Bebauungsplan für die Stadt Athen, an dem er derzeit arbeitete.
Datei:Vollfrontarchitektur der Pariser Oper, Mai 2009.jpg|thumb|Opéra Garnier, Paris
Die eingeschränkte Konkurrenz für die Öffentlichkeit begründeten die Ministerien mit den besonderen technischen Schwierigkeiten des Gebäudes. Dies konnte jedoch die Kritik, die sowohl von der Presse als auch von den Architektenverbänden geäußert wurde, nicht beruhigen. Letzterer forderte einen offenen Wettbewerb und bezog sich dabei insbesondere auf den Bau der Pariser Oper. Das Fehlen einer Jury und die fehlende verbindliche Auftragsvergabe an den Wettbewerbssieger lösten weitere Kritik aus, die gegen die von den Verbänden postulierten Grundregeln des Wettbewerbs verstieß. Als Ergebnis berichtete das „Berliner Tageblatt“ vom 2. September 1910:
Datei:Architektur STOP Front 20150922 C MichaelPoehn.jpg|thumb|Wiener Staatsoper
Die Ergebnisse lagen Anfang Dezember 1910 vor. Von Ihne und Littmann integrierten insbesondere Schlüsselelemente der Pariser Oper von Charles Garnier (Architekt) in ihren Entwurf, darunter die zentrale mehrstöckige große Treppe innerhalb eines separaten zentralen Raums dazwischen Foyer und Zuschauerraum. Weitere Ideen lieferte die Wiener Staatsoper von Eduard van der Nüll und August Siccard von Sicardsburg (August Siccard von Sicardsburg). Basierend auf den Ergebnissen schlugen die beteiligten Minister die gemeinsame Erstellung eines Grundrisses vor. Sie schlugen vor, dass dies von den Teilnehmern Ernst von Ihne, Heinrich Seeling und Friedrich von Thiersch durchgeführt werden sollte. Auf Druck des Hofes einigten sich das Ministerium für öffentliche Arbeiten und das Finanzministerium Ende 1910 darauf, den Bau des Opernhauses als preußischen Staatsbau anzusehen und ihn somit auf Staatskosten mit einem Zuschuss der Krone zu finanzieren. Die weitere Organisation unterstand vollständig dem Ministerium für öffentliche Arbeiten. Als Beitrag der Krone setzte der Kaiser eine Gesamtsumme von drei Millionen Deutschen Mark (1871) fest. Der Kaiser stimmte auch einer engeren Konkurrenz zwischen Ernst von Ihne, Heinrich Seeling und (entgegen dem Vorschlag der Ministerien) Max Littmann zu.

== Zweiter Architektenwettbewerb ==
Zur Vorbereitung dieses Folgewettbewerbs erstellte der Regierungsarchitekt Hans Grube im Ministerium für öffentliche Arbeiten einen Vorentwurf als Grundlage für die weitere Planung. Dazu gehörten Grundrisse und eine Fassadenansicht des geplanten Gebäudes. Die Entwürfe fanden großen Anklang und Grube wurde daraufhin als vierter Teilnehmer zum Wettbewerb zugelassen; Seine Pläne bildeten die Vorlage für den offiziellen Programmentwurf und damit die verbindliche Voraussetzung, auf der die Teilnehmer ihre neuen Entwürfe aufbauen mussten. Am 3. Oktober wurden die Architekten aufgefordert, ihre neuen Entwürfe einzureichen, und die Ergebnisse lagen im Februar 1912 vor. Die Ergebnisse beider Wettbewerbsrunden wurden im März 1912 zusammen mit den Plänen des kurzen Wettbewerbs im Abgeordnetenhaus öffentlich ausgestellt Sie bilden die Grundlage für das endgültige Gebäude. Wilhelm II. bevorzugte die Ergebnisse des Bauamtmanns Grube. Am 6. März präsentierte der vertrauliche Baurat Richard Saran vom Ministerium für öffentliche Arbeiten in einer Rede vor dem Repräsentantenhaus den aktuellen Stand der Diskussionen:
Der Baubeginn war für April 1913 geplant.

