Bayern (Symbol)Artikelentwürfe

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 Bayern (Symbol)

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Datei:Bayern 2.jpg|thumb|Bayern und Ruhmeshalle
„Bayern“ ist die weibliche Symbolfigur und weltliche Schutzpatronin Bayerns und erscheint als personifizierte Allegorie für den Staat Bayern in verschiedenen Formen und Erscheinungsformen. Sie stellt somit das weltliche Gegenstück zu Maria, der Mutter Jesu, als religiöse „Patrona Bavariae“ dar.

In der bildenden Kunst ist die kolossale Bronzestatue in München die bekannteste und monumentalste Darstellung Bayerns. Es wurde zwischen 1843 und 1850 von König Ludwig I. von Bayern (1786-1868) in Auftrag gegeben und steht in baulicher Einheit mit der Ruhmeshalle (München) am Hangrand oberhalb der Theresienwiese.
Datei:Rudolf Epp Ruhmeshalle.jpg|thumb|Rudolf Epp: Bayern und Theresienwiese in München (um 1900)
Nach den barocken Kolossalstatuen des 17. Jahrhunderts ist sie das erste Exemplar dieser Art aus dem 19. Jahrhundert und die erste vollständig aus Bronze gegossene Kolossalstatue seit der Antike. Es war und ist eine technische Meisterleistung.

== Allegorien Bayerns ==
Datei:Bavaria Dianatempel Hofgarten Muenchen.jpg|thumb|Bavaria im Dianatempel im Münchner Hofgarten
Die „Tellus Bavarica“ (Terra (Mythologie)) ist seit vielen Jahrhunderten eine gebräuchliche Allegorie der „bayerischen Erde“ und erscheint in vielen verschiedenen Formen, unter anderem in Wappen, auf Gemälden, als Reliefdarstellung, zum Beispiel über Hauseingängen und als Statue. In der öffentlichen Wahrnehmung wird Bayern heute weitgehend mit der monumentalen Statue auf der Theresienwiese identifiziert, doch auch andere Beispiele finden sich im öffentlichen Raum. Eine leicht zugängliche ist im Münchner Hofgarten zu sehen: Die Kuppel des zentralen „Dianatempels“ wurde ursprünglich von einer Bronzestatue der Diana (Mythologie) von Hubert Gerhard gekrönt, die von Hans Krumpper entworfen wurde vermutlich 1623 in eine Allegorie Bayerns umgewandelt, indem sie auf ihrem Helm einen Kurfürstenhut anbrachte und ihr anstelle eines Maiskranzes einen Reichsapfel in die Hand legte.
Im Jahr 1773 schuf Bartolomeo Altomonte Teile der barocken Ausstattung des Klosters Fürstenzell bei Passau und platzierte Bayern in der Mitte des Deckenfreskos im Fürstensaal. Sie wird als Königin im Moment ihrer Krönung durch einen Engel dargestellt und ist von Allegorien der Kirche, des Handels, der Landwirtschaft und der Künste umgeben.
Datei:Bavaria Kloster Fürstenzell.jpg|left|thumb|Bavaria an der Decke des Fürstensaals im Kloster Fürstenzell, 1773 von Bartolomeo Altomonte
Datei:Marianne Kürzinger Gallia beschützt Bayern 1805.jpg|thumb|Marianne Kürzinger: ''Gallia beschützt Bayern''
Im Jahr 1805 schuf die Künstlerin Marianne Kürzinger in ihrem Ölgemälde „Gallia beschützt Bayern“ eine völlig andere Version einer bayerischen Staatsallegorie. Das Bild zeigt eine junge, zarte Allegorie des Landes in weiß-blauem Gewand, die vor dem drohenden Sturm in die Arme der herannahenden Gallia flüchtet, während sich der bayerische Löwe der Bedrohung entgegenwirft. Die Darstellung spiegelt das damalige Bündnis zwischen Bayern und Frankreich wider.Haus der Bayerischen Geschichte: [https://www.hdbg.de/bup/d/d0806.htm Gallia schützt Bayern], Katalog der Landesausstellung 1999 „Bayern und Preussen“ Das Haus Habsburg|Habsburgischer Kaiser Franz II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches|Franz II. hatte gedroht: „Ich werde Bayern nicht einnehmen, ich werde es verschlingen.“
Datei:Bavaria Hofgartenarkaden.jpg|left|thumb|Fresko in den Arkaden des Hofgartens in München
Rund ein Vierteljahrhundert später schuf Peter von Cornelius zusammen mit anderen Künstlern, die an der Ausschmückung der Hofgartenarkaden beteiligt waren, eine weitaus selbstbewusstere Allegorie Bayerns als Fresko: dieses friedliche, aber wehrhafte Bayern trägt einen Brustpanzer und eine Mauerkrone, in der rechten Hand hält sie einen umgedrehten Speer als Zeichen des Friedens und in der linken einen Schild mit dem Motto Ludwigs I. von Bayern: „Gerecht und beharrlich“ . Mit dem bayerischen Löwen an ihrer Seite sitzt sie vor einer Landschaft mit Bergen und Flusstälern.Peter von Cornelius et al. (1829): „Allegorie der Bayern“ von Holger Schulten.
Datei:Bavaria Schützenscheibe.jpg|left|thumb|Die Bayern auf einer Schießscheibe von 1851
Der unbekannte Maler einer Schießscheibe in Tölz von 1851Unbekannter Künstler (1851): „''Allegorie der Bayern mit Schwert, Kranz und Löwe, davor Wappen von Bad Tölz''“ war mit ziemlicher Sicherheit bekannt Schwanthalers Arbeit an der Kolossalskulptur für die Ruhmeshalle, die damals bereits weit fortgeschritten war, aus der Presse oder sogar aus eigener Erfahrung: Obwohl frei interpretiert, zeigt seine Darstellung der Bayern sie mit den gleichen Attributen wie die Bayern auf der Theresienwiese, die zwei Jahre später enthüllt wurde. Die Kleidung ist unterschiedlich, aber die Positionierung auf dem Sockel, das Schwert in der rechten Hand und der Siegeskranz in der linken lassen deutlich das Original erkennen. Allerdings platzierte der Künstler hier die Allegorie vor einer Alpenlandschaft mit Blick auf Bad Tölz im Hintergrund und fügte im Vordergrund ein Stadtwappen hinzu.

