Das '''Deutsche Modeamt''' wurde am 7. Juni 1933 von der nationalsozialistischen Regierung gegründet, um die deutsche Bekleidungs- und Modewirtschaft zentral zu steuern und ideologisch zu lenken. Noch im Spätsommer 1933 verlor es seinen offiziellen Status und ging in leicht veränderter Form als '''Deutsches Mode-Institut''' der NS-Zeit weiter (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Deutsches Mode-Institut|Deutschen Mode-Institut, das auf andere Wurzeln zurück geht). Bis 1945 war diese Institution Teil der NS-Kultur- und Wirtschaftspolitik, mit dem Ziel, eine «eigenständige deutsche Mode» zu fördern, ausländische – insbesondere französische – Einflüsse zurückzudrängen und jüdische Beteiligung auszuschließen.
=== Gründung ===
Nach der Machtergreifung der NSDAP wurde das Deutsche Modeamt am 7. Juni 1933 formell ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren: 1. Vorsitzender Dr. Theodor Oelenheinz, Sigmund von Weech|Prof. Sigmund von Weech, Hans Horst, sowie als Ehrenvorsitzende Magda Goebbels.
* Förderung einer eigenständigen "deutschen Mode", die den "Charakter der deutschen Frau" widerspiegelt und dennoch den besten internationalen Modetrends entspricht
* Sicherstellung, dass alle Modelle ausschließlich aus „deutschen Textilien“ und Materialien gefertigt werden
* Organisation und Förderung von Modeschauen, Ausstellungen und Öffentlichkeitskampagnen zur Stärkung der Kaufbereitschaft für inländische Produkte
* Schutz des geistigen Eigentums durch Richtlinien gegen unrechtmäßiges Kopieren von Designideen
=== Differenzen & Umwandlung zum DMI ===
Zur ersten Stoffschau im Juli 1933 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen: Jüdische Firmen waren trotz Boykottrufen an der Ausstellung beteiligt, was vermeintlich zum Rücktritt Magda Goebbels’ als Ehrenvorsitzende führteGenerallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 235/6181: Briefe und Schreiben von Emmy Schoch an Prof. Bühler, 19. November 1933.; eine alternative Sichtweise erklärt ihren Rücktritt mit der Unzufriedenheit ihres Mannes Joseph Goebbels mit ihren Aussagen, dass der wenig elegante „Gretchen‑Typ“ in Deutschland vor dem Aus stehe, da es der offiziellen Parteilinie und der visuellen Propaganda zum Frauenbild im Dritten Reich widersprach.Irene Guenther: ''Nazi 'Chic'. Fashioning Women in the Third Reich''. Berg, Oxford/New York 2004, ISBN 1-85973-400-6; S. 172
Im Spätsommer 1933 entzog die Reichsregierung dem Modeamt den Status als „Amt“; es wurde im September 1933 umfirmiert und reanimiert zum ''Deutschen Mode-Institut.''
=== Weitere Entwicklung und Ende des DMI ===
* '''1933–1936:''' Dr. Hans Horst agierte als Geschäftsführer; Herbert Tengelmann übernahm bald den Vorsitz und leitete parallel die Wirtschaftsgruppen Bekleidungsindustrie sowie Textilindustrie unter der Reichsgruppe Industrie, sowie die ADEFA|Adefa‑Arisierungs-Initiative.
* '''März 1936:''' Unter Tengelmann zog das Institut um und spaltete sich in das politisch‑propagandistische DMI und die Mode‑Dienst GmbH für praktische, kommerzielle Aufgaben. Direktorium: Hela Strehl, Dr. Wilhelm Hellmann, Otto Jung (Adefa-Vorstand).
* '''Frühjahr 1936 – Ende 1937:''' Hela Strehl wurde mit Rückendeckung des Propagandaministeriums neue Geschäftsführerin, verließ das DMI jedoch am 31. Dezember 1937 nach Kritik an ihrer Informations‑ und PR‑Praxis.
* '''1. April 1938:''' Hans Croon (Unternehmer)|Hans Croon löste Tengelmann als Präsident ab; Tengelmann wurde sein erster Stellvertreter.
* '''1940: Maria May''' leitete fortan die künstlerische Manufaktur-Abteilung und behielt diese Position bis mindestens Dezember 1944.
* '''1941–1943:''' Liquidationsgespräche begannen Anfang 1941; am 15. Oktober 1941 wurde das DMI als „Zentrale Modeleitung“ aufgelöst und die Manufaktur in die Wirtschaftsgruppe Textilindustrie überführt; am 3. Dezember 1943 erfolgte die Umbenennung in Textil‑Manufaktur e.V.
== Abgrenzung zum heutigen Deutschen Mode-Institut ==
Das heutige '''Deutsches Mode-Institut|Deutsche Mode-Institut e. V.''' (DMI) in Köln, das aus dem Deutschen Institut für Herrenmode hervorgegangen, ist **nicht** Nachfolger der NS‑Institution. Es fungiert als moderner Wirtschaftsverband zur Vertretung der Interessen der deutschen Textil- und Modebranche in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
== Literatur ==
* Irene Guenther: ''Nazi 'Chic'. Fashioning Women in the Third Reich''. Berg, Oxford/New York 2004, ISBN 1-85973-400-6.
* Aliena Guggenberger: ''Das System Reformkleid. Die Karlsruher Modeschöpferin Emmy Schoch und die Erneuerung der Frauenkleidung um 1900''. LMU München 2023.
* Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 235/6181: Briefe und Schreiben von Emmy Schoch an Prof. Bühler, 19. November 1933.