Die Entscheidung wurde in der Presse und in der Öffentlichkeit heftig kritisiert. Insbesondere der Umgang der Ministerien mit dem begrenzten Wettbewerb und die Tatsache, dass der Siegerentwurf von einem unbekannten Beamten eingereicht wurde, wurden stark kritisiert. Die Presse forderte erneut einen offenen Wettbewerb, und am 14. März 1912 verabschiedete der Verein Berliner Architekten einen Beschluss mit der gleichen Forderung. Am 20. April desselben Jahres beschloss der Bund Deutscher Architekten, nach Neufestlegung des Bauprogramms und Abstimmung im Abgeordnetenhaus einen offenen Wettbewerb für den Bau des Opernhauses durchzuführen. Diese Kritik, in der sich alle Fraktionen gegen die geplante Fortführung des Projekts aussprachen, gelangte bis ins Repräsentantenhaus. Am 2. Mai verabschiedete das Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf, der eine Neugestaltung „unter Beteiligung anderer Kreise der deutschen Künstlerschaft“ vorsah. Der Beschluss forderte einen offenen Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer von der Programmskizze abweichen dürfen, mit Die Preußische Bauakademie nahm die abschließende Beurteilung vor. Die Abgeordneten entschieden sich damit klar gegen die Absichten Kaiser Wilhelms II. Der SDP-Delegierte Karl Liebknecht machte es deutlich:

== Dritter Architektenwettbewerb ==

Der dritte Wettbewerb für das Opernhaus wurde im Juni 1912 vom Ministerium für öffentliche Arbeiten ausgeschrieben. Obwohl dieser Wettbewerb nun tatsächlich offen war, waren die Architekten Hermann Billing in Karlsruhe, Wilhelm Brurein in Berlin, Martin Dülfer in Dresden, Theodor Fischer in München, Georg Frentzen in Aachen, Otto March in Berlin, Bruno Möhring in Berlin, Carl Moritz in Köln, Bruno Schmitz in Berlin und die Architektengemeinschaft Lossow & Kühne (William Lossow und Max Hans Kühne) in Dresden wurden direkt kontaktiert und zur Teilnahme eingeladen. Wie die erste Auswahl bestand auch diese überwiegend aus Architekten, die bereits Erfahrung im Bau von Theatern oder ähnlichen Gebäuden hatten und einen positiven Eindruck auf den Kaiser hinterlassen hatten. Von den Eingeladenen sagte nur Theodor Fischer ab, alle anderen bestätigten ihre Teilnahme. Zugelassen war neben diesem Personenkreis auch jeder, der Mitglied im Verein Deutscher Architekten und Ingenieure (VDAI) oder im Bund Deutscher Architekten (BDA) war.

Grundlage der Arbeit waren drei Grundrisszeichnungen, auf denen die Projekte aufgebaut werden sollten. Im Oktober 1912 wurden insgesamt 68 Entwürfe eingereicht, zu denen die Preußische Bauakademie Stellung nahm. Die Jury urteilte, dass keiner der Entwürfe den bisherigen Entwürfen so überlegen sei, dass er als Grundlage für den Bau empfohlen werden könne. Besonders hervorgehoben wurden die Entwürfe von Otto March, Richard Seel, Martin Dülfer, Carl Moritz und der Beitrag des Architekturbüros Peter Jürgensen und Jürgen Bachmann (Berlin). Die Jury empfahl außerdem eine Vereinfachung des Bauprogramms, die jedoch vom Generaldirektor abgelehnt wurde. Ludwig Hoffmann war einer der Experten der Hochbauabteilung der Akademie.
Datei:Wettbewerb Erdgeschoss.jpg|Erster Stock
Datei:Wettbewerb Oberparkett.jpg|Dachgeschoss
Datei:Wettbewerb 1.Rang.jpg|1. Rang