Von 2011 bis 2018
== Ruhmeshalle und Bayern ==
Die Bavaria auf der Theresienwiese ist umgeben von der Ruhmeshalle (München) und dem Bavariapark. Es bildet trotz einiger Brüche eine konzeptionelle und gestalterische Einheit mit der es umgebenden, dreiflügeligen dorischen Säulenhalle, die auf seinem Sockel darüber steht. Aus diesem Grund wird der folgenden Beschreibung der Bayern ein kurzer Überblick über die Geschichte der Halle vorangestellt. Eine ausführlichere Darstellung seiner Entwicklung findet sich im Artikel über die Ruhmeshalle München.

=== Ursprung der Ruhmeshalle ===

==== Historischer Hintergrund ====
Datei:MUC Ruhmeshalle - Ludwig I.jpg|thumb|Büste Ludwigs I. in der Ruhmeshalle
Die Jugend Ludwigs I. war geprägt von den Machtansprüchen Napoleons einerseits und Österreichs andererseits; Zu dieser Zeit war das Haus Wittelsbach seiner Familie ein Spielball zwischen diesen beiden Großmächten. Bis Napoleon 1805 im Dritten Koalitionskrieg München „befreite“ und Ludwigs Vater Maximilian I. Joseph von Bayern (Maximilian) zum König machte, war Bayern immer wieder Kriegsschauplatz mit verheerenden Folgen für das Land. Erst mit der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 begann für Bayern eine wirkliche Friedenszeit.

In diesem Zusammenhang dachte Kronprinz Ludwig I. von Bayern an ein „Bayern aller Stämme“ und eine „großdeutsche Nation“. Diese Motivationen und Ziele motivierten ihn in der Folge zu mehreren Bauprojekten für Nationaldenkmäler wie der Konstitutionssäule in Volkach (1828), der Walhalla (Gedenkstätte) östlich von Regensburg oberhalb der Donau und dem Dorf Donaustauf (1842). Ruhmeshalle (München)|Ruhmeshalle in München (1853) und die Befreiungshalle bei Kelheim (1863), die alle vom König privat finanziert wurden und in Form und Inhalt, Zweck und Rezeption eine künstlerische und politische Einheit bilden ist trotz aller inneren Widersprüche einzigartig in Deutschland.