[h4] Das '''Deutsche Modeamt''' wurde am 7. Juni 1933 von der nationalsozialistischen Regierung gegründet, um die deutsche Bekleidungs- und Modewirtschaft zentral zu steuern und ideologisch zu lenken. Noch im Spätsommer 1933 verlor es seinen offiziellen Status und ging in leicht veränderter Form als '''Deutsches Mode-Institut''' der NS-Zeit weiter (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Deutsches Mode-Institut|Deutschen Mode-Institut, das auf andere Wurzeln zurück geht). Bis 1945 war diese Institution Teil der NS-Kultur- und Wirtschaftspolitik, mit dem Ziel, eine «eigenständige deutsche Mode» zu fördern, ausländische – insbesondere französische – Einflüsse zurückzudrängen und jüdische Beteiligung auszuschließen.
=== Gründung === Nach der Machtergreifung der NSDAP wurde das Deutsche Modeamt am 7. Juni 1933 formell ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren: 1. Vorsitzender Dr. Theodor Oelenheinz, Sigmund von Weech|Prof. Sigmund von Weech, Hans Horst, sowie als Ehrenvorsitzende Magda Goebbels. * Förderung einer eigenständigen "deutschen Mode", die den "Charakter der deutschen Frau" widerspiegelt und dennoch den besten internationalen Modetrends entspricht * Sicherstellung, dass alle Modelle ausschließlich aus „deutschen Textilien“ und Materialien gefertigt werden * Organisation und Förderung von Modeschauen, Ausstellungen und Öffentlichkeitskampagnen zur Stärkung der Kaufbereitschaft für inländische Produkte * Schutz des geistigen Eigentums durch Richtlinien gegen unrechtmäßiges Kopieren von Designideen
=== Differenzen & Umwandlung zum DMI === Zur ersten Stoffschau im Juli 1933 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen: Jüdische Firmen waren trotz Boykottrufen an der Ausstellung beteiligt, was vermeintlich zum Rücktritt Magda Goebbels’ als Ehrenvorsitzende führteGenerallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 235/6181: Briefe und Schreiben von Emmy Schoch an Prof. Bühler, 19. November 1933.; eine alternative Sichtweise erklärt ihren Rücktritt mit der Unzufriedenheit ihres Mannes Joseph Goebbels mit ihren Aussagen, dass der wenig elegante „Gretchen‑Typ“ in Deutschland vor dem Aus stehe, da es der offiziellen Parteilinie und der visuellen Propaganda zum Frauenbild im Dritten Reich widersprach.Irene Guenther: ''Nazi 'Chic'. Fashioning Women in the Third Reich''. Berg, Oxford/New York 2004, ISBN 1-85973-400-6; S. 172
Im Spätsommer 1933 entzog die Reichsregierung dem Modeamt den Status als „Amt“; es wurde im September 1933 umfirmiert und reanimiert zum ''Deutschen Mode-Institut.''
=== Weitere Entwicklung und Ende des DMI ===
* '''1933–1936:''' Dr. Hans Horst agierte als Geschäftsführer; Herbert Tengelmann übernahm bald den Vorsitz und leitete parallel die Wirtschaftsgruppen Bekleidungsindustrie sowie Textilindustrie unter der Reichsgruppe Industrie, sowie die ADEFA|Adefa‑Arisierungs-Initiative. * '''März 1936:''' Unter Tengelmann zog das Institut um und spaltete sich in das politisch‑propagandistische DMI und die Mode‑Dienst GmbH für praktische, kommerzielle Aufgaben. Direktorium: Hela Strehl, Dr. Wilhelm Hellmann, Otto Jung (Adefa-Vorstand). * '''Frühjahr 1936 – Ende 1937:''' Hela Strehl wurde mit Rückendeckung des Propagandaministeriums neue Geschäftsführerin, verließ das DMI jedoch am 31. Dezember 1937 nach Kritik an ihrer Informations‑ und PR‑Praxis. * '''1. April 1938:''' Hans Croon (Unternehmer)|Hans Croon löste Tengelmann als Präsident ab; Tengelmann wurde sein erster Stellvertreter. * '''1940: Maria May''' leitete fortan die künstlerische Manufaktur-Abteilung und behielt diese Position bis mindestens [url=viewtopic.php?t=2069]Dezember[/url] 1944. * '''1941–1943:''' Liquidationsgespräche begannen Anfang 1941; am 15. Oktober 1941 wurde das DMI als „Zentrale Modeleitung“ aufgelöst und die Manufaktur in die Wirtschaftsgruppe Textilindustrie überführt; am 3. Dezember 1943 erfolgte die Umbenennung in Textil‑Manufaktur e.V.
== Abgrenzung zum heutigen Deutschen Mode-Institut == Das heutige '''Deutsches Mode-Institut|Deutsche Mode-Institut e. V.''' (DMI) in Köln, das aus dem Deutschen Institut für Herrenmode hervorgegangen, ist **nicht** Nachfolger der NS‑Institution. Es fungiert als moderner Wirtschaftsverband zur Vertretung der Interessen der deutschen Textil- und Modebranche in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
== Literatur == * Irene Guenther: ''Nazi 'Chic'. Fashioning Women in the Third Reich''. Berg, Oxford/New York 2004, ISBN 1-85973-400-6. * Aliena Guggenberger: ''Das System Reformkleid. Die Karlsruher Modeschöpferin Emmy Schoch und die Erneuerung der Frauenkleidung um 1900''. LMU München 2023. * Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 235/6181: Briefe und Schreiben von Emmy Schoch an Prof. Bühler, 19. November 1933.
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