Die Ergebnisse des dritten Wettbewerbs wurden im Januar 1913 öffentlich ausgestellt. Obwohl sich die Presse einig war, dass der Wettbewerb einen Fortschritt darstellte, gab es bei der Frage, welcher Entwurf der beste sei, kein Ergebnis. Der Favorit war der Entwurf von Otto March, der aber letztlich auch nicht überzeugen konnte. Erneut gab es Kritik am gesamten Gebäudekonzept und forderte eine Neugestaltung des gesamten Königsplatzes. Ein Ergebnis war jedoch eindeutig: Der dritte Wettbewerb brachte keinen Gewinner und damit keinen Architekten für das Opernhaus hervor. Am 13. Februar 1913 fasste das Preußische Abgeordnetenhaus den Beschluss, dass die Regierung einen unabhängigen Architekten finden und beauftragen sollte, der die besten Vorschläge aller bisherigen Konzepte in einem Entwurf zusammenführen sollte. Für den Königsplatz sollte ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden. Diese Entscheidung fiel jedoch nicht einstimmig; Karl Liebknecht beispielsweise kritisierte es heftig:

== Entwürfe von Ludwig Hoffmann ==
Bei der Auswahl eines Architekten kamen nur sehr wenige bislang weitgehend unbeteiligte Personen in Betracht, da alle bekannten Architekten und Fachleute bereits ihre Meinung zur Opernhausfrage geäußert hatten. Einer der wenigen war der Berliner Stadtbaurat Ludwig Hoffmann, der mehrfach angesprochen worden war, den Auftrag aber bisher jedes Mal abgelehnt hatte. Im April 1913 wurde er erneut gefragt, ob er dieses Gebäude entwerfen und bauen möchte. Allerdings zeigte Hoffmann weiterhin kein Interesse daran, was vor allem auf seine eher dürftigen Erfahrungen mit der Realisierung des von Alfred Messel entworfenen Pergamonmuseums auf der Berliner Museumsinsel zurückzuführen war. Die Zusammenarbeit mit der Generaldirektion der Königlichen Theater schreckte ihn ab, und zu dieser Zeit galt Hoffmanns Hauptinteresse dem Bau von Sozial- und Wohlfahrtsgebäuden. Darüber schrieb er in seinen Memoiren:
Nachdem jedoch auch Kaiser Wilhelm II. wollte, dass Ludwig Hoffmann den Bau übernimmt und Oberbürgermeister Adolf Wermuth darauf bestand, stimmte Hoffmann schließlich zu. Am 4. Mai 1913 gab er dem Ministerium seine Zusage, sich am Neubau zu beteiligen. Er wollte sich auf die künstlerischen Belange konzentrieren und das Ministerium sollte die bautechnischen Aufgaben übernehmen.
Datei:Neues Königliches Opernhaus Ansicht Ludwig Hoffmann 1914 - Kopie.png|thumb|Die Perspektive der endgültigen Fassadengestaltung, Januar 1914
Am 9. Mai 1913 legte Ludwig Hoffmann eine Darstellung seiner Ideen für das neue Opernhaus vor. Er hatte sich bereits eingehend mit dem Bau beschäftigt, da er bereits 1912 Mitglied des Gutachterausschusses für die Entwürfe gewesen war. Die ersten Entwürfe in Form von Fassadenzeichnungen legte Hoffmann im gleichen Jahr zu Pfingsten vor. Die drei Bleistiftzeichnungen, datiert auf den 11. Mai 1913, zeigten alternative Fassaden für das Opernhaus, teilweise flankiert von anderen, bisher ungeplanten Gebäuden, um die weitere Entwicklung des Platzes zu veranschaulichen. Erst Ende Mai erfuhr die Öffentlichkeit von Hoffmanns Beteiligung am Bau, doch die Resonanz in der Presse auf diese Auswahl war sehr positiv und zugleich mit hohen Erwartungen verbunden. Der Entwurf sollte zusammen mit einem Kostenvoranschlag im Dezember fertiggestellt werden, und Hoffmann sollte sich auch weitestgehend an die Programmskizze halten. Am 5. November ließ Hoffmann die Genehmigung seiner Entwürfe vom Kaiser bestätigen und legte im Dezember einen Kostenvoranschlag von 19,5 Millionen D-Mark vor (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 125,5 Millionen Euro). Nach einem Treffen mit dem Finanzminister einigte man sich auf einige Einsparungen, insbesondere bei der Gestaltung der Innenräume und des Depotgebäudes, das an das Opernhaus angeschlossen werden sollte.