Ludwig, der nach dessen Tod 1825 die Nachfolge seines Vaters auf dem Königsthron antrat, fühlte sich Griechenland eng verbunden, war ein glühender Bewunderer der griechischen Antike und wollte seine Hauptstadt München in ein „Isar-Athen“ verwandeln. Ludwigs zweitgeborener Sohn Otto von Griechenland wurde 1832 zum König von Griechenland ernannt.

==== Baugeschichte ====
Datei:MUC-Bavaria draft-Schwanthaler.gif|thumb|Die Bayern vor der Ruhmeshalle, endgültige Fassung von Klenze (Saal) und Schwanthaler (Statue)
Bereits als Kronprinz entwickelte Ludwig den Plan, in der Residenzstadt München ein patriotisches Denkmal zu errichten, und ließ anschließend Listen und Verzeichnisse „großer“ Bayern aller Stände und Berufe erstellen. 1833 schrieb er einen Wettbewerb für sein Bauvorhaben aus. Der Wettbewerb sollte zunächst dazu dienen, erste Ideen für die Gestaltung der Ruhmeshalle zu sammeln, weshalb in der Ausschreibung nur die Eckdaten des Projekts genannt wurden: Die Halle sollte über der Theresienwiese errichtet werden und Platz für rund 200 Büsten bieten . Die einzige Anforderung war:"[...] dieses Gebäude darf keine Kopie von Walhalla (Denkmal) werden|Walhalla, denn so viele dorische Tempel es gab, sie waren keine Kopie des Parthenon [... ].
Datei:Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland (BRD), Olympiade 1972, Ausgabe 1970, 50 Pf.jpg|thumb|Bayern und Ruhmeshalle
Diese Bestimmung schloss den klassizistischen Architekturstil des parallelen Walhalla-Projekts nicht aus, aber es ist vernünftig anzunehmen, dass die Architekten ermutigt werden sollten, einen anderen Architekturstil vorzuschlagen. Da die Entwürfe der vier Beteiligten weitgehend erhalten geblieben sind, bietet es einen interessanten Einblick in die Geschichte der Ruhmeshalle, die in einer Phase künstlerischer und ideologischer Auseinandersetzungen zwischen Klassikern einerseits, die sich der Ästhetik der Ruhmeshalle verbunden fühlten, erbaut wurde Antike griechische Architektur|griechische und römische Antike, andererseits Romantik|Romantiker, die ihren künstlerischen Ausdruck auf der Formensprache des Mittelalters basierten. Im Wettbewerb um die Ruhmeshalle wurde diese künstlerisch-architektonische wie auch weltanschaulich-politische Auseinandersetzung fortgeführt und fand ihren Niederschlag in den eingereichten Entwürfen. Im März 1834 entschied sich Ludwig I. vor allem aus Kostengründen endgültig gegen die Projekte von Friedrich von Gärtner, Joseph Daniel Ohlmüller und Friedrich Ziebland und beauftragte Leo von Klenze mit dem Bau der Ruhmeshalle. Die Kolossalstatue nach Klenzes Entwurf beeindruckte ihn zweifellos besonders, da eine so große Skulptur seit der Antike nicht mehr realisiert worden war. Geschmeichelt von der Idee, ebenso imposante Statuen wie die bewunderten Herrscher der Antike zu errichten, schrieb Ludwig I. nach seiner Entscheidung für Klenzes Entwurf: „Nero und ich sind die einzigen, die so Großes geleistet haben, niemand mehr seit Nero.“ ."
=== Bayern ===

==== Ikonographie ====
Die Statue wurde ursprünglich in antiker Ikonographie entworfen, der Charakter wurde jedoch während der Planungsphase geändert. Die schließlich entstandene Statue ist von der Romantik beeinflusst und verkörpert die Symbolik der germanischen Kultur.

==== Entwürfe von Leo von Klenze ====
Von Klenze zeichnete bereits 1824 die ersten Skizzen einer Bayern als „Griechische Amazone“. Die Inspiration für eine solche Statue war die kolossale Bronzestatue der Athene Promachos; Mehrere Gemälde aus dem Jahr 1846 zeigen Klenzes Idee der Akropolis von Athen.
Datei:München Bayern Entwurf Klenze col.jpg|thumb|Ansicht der Ruhmeshalle mit Bayern, Entwurf von Leo von Klenze, 1834, Staatliche Graphische Sammlung München
Nachdem der Wettbewerb um den Entwurf der Ruhmeshalle zu Gunsten von v. Klenze entschieden worden war, zeichnete er neben detaillierten Skizzen für die Halle weitere Entwürfe für die Bavaria. Die Skizzen zeigen einen Bayern nach antiken Darstellungen des Amazonas mit einem doppelt gegürteten Kleid (Chiton (Gewand)) und hochgeschnürten Sandalen. Mit ihrer rechten Hand krönt sie einen mehrköpfigen Herm (Skulptur), dessen vier Gesichter die Tugenden der Herrscher und des Krieges, der Künste und der Wissenschaft symbolisieren. In ihrer linken Hand hält die Bayern mit ausgestrecktem Arm einen Kranz auf Hüfthöhe, den sie symbolisch den geehrten Persönlichkeiten schenkt. Links neben der Bayern kauert ein Löwe.

Mit diesem Vorschlag schuf von Klenze durch die Mischung verschiedener Motive eine neue Art regionaler Allegorie. Personifikationen Bayerns gab es, wie oben beschrieben, schon lange zuvor. Doch während beispielsweise die Attribute des Tellus Bavarica am Hofgartentempel den materiellen Reichtum des Staates repräsentieren, stattete v. Klenze sein Bayern mit Attributen der Bildung und Staatsführung aus. Damit schuf er auch ein neues Staatsideal. Im Entwurf von v. Klenze steht ein tugendhaftes und aufgeklärtes Staatsideal im Mittelpunkt und verdrängt die agrarischen Symbole. In einem weiteren Entwurf aus dem Jahr 1834 plante v. Klenze die Bavaria als exakte Kopie der Athena Promachos, die einst vor der Akropolis stand. Nach diesem Vorschlag wäre die Bayern mit Helm und Schild sowie einer erhobenen Lanze ausgestattet gewesen.

Am 28. Mai 1837 wurde der Vertrag zur Herstellung der Bavaria zwischen Ludwig I. v. Klenze, dem Bildhauer Ludwig Michael Schwanthaler (Ludwig Schwanthaler) und den Erzstiftern Johann Baptist Stiglmaier und seinem Neffen Ferdinand von Miller unterzeichnet. Die Entwürfe für die Hermannsdenkmale im Teutoburger Wald aus den 1820er Jahren waren Ludwig I. und den beteiligten Künstlern sicherlich bekannt, obwohl diese erst nach der Bayernherrschaft fertiggestellt wurden.

==== Schwanthalers Entwürfe ====
Datei:MUC-Bavaria scetch.gif|left|thumb|Frühe Skizze von Schwanthaler: ein antikes Gewand und der Löwe erscheint erstmals auf dem Sockel
Datei:München Bayern Entwurf Schwanthaler 'germanisch'.jpg|thumb|"eingedeutschter" Entwurf von Schwanthaler, Löwe zu Füßen der Statue, Schwerthaltung noch anders als die endgültige Fassung
Im Gegensatz zu Klenze, der sich intensiv für die klassische Antike interessierte, war Schwanthaler ein Anhänger der Romantik und gehörte mehreren Münchner Mittelalterkreisen an, die sich für alles „Patriotische“ begeisterten, aber alles Fremde ablehnten und vor allem Antike. Schwanthaler war daher in Opposition zu Klenzes klassizistischen Richtlinien. Es gehörte offenbar zu Ludwigs Strategie, die gegensätzlichen künstlerischen Ansichten in die Gestaltung ein und desselben patriotischen Denkmalprojekts einzubeziehen, um die widersprüchlichen Lager unter dem Dach der Nation zu vereinen. Sein Versuch, den klassizistischen und den romantisch-gotischen Stil zu synthetisieren, wird in der Literatur oft als „romantischer Klassizismus“ oder „Ludovizischer Stil“ bezeichnet.

Schwanthaler folgte bei seinen ersten Bayern-Entwürfen zunächst Klenzes Vorgaben. Der Bildhauer begann jedoch bald, eigene Variationen der Bayern zu entwerfen. Ausschlaggebend hierfür war seine Entscheidung, die Bayern nicht mehr nach antikem Vorbild zu gestalten, sondern sie „germanisch“ zu kleiden: Das hemdartige, bis zu den Füßen reichende Kleid war nun sehr schlicht drapiert und mit einem umgürtet darüber geworfenes Bärenfell, was der Figur nach Schwanthalers Meinung einen typisch „teutonischen“ Charakter verlieh.