Im Januar 1914 überreichte Ludwig Hoffmann dem Kaiserpaar in einem eigens dafür eingerichteten Atelier ein Modell des Gebäudes. Der Kaiser war zufrieden und stimmte dem Bau des Opernhauses zu. Die endgültigen Pläne, Ansichten, Schnitte und Perspektiven wurden zusammen mit Ludwig Hoffmanns Erläuterungen zum Entwurf auch in der Zentralzeitschrift der Bauverwaltung veröffentlicht. Am 19. Mai 1914 genehmigte das preußische Arbeitsministerium den ersten Bauabschnitt, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte den Bau.

== Architekturansicht von Hoffmanns Entwurf ==
File:Neues Königliches Opernhaus Detailansicht Ludwig Hoffmann 1914.png|thumb|Detailansicht eines Seitenrisalits
Als beauftragter Architekt sollte sich Ludwig Hoffmann noch stärker an die Grundpläne halten als die Teilnehmer des Wettbewerbs. Dennoch versuchte Hoffmann insbesondere die Fassade nach seinen Vorstellungen zu verändern. Während der ursprüngliche Plan beispielsweise auf Wunsch des Kaisers einen großen Dreiecksgiebel mit acht Stützsäulen (Portikus) vorsah, plante Hoffmann ein großzügiges Vestibül mit einer Kolonnade korinthischer Säulen mit nur einem dezenten Giebel. Außerdem ließ er die Fensterachsen schmaler als vorgesehen und plante das gesamte Gebäude mit einer Breite von 96 Metern, also vier Meter breiter als vorgesehen. Hinter dem Portikus sollte ein großzügiges Foyer entstehen. Hoffmann platzierte die Kassen, die seitlich eines zentralen Vestibüls (Architektur) angebaut werden sollten, an den beiden äußersten Enden und versah jeden dieser Bereiche mit seinem Vorsprung („Avant-Corps“ (Risalit), in dem weitere Nebenräume untergebracht werden sollten.

Eines der Hauptprobleme des Grundrisses war der starke Eindruck des quadratischen Kastenbaus, der in den Entwürfen der verschiedenen Wettbewerbsteilnehmer durch Vorsprünge und Gestaltungen des Portikus verdeckt werden sollte. Hoffmann versuchte einen länglichen Eindruck zu erzeugen, indem er den Bühnenkörper über den Zuschauerraum projizierte und eine zentrale Treppenhalle schuf, die er optisch an das Berliner Schauspielhaus anpasste. Im Gesamtbild stellte jedoch die Längenausdehnung das größere Problem dar, zumal das Gebäude aus Kostengründen nicht die gesamte Breite des Königsplatzes einnehmen sollte, was das Missverhältnis noch deutlicher machte. Aus diesem Grund plante Hoffmann unmittelbar an beiden Seiten angrenzende Funktionsbauten und eine Betonung der Außenkanten, während er den Mittelteil lieber nicht betonte. Zusätzlich zu den erwähnten „Risaliten“ sollte die Kolonnade, ein offener Portikus über zwei Stockwerke, diesen Effekt verstärken. Für das Erdgeschoss waren große Rundbogenfenster vorgesehen. Die das Gebäude umgebende Balustrade sollte durch eine aufwändige figürliche Verzierung hervorgehoben werden.
Datei:Opernhaus Foyer.png|thumb|Gestaltung des Foyers
Im Inneren teilte Hoffmann das Gebäude in einen Bühnenteil und einen Publikumsteil. Der Zuschauerbereich bildet das Zentrum des Gebäudes, dem ein großes Treppenhaus und ein Foyer vorgelagert sind. Vier Atrien (Atrium (Architektur)) unterteilen das Gebäude weiter. Am Königsplatz sollte der zentrale Eingang liegen, durch den man in einen Quervorraum gelangen sollte, der die gesamte Breite des Gebäudes einnehmen sollte. Ein paar Stufen führen zum zentralen Treppenhaus oder zu den Seitenfluren. Eine breite Treppe im zentralen Treppenhaus und weitere Treppen in den Seitengängen führen in die erste Etage, zwei Treppen hinter der Haupthalle führen in die oberen Parkettbereiche. Der Zuschauerraum sollte aus vier Rängen bestehen, die von zusätzlichen Sitzreihen im Stil eines Amphitheaters überspannt wurden; die Prunkloge und die dreiteiligen Proszeniumslogen wurden architektonisch hervorgehoben. Für die Pausen sollte über der Eingangshalle ein großes Foyer eingerichtet werden, weitere Gemeinschaftsräume wurden im gesamten Gebäude verteilt.
Datei:Opernhaus Treppenhaus.png|thumb|Gestaltung des Treppenhauses
Für Besucher der Kaiserloge wurde ein separater Seiteneingang geschaffen. Es führte über eine Treppe hinauf zu einem großen Salon vor der Prunkloge. Dieser Eingang sollte lediglich den Zuschauerweg seitlich des Salons kreuzen, so dass die beiden Besuchergruppen gut getrennt waren. Um den hinteren linken Vorhof gruppierten sich weitere Räume für die Mitglieder des Gerichts. Über ein Esszimmer und eine Teestube wurde ein Durchgang zu den Logen auf dem Proszenium geschaffen.