In einem Gipsmodell von 1840 ging Schwanthaler noch einen Schritt weiter. Er schmückte nun Bayerns Haupt mit einem Eichenkranz. Auch der Kranz in ihrer erhobenen linken Hand, den Klenze aus Laurus nobilis (Lorbeer) geflochten hatte, wurde zu einem Eichenkranz. Die Eiche galt als besonders deutscher Baum. Die Neugestaltung der Bayern fiel mit der sogenannten Rheinkrise von 1840/41 zusammen und fiel damit in eine Zeit patriotischer Aufstände gegen den „Erzfeind“ Frankreich. Diese Krise scheint Schwanthaler, der ohnehin ein begeisterter Patriot war, dazu veranlasst zu haben, sein Bayern betont defensiv mit gezogenem Schwert darzustellen. Bis 1843 modifizierte Schwanthaler das Gipsmodell weiter. Dabei erhielt die zunächst steife Darstellung „innere Bewegung“ und es gelang ihm „, der kompakten Kolossalstatue mit ihrer sorgfältig angedeuteten Kontrapoststellung Leichtigkeit und eine entspannte Haltung zu verleihen. Der nun geneigte Kopf.“ mit milderen, mädchenhaften Zügen strahlt eine stille Verträumtheit aus, die vorher fehlte. Das Schwert wird nicht mehr unnatürlich steil nach oben gehalten, sondern schräg mit angewinkeltem rechten Arm. Der Löwe steht unsicherer und hält das Maul geschlossen.“
Datei:München-Bayern-Statue in der Hand mit Kranz (2007).JPG|left|thumb|Linke Hand mit Eichenkranz
Datei:Bavaria Bozzetto BNM.jpg|thumb|Schwanthalers Gipsmodell, um 1838/1839 (Bayerisches Nationalmuseum)
Im Fall des Bärenfells, des Eichenkranzes und des Schwertes lassen sich die Attribute der Bayern relativ einfach aus dem künstlerischen und politischen Kontext ihrer Entstehung erklären. Schwieriger ist allerdings die Deutung des Löwen. Das Tier einfach als Symbol für Bayern zu interpretieren liegt auf der Hand, entspricht aber nicht ganz den Absichten von Klenze und Schwanthaler. Der Löwe hat seit jeher einen festen Platz in der Wappenkunde der Herrscher Bayerns. Als Pfalzgrafen bei Rhein führten die Wittelsbacher es seit dem Hochmittelalter in ihrem Wappen. Darüber hinaus dienten schon früh zwei aufrechte Löwen als Träger|Anhänger des bayerischen Wappens.

Der Kunsthistoriker Manfred F. Fischer ist jedoch der Meinung, dass der Löwe nicht nur als bayerisches Wappentier neben der Bayern gedacht war, sondern ebenso wie das gezogene Schwert als Symbol der Abwehr zu sehen sei.

Das wichtigste Attribut der Bayern bleibt jedoch der Eichenkranz in ihrer linken Hand. Der Kranz stellt eine Ehrengabe an diejenigen dar, deren Büsten in der Ruhmeshalle aufgestellt werden sollten.

==== Konstruktion ====
Datei:MUC-Bavaria Großmodellzeichnung.gif|left|thumb|Arbeit am Originalmodell in Originalgröße, zeitgenössische Presseillustration
Die 18,52 Meter hohe und 1560 (ca. 87,36 Tonnen) schwere Bayernstatue wurde im Bronzehohlguss gefertigt und besteht aus vier Teilabgüssen (Kopf, Brust, Hüfte, untere Hälfte und Löwe) und diversen aufgesetzten Kleinteilen Teile. Die Höhe des Steinsockels beträgt 8,92 Meter.
Datei:MUC-Bavaria head-and-arm.gif|thumb|Szene aus dem Inneren der Erzgießerei mit dem Kopf und einem Arm der Bayern
Die Statue sollte nach den Vorschlägen von v. Klenze in Bronze gegossen werden. Bronze galt seit der Antike als ehrwürdiges und langlebiges Material. Ludwig, der die Zeugnisse seines Schaffens für die Nachwelt bewahren wollte, interessierte sich sehr für die Kunst des Bronzegusses. Der König unterstützte daher die Münchner Bronzegießer Johann Baptist Stiglmaier und seinen Neffen Ferdinand von Miller und ließ die lange Tradition des Bronzegusses in München durch den Bau einer neuen Gießerei wieder aufleben. 1825 wurde die von Ludwig in Auftrag gegebene und von Klenze erbaute Königliche Erzgießerei in München an der Nymphenburger Straße in Betrieb genommen. In dieser Gießerei wurde neben vielen anderen großen Bronzeskulpturen der damaligen Zeit auch der Obelisk auf dem Münchner Karolinenplatz hergestellt.
File:L1050655.jpg|thumb|Im Kopf der Bayern; Über den Augen ein Guckloch zur Theresienwiese; Seitlich: Bänke mit geformten Kissen
Ab Ende 1839 fertigte Schwanthaler mit einigen Gehilfen auf dem Gelände der Erzgießerei nach und nach ein Gipsmodell der Bavaria in Originalgröße an. Während des Brandvorgangs fingen mehrere Werkstatthallen Feuer. Im Jahr 1840 entstand ein erstes, vier Meter hohes Hilfsmodell. Im Spätsommer 1843 konnte das fertige Originalmodell dann in Einzelteile zerlegt werden, die Stiglmaier und Miller dann als Vorlagen für die jeweiligen Gussformen verwendeten. Doch bevor mit dem Gießen begonnen werden konnte, starb Stiglmaier im April 1844 und das Projekt wurde an v. Miller weitergegeben.
File:KopfLöweBavariastatueL1050642.jpg|thumb|Kopf des Löwen der Bayernstatue von innen.
Am 11. September 1844 wurde der Kopf der Bayern aus der Bronze türkischer Kanonen gegossen, die während des griechischen Befreiungskrieges 1827 mit der ägyptisch-türkischen Flotte in der Schlacht von Navarino (heute Pylos auf dem Peloponnes) gesunken waren und verloren gingen wurden unter dem griechischen König Otto, dem Sohn Ludwigs I., gezüchtet und als Recyclingmaterial in Europa verkauft, von dem ein Teil nach Bayern gelangte. Die Arme wurden im Januar und März 1845 gegossen, das Bruststück folgte am 11. Oktober 1845. Das Hüftstück wurde im folgenden Jahr gegossen und der gesamte obere Teil der Statue wurde im Juli 1848 fertiggestellt. Der letzte große Guss, z der untere Abschnitt fand am 1. Dezember 1849 statt.

An den Ort, an dem die monumentale Statue entstand, erinnern noch heute die „Münchner Erzgießereistraße“ und die parallel verlaufende „Sandstraße“, in der sich die für den Guss erforderliche Sandgrube befand.

==== Finanzierung ====
Wie alle Nationaldenkmäler Ludwigs waren auch die Bavaria und die Ruhmeshalle private Projekte des Königs, die er persönlich finanzierte. Am 20. März 1848 dankte Ludwig I. unter Druck zugunsten seines Sohnes Maximilian ab, was Folgen für die Fortführung des Denkmalprojektes hatte. Obwohl Maximilian II. von Bayern versprach, das Projekt fortzusetzen, betrug sein Budget nur 9.000 Gulden pro Jahr, was völlig unzureichend war.

v. Miller, der die Casting-Kosten aus eigener Tasche vorstrecken musste, geriet in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Erst als der abgedankte König die Finanzierung aus seinen Privatkassen wieder aufnahm, konnte die Fertigstellung der Bayern gesichert werden. v. Miller blieb ein Teil der Kosten übrig, allerdings war die Werbewirkung für die Erzgießerei in der Folge so groß, dass die Kosten durch zahlreiche Aufträge reichlich ausgeglichen wurden und sich die später privatisierte Erzgießerei bis in die 1930er Jahre behaupten konnte .

Insgesamt kostete die Ruhmeshalle den König 614.987 Gulden, die Bayern 286.346 Gulden und das Anwesen 13.784 Gulden.

==== Errichtung und Einweihung 1850 ====
Datei:Bavaria-Montage 1850, Kopf fehlt-2.png|left|thumb|Endmontage der Statue 1850
Datei:GedenkplaketteKopfBavariaL1050645 (2).jpg|thumb|Gedenktafel im Kopf der Bayern mit der Inschrift: „Dieser von Ludwig I., König von Bayern, errichtete Koloss wurde von Ludwig von Schwanthaler geschaffen und modelliert und in Erz gegossen und von Ferdinand aufgestellt.“ Miller in den Jahren MDCCCXXXXIV bis MDCCCL“
Auf dem Oktoberfest 1850, dem 25. Regierungsjahr Ludwigs, sollte die Bavaria in einer feierlichen Zeremonie enthüllt werden. Vor der Feier für den abgedankten König mussten die Bedenken der Regierung ausgeräumt werden, da sie befürchtete, dass ein solches Ereignis als Demonstration gegen den amtierenden König Maximilian II. aufgefasst werden könnte.