== Volksoper ==
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Ludwig Hoffmann von Adolph Hoffmann, dem neuen preußischen Kulturminister aus den Reihen der ISDP, gebeten, das Projekt als öffentliches Opernhaus zu überdenken. Die Zuschauerkapazität sollte auf 3.000 Sitzplätze erhöht werden, daher erweiterte Ludwig Hoffmann das Parkett um eine steilere Hochkurve. Der zu Rate gezogene Komponist Richard Strauss war von der Idee begeistert, da das Publikum dadurch die Sänger in ihrer Gesamtheit über die Köpfe der Sitzenden hinweg sehen konnte. Diese Pläne wurden jedoch nicht verwirklicht und anstelle der Volksoper wurde zwischen 1920 und 1923 die alte Krolloper modernisiert, die an der geplanten Stelle stand.

== Referenzen ==


== Bibliographie ==

* ''Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin.'' Beilage 10. ''Lebenserinnerungen eines Architekten – Ludwig Hoffmann''. Herausgegeben und bearbeitet von :de:Wolfgang_Schäche|Wolfgang Schäche. Mann Brothers, Berlin 1983, :de:Spezial:ISBN-Suche/3786113882|ISBN 3-7861-1388-2
* Dörte Döhl: „Ludwig Hoffmann – Bauten für Berlin 1896-1924.“ Ernst Wasmuth, Tübingen 2004. :de:Spezial:ISBN-Suche/3803006295|ISBN 3-8030-0629-5
* :de:Hans_Schliepmann|Hans Schliepmann: ''Die neuen Entwürfe zum Berliner Königlichen Opernhaus.'' ''Berliner Architekturwelt,'' Special issue 12. Berlin: :de:Ernst_Wasmuth_Verlag|Wasmuth, 1913. Digitized by the Central and Regional Library Berlin, 2020. https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:109-1-15382701
* Saran: ''Die bisherige Entwicklung der Vorbereitungen zum Neubau eines Königlichen Opernhauses in Berlin.'' In: ''Zentralblatt der Bauverwaltung.'' Ernst, Berlin 1912, p. 133 f. * Maximilian Harden: ''Das neue Opernhaus.'' In: Maximilian Harden (Hrsg.) ''Die Zukunft''. ''Die Zukunft'', Berlin 1906, :de:Spezial:ISBN-Suche/3891314450|ISBN 3-89131-445-0
* :de:Fritz_Stahl|Fritz Stahl: ''Das neue Berliner Opernhaus. Ein sehr enger Wettbewerb.'' In: ''Berliner Tageblatt'', September 2, 1910, Mosse, Berlin.
* Paul Seidel: ''Der Kaiser und die Kunst.'' Sound, Berlin 1907.
* Paul Westheim, in: ''Das Kunstblatt.'' Ed. Paul Westheim. Reckendorf, Berlin 8.1924, S. 135.
* ''Zentralblatt der Bauverwaltung,'' No. 8, Berlin January 28, 1914, p. 61–65

Unbuilt buildings and structures
Unfinished buildings and structures
Opera houses in Germany

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