Von Juni bis August wurden die Teile der Bavaria auf speziell konstruierten Karren, die jeweils von zwölf Pferden gezogen wurden, zum Aufstellungsort transportiert. Am 7. August 1850 wurde der Kopf in einer Prozession durch die Stadt zur Theresienhöhe geführt. Die feierliche Enthüllung fand schließlich am 9. Oktober nach einem Umzug aller Gewerke und Zünfte zur Theresienwiese statt und wurde erwartungsgemäß zu einer Hommage an den abgedankten König. Die Künstler, die der König in den Jahren seiner Regentschaft stark gefördert und durch seine rege Bautätigkeit mit Aufträgen versorgt hatte, zollten Ludwig besondere Anerkennung. In seiner Rede nach der Enthüllung der Bayern rief Tischlein, der im Namen der Münchner Künstlerschaft sprach, aus: „Dank und Lob an die Gegenwart, an die Nachwelt – Bayerns ehrenvolle Eichenkrone gebührt vor allem dem König.“ Ludwig der Beschützer der Kunst! „Bayern in München als partikularstaatliches Nationaldenkmal.“] Hausarbeit, eingereicht am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München, Abteilung Neuere und Neueste Geschichte, im Hauptseminar bei Johannes Paulmann: „Die Nation zur Schau stellen. „Selbstdarstellungen der Nation im 19. und 20. Jahrhundert“, Wintersemester 2000/2001Die Ruhmeshalle war bei der Enthüllung der Bavaria noch nicht fertiggestellt; Gerüste und Holzdächer verdeckten noch große Teile des Gebäudes. Erst 1853 wurde das Gebäude im Rahmen einer viel einfacheren Zeremonie eingeweiht.

Im Inneren der Statue führt eine Wendeltreppe hinauf zu einer Plattform mit zwei Bronzebänken und vier Aussichtsluken. Im Jahr 2014 bestiegen rund 33.000 Besucher die Statue.
==== Neufassung der rechten Hand ====
Datei:Neuauflage der Münchner Bayern-Statue der rechten Hand (1907) im Deutschen Museum.JPG|thumb|Replik (1907) der rechten Hand der Bayern im Deutschen Museum, München
Im Jahr 1907 gab Oskar von Miller|Oskar von Miller, der Sohn von Ferdinand von Miller und Gründer des Deutschen Museums in München, eine originalgetreue Reproduktion der rechten Hand der Bayern in Auftrag. Es wurde in der Königlichen Erzgießerei Ferdinand von Miller in München aus dem gleichen Material wie das Original (92 % Kupfer, 5 % Zink, 2 % Zinn, 1 % Blei) hergestellt. Der Abguss hat eine Wandstärke von 4 bis 8 Millimetern und wiegt 420 Kilogramm. Die Hand ist seitdem in der Metallurgie-Sammlung des Deutschen Museums ausgestellt.

==== Restaurierung ====
File:Bavaria eingerüstet 2002.jpg|left|thumb|Bavaria wurde im August 2002 zur Restaurierung eingerüstet
Die vom Verein Bayern 2000 initiierten Sachverständigenuntersuchungen der Bayern ergaben so schwerwiegende Schäden, dass die Statue im Jahr 2001 für Besucher geschlossen werden musste. Insgesamt wurden über zweitausend einzelne Schadstellen identifiziert.
Datei:Bayern nach Restaurierung.JPG|thumb|Bayern und Löwe nach der Restaurierung
Um die Restaurierungsarbeiten teilweise zu finanzieren, fertigte der Verein Nachbildungen des einzigen Schwanthaler-Modells, der Spitze des kleinen Fingers der Statue in verschiedenen Maßstäben, unter anderem als Trinkgefäß, und anderen handwerklichen Raritäten an, die zusammen mit einer Publikation verkauft wurden. Als weitere Finanzierungsquelle wurden später die Außenflächen des Gerüsts als Werbeflächen vermarktet.

Im Zuge der umgehend eingeleiteten und rund eine Million Euro teuren Sanierungsarbeiten wurde nicht nur der hochgezogene Arm aufwändig stabilisiert und die gesamte Außenfläche gereinigt, geschliffen und versiegelt, sondern auch eine komplett neue Wendeltreppe eingebaut. Die Arbeiten an der Statue dauerten bis zum Beginn des Oktoberfestes im September 2002. Der Sockel der Statue ist noch renovierungsbedürftig.

Der Verein Bayern 2000, der sich unter seinen Präsidenten Adi Thurner und später Erwin Schneider († 2005) für das Andenken an König Ludwig I. und den Erhalt seiner Bauten und Denkmäler eingesetzt hatte, wurde 2006 aufgelöst.

==== Künstlerische Rezeption ====
Schwanthalers Bayern wurde zum Vorbild für spätere Denkmäler. Es beeinflusste beispielsweise den Schweizer Bildhauer Ferdinand Schlöth in seinem St. Jakobs-Denkmal (St. Jakobs-Denkmal). Jakobs-Denkmal in Basel, errichtet 1872.
Die Nationalsozialisten hatten ein ambivalentes und zynisches Verhältnis zur Ruhmeshalle und zur Bayern.

Einerseits entwickelten sie verschiedene Pläne zur Neugestaltung des Messegeländes Theresienwiese, darunter die der Bavaria und der Ruhmeshalle, denen jeglicher Respekt vor dem Gelände und den Absichten seines Erbauers fehlte. So wurde 1934 beispielsweise über den Abriss der Ruhmeshalle hinter der Bavaria nachgedacht; stattdessen sollte dort ein Veranstaltungsgelände entstehen und die Theresienwiese von Paradestrecken durchzogen werden. 1935 wurde ein weiterer Plan vorgelegt, der den Abriss der Bavaria und der Ruhmeshalle vorsah und an ihrer Stelle den Bau einer riesigen Kongresshalle mit einem Heldendenkmal vorsah. Nach den Plänen von 1938 würden die Bavaria und die Ruhmeshalle erhalten bleiben, aber von monumentalen Gebäuden im neoklassizistischen Stil umgeben sein. Die Theresienwiese sollte geräumt werden.

Andererseits wurde die Freifläche der Theresienwiese und die vorhandene repräsentative und symbolische Architektur häufig für propagandistische Inszenierungen genutzt, beispielsweise für Massenveranstaltungen bei den Kundgebungen zum Internationalen Arbeitertag, die bis zum Ausbruch mit großem Tamtam gefeiert wurden des Krieges, wie der folgende Auszug aus einem Bericht der „Gleichschaltung|gleichgeschalteten Presse“ über die Feierlichkeiten zum 1. Mai 1934 zeigt: „Inzwischen begann der gewaltige Marsch zur Nachmittagskundgebung auf der Theresienwiese. Die Bereits um 13 Uhr begann der Marsch in neun Riesenkolonnen. 180.000 Menschen strömten aus der Stadt auf die Theresienwiese. Ein besonders bewegender Anblick war die Ankunft von zehntausend Angehörigen der NS-Kriegsopferhilfe. Die riesigen Kolonnen der städtischen Betriebe wurden von Oberbürgermeister Karl Fiehler persönlich geleitet. Nach 14 Uhr marschierten Hunderte Fahnen von Bürgervereinen gruppiert auf dem freien Platz der Ruhmeshalle ein. Eine halbe Stunde später marschierten die Mitglieder aller Studierendenschaften der Münchner Hochschulen ein mit ihren Bannern am Fuße der Säulen der Ruhmeshalle aufzustellen. Um 15 Uhr marschierten die NSBO, die NSKBO und die Fachschaftsräte ein, um die festliche Kundgebung sofort einzuleiten. Der Prozession ging eine Arbeitsgruppe mit Spaten in der Hand voraus. Die Fahnen wurden auf den Stufen zur Bavaria und an ihrem Fuß angebracht. Die Kundgebung selbst wurde mit einer Ansprache des Gauleiters und Staatsministers Adolf Wagner eröffnet, der mit lebhaftem Jubel begrüßt wurde


== Film ==

* „König Ludwig I. und seine Bayern“, ein Film von Bernhard Graf, Bayerischer Rundfunk, 2018.

== Siehe auch ==

* Bayernstatue|Bayern (Statue)

== Referenzen ==


== Bibliographie ==

* * * * * * *
== Externe Links ==

* [https://www.schloesser.bayern.de/deutsc ... u_ruhm.htm Bayerische Schlösserverwaltung]
München
Statuen in Deutschland
Nationale Symbole
19. Jahrhundert in Deutschland
Kultur in München
Schutzheilige

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